Gun-Lah – Leseprobe

Gun-Lah Leseprobe Cover Sagen von Androulan Tabander

Nur Gueycimús Wohnung lag direkt auf dem Bajacu; die klei­ne Siedlung der Tabander lag am östlichen Fuße des Hügels, um den „Platz des Klanges“ herum. Die inzwischen wachsende Sied­lung der Kaunda lag auf der anderen Seite des Hügels, mehr zum Inneren des Landes gelegen, mit einem eigenen Festplatz in der Mitte, den die Kaunda „Guara“ nannten. Auch der Drontang hatte seine Wohnung dort genommen, ganz in der Nähe des Festplatzes.

Wenn die Throandai und manchmal der Bonigu selbst die Feste der Tabander und der Kaunda durch ihre Anwesenheit zu besonders heiligen Ereignissen machten, hatte Gueycimú daher immer die Ehre, ihnen besonders nahe sein zu dürfen, als einzi­ger gewöhnlicher Mensch in unmittelbarer Nähe des hohen Be­suches.

Einmal kam es so zu einem besonderen Fest der Aufstiegs­gleiche, einem Fest, das die Kaunda ganz unter sich zu feiern pflegten, auf ihrer „Guara“, auch die inzwischen am Bajacu wohnhaften. Immer feierten dann die Tabander ihr eigenes Fest in ihrer Siedlung, auf dem „Platz des Klanges“. Und immer wa­ren auch dort Throandai zugegen. Die Siedlung der Tabander wurde allerdings nach und nach immer kleiner; fast wohnten dort nur noch die Gehilfen und Lehrlinge der Meisterin Guey­cimú. Nichts wünschte Gueycimú stärker, als immer wieder die Throandai bei diesen Festen zu erleben, ihnen nahe zu sein – und dem Bonigu, der dieses Mal dem Fest durch seine Anwesen­heit besondere Weihe gab,

Das Hohelied der Tabander und auch die letzten Sprechge­sänge der Throandai waren verklungen, mit dem letzten Licht Risuhns begaben sich alle zu ihren Wohnungen, und auch Guey­cimú sank ins Einssein, als das letzte Licht verglomm. Was im Einssein erlebt werden konnte, das wussten nur die Throandai, vielleicht die Drontangi, manchmal ein klein wenig der Klang­meister der Tabander. Einen Sonderfall gab es allerdings: wenn ein neuer Mensch durch eine Frau ins Leben getragen werden sollte, dann tat er sich dieser Frau im Einssein kund. Und wenn sie dann am anderen Morgen, noch aus dem Einssein gelenkt, den Namen des Neuankömmlings aussprach, dann wusste sie auch im hellen Bewußtsein davon.

So war es in dieser Nacht bei Gueycimú: am Morgen von Ri­suhn in die Helle gerufen, sprach sie den Namen des Neuan­kömmlings aus: Karayácu, „Auge des Mondes“. Das war ein sehr ungewöhnlicher Name, denn der Mond, den die Menschen auf Androulan „Karayá“ nannten, bedeutete ihnen im Alltag wenig. Wenn Risuhns Licht verschwand, sanken die Menschen ins Einss­ein, Karayás Licht konnte sie nicht in der Helle halten, und so kannten sie ihn nur als im Dunst schwach sichtbaren Beglei­ter in Risuhns Helle.

Dennoch: Gueycimú wusste sicher, dass alles seine Ordnung so hatte. Die Diener des Urgrunds hatten dem Feste und dem Einssein beigewohnt, so würde auch der Name von ihr zu Recht gehört sein. Karayácu würde beim Tiefstand Risuhns in der Hel­le erscheinen. Das war ein Zeitpunkt, der nicht ungewöhnlich war; bei den Kaunda, so erzählte man sich, würden alle neuen Menschen zu dieser Zeit geboren. Bei allen anderen Völkern al­lerdings verteilten sich die Geburten gewöhnlich über das Jahr.


Die ganze Geschichte und zwei weitere finden Sie in Stefan Carl em Huiskens Leseheft „Gun-Lah“, das Sie => hier bestellen können. Weitere Informationen dazu finden Sie => hier.




Erzählung aus atlantischer Zeit – Gun-Lah

Cover Gun-Lah

Nach einer längeren Pause erscheint nun wiederum eine „Sage von Androulan – Erzählung aus atlantischer Zeit“. Sie ist eine Art Ergänzung zum schon 2020 erschienen Buch „Rantschilwis Weg“, über das Sie =>hier weitere Informationen bekommen können.

Die kleine Erzählung „Gun-Lah“ schildert einerseits Hintergrund und Herkunft einer für den weiteren Fortgang wichtigen Person, die in „Rantschilwis Weg“ noch im Dunkel blieben. Andererseits knüpft sie auch in besonderer Weise an eines der wenigen Dokumente an, die wir über Atlantis haben: die Dialoge „Timaios“ und „Kritias“ des griechischen Phliosophen Platon. Wer diese Dialoge kennt, wird unschwer Anklänge finden können.

Der Atlantis-Forscher Andreas Delor, der mich ursprünglich zu solchen Erzählungen aus atlantischer Zeit anregte, ist leider überraschend im Herbst 2020 verstorben. Er fand es wichtig, gerade in unserer Zeit wiederum die Aufmerksamkeit auf Atlantis zu lenken1. Das ist für mich Grund genug, meine damals gemeinsam mit ihm angefangene Arbeit an Erzählungen aus atlantischer Zeit nur wieder aufzunehmen und fortzuführen.

Das kleine Heft „Gun-Lah – Ein Vorspiel zu »Rantschilwis Weg«“ erscheint im Eigenverlag, hat 32 Seiten, einen farbigen Umschlag mit Reproduktionen von zwei Werken des Künstlers Paul Pasch, Rückendrahtheftung, und kostet 6,50 €. Die ISBN ist 978-3-9825769-0-9.

1Siehe seine Aufsätze zu diesem Thema im Internet: „Atlantis steigt wieder auf – das spirituelle Erwachen der Naturvölker“ und „Das neue Handhaben des Ätherischen – wozu Atlantis wieder aufsteigt“




Sonderhefte DIE LAHNUNG – Mitteilungen für individuelle Entwicklung und Lebenskunde

Seit Anfang 2020 gibt es – derzeit dreimal jährlich – unter dem Titel „DIE LAHNUNG“ MItteilungen für individuelle Entwicklung und Lebenskunde. Worum es dabei genauer geht, ist =>hier beschrieben. Ab jetzt gibt es dazu auch Sonderhefte.

Im Rahmen der Arbeit an diesem Projekt entstanden auch umfangreichere Texte, unter anderem das Buch „Wahnsinn und Denken. Der Kampf um den Menschen“ und mehrere Veröffentlichungen zur Geisteswissenschaft hier auf dieser Netzpräsenz (siehe => hier).

Nun sind zwei sehr verschiedene, etwas umfangreichere Arbeiten entstanden, die auch einzeln, für sich stehend von Interesse sein können. Ich biete sie daher nun als Sonderhefte zu den Mitteilungen für individuelle Entwicklung und Menschenkunde an. Es ist ja gewiss etwas sehr verschiedenes, ob man irgendwelche Texte und Bilder als Teil der virtuellen Welt auf dem Computerbildschirm zur Kenntnis nimmt, oder ein ordentliches Heft, im zweiten Falle auch mit farbigen Abbildungen in der Hand hält und damit umgehen kann.

Das erste Sonderheft enthält einen längeren Aufsatz von mir zum Thema „Furcht und Angst – Schlüssel zur Gegenwart des Menschen“, das zweite Heft „12 Geschichten aus dem Kaleidoskop-Garten“ von Annette Bogatay zur Gobelinstickerei „Kaleidoskop“ von Christiane Höschen. Beide Hefte sind in Kürze verfügbar; sie können bereits jetzt bestellt werden. (Anmerkung zum Sonderheft 2: Das Heft ist ausverkauft. Es wurde durch eine schöne Ausgabe in größerem Format ersetzt, die Sie =>hier finden können)

Ich wünsche jedenfalls beiden neuen Veröffentlichungen viele Leser.

Interessenten, die diese Hefte gewerblich weiterverkaufen möchten, erhalten einen gängigen Wiederverkäuferrabatt. Bitte fragen Sie in diesem Fall an.




Literatur

Literatur 1 – Geschichten

Mythische Geschichten haben es mir schon immer angetan. Und wenn ich gerade keine neue zum Lesen habe, erzähle ich eben selber eine. Manchmal auch mehrmals die gleiche. Die Zuhörer erzählen gleichsam mit, so lange, bis die Geschichte ausgereift ist. Dann wird sie aufgeschrieben. Manche meiner Geschichten sind so entstanden, andere durch Abtauchen in die Zwischenwelt innerer Bilder, die sich aus der Vertiefung in ein besonderes Thema ergeben hat. Daraus sind meine Bücher geworden.

Manches eignet sich aber zunächst nicht für eine Buchveröffentlichung, so zum Beispiel meine Gedichte zum Jahreswechsel oder zu anderen Themen. Für die eine oder andere Geschichte findet sich auch bisher nicht der richtige Ort für eine gedruckte Veröffentlichung (obwohl mir das viel lieber wäre). Also steht es erst einmal hier bei mir im „Netz“.

Neben der Veröffentlichung zum Lesen trage ich meine Geschichten und Gedichte aber auch hier und da vor, manchmal umrahmt und ergänzt durch meine Musik.

Literarisches von mir findet man also

Viel Spaß beim Stöbern!




Atlantis-Erzählungen jetzt verfügbar

Atlantis-Erzählungen Rantschilwis Weg

Zu meiner großen Freude traf heute das Paket mit meinem neuen Buch ein: „Sagen von Androulan – Rantschilwis Weg. Erzählungen aus atlantischer Zeit“. Das Buch soll das erste einer kleinen Reihe von Erzählungen sein, die Vorgänge und Erlebnisse auf Androulan schildern, einer der Inseln, auf denen sich das Leben des späten Atlantis abspielte.

Näheres zu dem Projekt habe ich bereits =>hier geschildert. Das Buch hat auf dem Umschlag zwei Abbildungen von Originalwerken des Malers Paul Pasch (ein verstorbener Verwandter), die zum Inhalt zu passen schienen. Es ist sorfältig hergestellt, mit Fadenheftung, festen Kartonumschlag und angenehm in der Hand liegendem Format. Die nicht zu kleine Schrifttype kann auch noch bei etwas schlechterem Licht oder von Menschen mit inzwischen etwas erlahmtem Sehvermögen entziffert werden. Insgesamt ein schönes Buch; ich hoffe jetzt auf viele Leser mit Interesse für die Lebens- und Erlebensweise unserer Vorfahren auf Atlantis. Man taucht wirklich in eine ganz andere Welt ein beim Lesen!

Das Buch hat 152 Seiten und kostet 14 €. Die ISBN ist 978-3-89979-314-7. Es kann in jeder Buchhandlung, beim => Verlag, in diversen Online-Buchhandlungen und natürlich in meinem =>Shop bestellt werden.




Atlantis-Erzählungen – neues Buchprojekt

Cover Atlantis-Erzählungen Rantschilwis Weg

Schon längere Zeit, gewissermaßen „im Hintergrund“, läuft ein neues Buchprojekt, das nun in Kürze realisiert ist: Erzählungen aus atlantischer Zeit, von Stefan Carl em Huisken. Der Titel des Buches ist „Sagen von Androulan – Rantschilwis Weg. Erzählungen aus atlantischer Zeit“. Um was es sich genauer handelt, ergibt sich aus dem unten vorab veröffentlichten Auszug aus dem Vorwort. Das Cover (siehe rechts) zieren zwei Reproduktionen von Originalwerken des Malers Paul Pasch, einem verstorbenen Verwandten des Autors. Das Buch hat Fadenheftung, erscheint im Format A5 mit 152 Seiten und kostet 14 €.

Das Buch ist in Kürze erhältlich über den Buchhandel, beim => Verlag Ch. Möllmann und natürlich über den hiesigen => Shop.

Eine Leseprobe finden Sie => hier.

Auszug aus dem Vorwort

Was in den hier vorgelegten Sagen erzählt wird, ist Ausfluss der schaffenden Fanta­sie. Die konkreten Gestalten und alle er­zähl­ten Vorgänge können nicht auf zweifelsfrei be­legbare Ereig­nisse der Menschheitsgeschichte zurückgeführt werden, sind inso­fern „frei erfunden“.

Dennoch gibt es einen wesentlichen Unterschied zu vielen an­deren, thematisch ähn­lich gelagerten Erzählungen über At­lantis, wie sie z.B. im Bereich der sogenannten „Fantasy“-Litera­tur vor­kommen. Dieser Unterschied ist darin zu suchen, dass die hier vorgelegten sagenhaften Erzählungen angeregt und inspi­riert sind von der derzeit wohl umfassendsten, von wissen­schaftlicher Redlichkeit und Unvoreingenommen­heit getra­genen Darstellung über Atlantis, die wir haben.

Veröffentlicht hat sie Andreas Delor in seinen ausführlichen, mit akribischer Genau­igkeit und Detailliertheit dargelegten For­schungsberichten in neun umfangreichen Bän­den*. Seine Be­rich­te beziehen praktisch alles ein, was an Quellen aus den al­lerverschiedensten Richtungen über Atlantis erreichbar war. Jede dieser Quellen wird von ihm mit größtmöglicher kriti­scher Unvoreingenommenheit auf ihre Vertrauenswür­digkeit geprüft und bewertet.

Zusätzlich hat Andreas Delor mit hellsichtigen Personen zu­sammengearbeitet, deren Angaben erst das umfassende Panora­ma ermöglichten, das er in seinen Atlantis-Bän­den entwirft. Auch die Einbeziehung dieser, für heutige Verhältnisse ja noch unge­wöhnlichen Quellen ist von ihm ausführlich begründet und kri­tisch hinsichtlich der Vertrauens­würdigkeit der Angaben ge­prüft wor­den. So ist auch hier gewahrt, was das ganze Werk prägt: schönste wissenschaftliche Gesinnung.

Ein derartiges profundes Werk im Hintergrund zu haben, an dessen Ergebnissen al­les gemessen werden kann, was in den hier vorgelegten Erzählungen aus der Fantasie gestaltet wird, ist mir Chance und Herausforderung zugleich. Es zwingt auf der ei­nen Seite, Gestalten und Vorgänge so zu schildern, dass in ihnen inne­re Bilder aufgerufen werden, die vom Leser als wahr erlebt wer­den können aus den heutigen Erlebnismög­lichkeiten der Seele heraus. Nur dann gestaltet die Fantasie so exakt, dass auf der an­deren Seite die Ergebnisse auch einer nüchternen, rein wissen­schaftlich-erkenntnismäßigen Überprüfung standhalten können. Dann erst entsteht die Möglichkeit, dass solche Erzäh­lungen neue Zugänge zu lange verschütteten Seelen­bereichen des Menschen er­öffnen helfen.

Es ist mir darum eine große Ehre, von Andreas Delor nach ei­nem Versuch zur Gestal­tung von „Atlantis-Sagen“ gefragt wor­den zu sein. Ganz selbstverständlich ist darum auch jede einzel­ne Er­zählung ihm zur kritischen Durchsicht vorgelegt, und was er an­zumerken hatte nach Möglichkeit eingearbeitet worden. Ohne seine Forschungsbe­richte über Atlantis gäbe es diese Er­zählungen nicht. Dennoch bleibt die Feststellung: alles, was hier erzählt wird, ist Ergebnis meiner gestaltenden Fantasie – sie ist und bleibt mir die letztgültige Richtschnur meines Erzählens.

So erhebt nichts von dem hier Dargestellten den Anspruch, wahrhaftig genau so gewesen zu sein. Aber ist nicht unsere Fan­tasie auch ein Ergebnis langer Menschenentwicklung? Könnte es nicht sein, dass in ihr selbst auch ein Quell zu finden ist, der uns Heutigen einen neuen Zugang zu längst vergangenen, nur wenig aus äußeren Dokumenten erschließbaren Kulturen ermöglicht?Vielleicht können ja diese „Sagen von Androulan“ dazu beitra­gen, dass Atlantis und seine Bedeutung in der Menschheitsent­wicklung wiederum zu einem selbstver­ständlichen Teil bewuss­ten menschlichen Kulturlebens werden .

In einem ersten Wurf lege ich hier den Anfang einer Reihe von Sagen vor, die schlaglichtartig die spätere Atlan­tiszeit be­leuchten und so dem Leser ein allmähliches Einleben in die da­malige, gegen­über unserer heutigen so ganz andere Erlebnis­welt der Men­schen ermöglichen sollen. Eine Fortsetzung bis zum endgültigen Untergang der atlantischen Zeit ist in Arbeit und kann zu ge­gebener Zeit erscheinen.


*Andreas Delor: Atlantis nach neuesten hellsichtigen und wissen­schaftlichen Quellen. 9 Bände. – Borchen: Verlag Ch. Möllmann, 2010 ff




Rantschilwis Weg – Leseprobe

Abreise

Rantschilwis Weg Sagen von Androulan Cover

Nur kurz und beiläufig berührten seine Füße wechsel­weise die Erde, wie zur kurz­en Ori­entierung für den nächsten langen Laufschritt, der ihn in ei­nem weiten Bo­gen vorantrug, bis wie­der eine neue Ausricht­ung der Bewegung nö­tig schien. Rant­schilwi be­merkte selbst kaum, wie er über den Boden dahin flog, in einer eleganten, ent­spannten Bewegung, die immer nur kurz von der Berührung seiner Füße mit der Erde neu be­lebt wurde.

Rantschilwi – sein Name würde in unserer Sprache etwa „Der-alles-sieht“ oder „Scharfes Auge“ bedeu­ten – Rantschilwi war erfüllt von sei­nem Ziel und sei­ner Aufgabe, denen er entge­geneilte. Risuhn, die „Welter­leuchterin“, erhellte ihm seinen Weg vom Him­mel herab. Manchmal trat sie in sein Gesichts­feld, wenn sich die Richtung seines Laufes änderte, weil der Unter­grund es er­forderte. Dann sahen auch seine Au­gen sie, ringför­mig umge­ben von dem viel­farbigen Schein der Luft, die ihn von ei­nem Fuß-Auf­setzen zum ande­ren trug, oft mehr als zehn Manns­längen weit. Ri­suhn: die große Füh­rerin, ohne die nie­mand sei­nen Weg in der Welt finden könnte.

Rantschilwi bemerkte all dies nur am Rande, denn für ihn gab es im Augenblick nur sein Ziel und seine Aufgabe, die zu er­füllen er auf dem Wege war. Er war aus seinem Heimatort, dem etwas nördlich der Mitte Androulans gelegenen Dorf Bocibao aufgebrochen, als der Drontang, der „Verkünder des Thronn“ ihn, Rant­schilwi, aus allen Bewohn­ern seines Heimatortes dazu bestimmt hatte, Auge zu sein für alle bei dem Er­eignis, das nun eintreten sollte, ganz im Südosten auf der äußersten Landzunge, wo die weißlichen Schwaden immer dichter wurden und der Boden aufhörte zu tragen. Dort also, wo Ba­gua, der un­ergründ­liche Ozean be­gann.

Im Thronn, den wir Heutige etwa „Wo-der-Ur­grund-spricht“ nennen würden, war der Ker­duonc eingekehrt. Kerduonc – der „Der-uns-die-Welt-gibt“ würde sein Name etwa heute lauten kön­nen, oder auch „Der Weltenhärter“. Seitdem waren viele Dinge anders geworden. Nur die Drontangi konnten den Thronn noch finden, durften sich dort auf­halten, alle anderen wurden ohne es zu mer­ken vom Wege abge­bracht.

Als der Drontang ihn, Rantschilwi, auf der Dorf­versammlung bestimmt hatte, waren die Bil­der wie­der aufgestiegen von Be­gegnungen der Vorfahren mit den Drontangi, da­mals noch zu vorbe­stimmten Zeiten am Ort des Thronn, wo der Urgrund di­rekt durch seine Diener sprach. Aber seit der Kerduonc dort an­gekommen war, ver­band sich mit dem Na­men des Thronn so­gleich auch das Gefühl einer großen Gefahr für jeden, der sich diesem Ort unbe­rufen näherte. So suchte niemand ernst­haft den Weg, sondern man mied die mit Bü­schen bewachse­ne Ebene, die den Thronn umgab, mit heiliger Scheu.

Mit diesem Gefühl einer großen Gefahr, die mit dem Thronn, dem „Mund des Ur­grundes“ ver­bunden sein könnte, war vieles schwieriger geworden. Bis in die kleins­ten Verrichtungen des Ta­ges konnte man bemer­ken, dass alles, was Rantschilwis Vorfah­ren noch als selbstverständ­lich und immer gleich erlebt und ge­tan hatten, nun Pflege und Aufmerksamkeit brauch­te. Eine Pfle­ge und Aufmerksamkeit zwar, die jeder von sich aus, ohne Zwei­fel und in größter Selbstver­ständlichkeit aufbrachte, aber an­ders als bei den Vor­fahren war es eben doch. Und diesen Unter­schied spürte je­der, wenn die Be­gegnung mit dem Drontang oder ein Weg an der großen Buschebe­ne vorbei in ihm die Bil­der aufrief von den Erleb­nissen der Vorfahren.

All dies lebte in Rantschilwi als ein großes, zusammenfassen­des inne­res Bild von sei­ner Aufga­be, während er gleichzeitig da­hin lief, in großen Bögen durch die manchmal weißlich, manch­mal vielfarbig schim­mernde Luft schwebend von ei­nem Fußtritt zum nächsten.

Eben ging sein Lauf an der Hügelkette entlang, hin­ter der die Buschebene begann. Am Ende der Hü­gelkette verlangsamte er seinen Lauf, um bei einer klei­nen Strauch­gruppe am letzten Hü­gel gänzlich inne zu halten. Hier würde er Holang treffen, „das große Ohr“, einen entfernten Ver­wandten aus dem Dorf Riyara im Westen, am Fuße des Androun, des Zentralgebirges auf An­droulan. Zusammen würden sie mit dem Vija­geda weiterreisen, das dort bei den Büschen für sie bereit lag. Der weite­re Weg ging über weiches Land, das den Füßen nicht ge­nügend Kraft und Richtung gab für einen guten Lauf. Mit dem Vija­geda könnten sie beide darüber hin schweben, bis zu der Land­zunge, die das Ende ihrer Reise bildete.

Die ganze Geschichte und zwei weitere finden Sie in Stefan Carl em Huisken Buch „Rantschilwis Weg“, das Sie => hier bestellen können. Weitere Informationen dazu finden Sie => hier.




Un he löppt

(niederdeutsche Kurzgeschichte, 2017 zum Wettbewerb „Vertell doch mal“ eingereicht)

In Ostfreesland word seggt, dat de Möven de Kinner ut de See an Land brengen un se bi de Moders oflevern, wenn‘t Tied is. Un kiekst du disse Vögels na, wenn se dör de Lucht swajen, denn kannst du woll to dat Menen komen dat se de Lüü ok wiederhen in de Luur hebben. Un wenn se in grote Swarms över de Hemel trecken: well weet wat se in d‘Sinn hebben?

„Löppt?!“ froog de Een.

„Kiek sülvst!“ see de Anner un geev dat Kiekgatt free. De Een luurde dör dat Gatt, un daar sach he hum: de Mann. De weer an‘t Lopen as mall.

„Waar sitt he achter to?“ froog de Een.

„Kiek sülvst!“ see de Anner un wees na de Kimm. Un de Een luurde na de Kimm, un daar sach he en grote staatske Fent, de leep as de Wind. Man de harr noch Tied um sük of un to na de Mann um to kieken. Dat weer düdelk genoog, funn de Een. Un as he weer na de Mann keek, muss he haast en bietjet lachen. De geef sük Meite as mall um de Fent to kriegen, man daar sull woll niks van worden, dat sach de Een so. De Mann harr al en rode Kopp, und de Ogen rullden as of se hum glieks ut de Kopp fallen wullen. Man he leep, un feller und feller. Dat dee de lange Fent natürelk ok …

„Willn wi hum helpen?“ froog de Een.

„Woso?“ antwoordde de Anner.

„Wi hebben hum daar hen brocht waar he nu is.“ see de Een.

„Man de Updracht hebben wi van hum sülvst,“ see de Anner, „hett he sülvst Schuld.“

„Man daan hebben wi‘t doch!“ brummel de Een.

„Laat uns noch wachten. Denn könen wi uns noch wat vermaken bi‘t Tokieken.“ see de Anner. Un dat deden se denn ok.

Un de Mann wurr immer mehr Baas över de Loperee. He keek de Fent sien Maneer van Lopen of, un tosamen mit sien Dülligheid sörgde dat daarför, dat de Afstand lüttjeder un lüttjeder wurr. Do kunn de Mann de Fent wat toropen.

„Well büst du?“ reep he.

„De de löppt!“ geev de Fent torüch.

„Dat seh ik doch! Man waarum löppst du so gau weg, dat ik di neet kriegen kann?“

„Kiek na di sülvst: well sitt di up de Hacken?“ see de Fent, un he leep weer en bietjet feller, so dat de Mann hum nett neet griepen kunn.

Eerst bössel de Mann noch wat achter hum an, man upeens bleev he stahn. „Recht hett he egentlik. Well sitt mi up de Hacken?“ doch he bi sük. Un denn dreihde he sük um. Un do verfehrde he sük baldadig. Mit all de Loperee weer he man blot so en paar Meters vörut komen, neet van Belang, dat lüttje Stück. Un he haar doch so up de lange Fent an diest, un de rönn doch al so gau as of de Swarte sülvst achter hum to satt! Upeens föhl de Mann sük oll un klöterg, un de Tranen fungen an to lopen, un sien Gesicht wurr langer un langer, haast bit an sien Buuk.

„Nu is‘t so wiet!“ see do de Anner. Un he swung sük hoch in de blaue Hemel, un mit hum all sien Frünnen, un de Een ok.

As de Mann de Möven sach, do doch he bi sük: „Vör Jahren hebben de mi hier an Land brocht, wiet van d‘See. Of de mi nu woll helpen?“ – Un dat deden de Möven. De hele Swarm schoot up de arme Mann daal, un se packden hum mit hör Snavels, un all tosamen weern se genoog um de Mann van d‘Eer to kriegen. Se flogen hoch in de Hemel mit hum, un fix vörut, achter de lange Fent an, de nu al nett noch an d‘Kimm to sehn weer. Fell genoog gung dat dör de Lucht, un neet lang düürde dat, bit dat se de Fent inhaalt harren. De Mann kun hum nu al unner sük sehn. Man de Möwen flogen noch wieder, en good Stück vörut, ehrdat se de Mann weer up d‘Eer settden. En bietjet gruuv leten‘s hum in d‘Sand pluntjen, un hör Ralleree klung hum as „Kiek to! Kiek to!“ in de Ohren.

As he nu upstunn un torüch keek, kunn he de Fent up sük to jachtern sehn. Nader un nader kweem he, un do kunn de Mann hum kennen. Un nu? Weetst du woll, well he daar in‘t Gesicht keek? Vör well lopen woll de meeste Minsken weg, un well sitt hör achter to? Bi well is dat besünners stuur um hum to kennen? Ik kann‘t di neet seggen, man dat een kann‘k di verraden: he sücht meest ut as de Düvel, man elk un een kennt hum heel good, beter as all anner Lüü. He is för elk un een sien Nahste, so to seggen.

Un wat dee de Mann daar? Vull van Angst dreihde he sük um un fung an to lopen. He biester daar langs as of he een sehn harr. Harr he ok ja. Dat hum de Fent blot neet kriegen dee!

„Löppt weer?“ froog de Anner. „Löppt?!“ see de Een. „Dat is Jachtern as mall!“ – „Un wo faken geiht dat nu noch so?“ höörde he de Anner seggen. Man daar wuss he keen Antwoord up. Weetst du een?

© Stefan Carl em Huisken 2017

Veröffentlicht in: NDR (Hrsg.): Vertell doch mal – Löppt?!. Kiel/Hamburg, Wachholtz, 2017, S. 42ff




Disse Ogen

(niederdeutsche Kurzgeschichte, eingereicht für den Wettbewerb „Vertell doch mal“ des NDR 2019)

He harr dat mooi kommodig vandaag: mit sien Wark alls good in de Riege, und sien Baas in de anner Kamer weer best up sien Dreev. Dat weer lang neet alltied so. Sien Baas, de harr ok so‘n „düstere“ Sied, un wenn he de rutkehr, denn kun een woll dat Grieseln ankomen. Man vandaag eer‘t all good.

Dat weer ok midden in de Maant, un he harr mit de Bookhollen minner to doon. Egentlik weer‘t sotoseggen en heel gode Dag. Man geneten kunn he dat neet so recht. He harr – sünner sük sülvst dat klaar to maken – dat Geföhl, dat vandaag noch wat komen sull.

Dat kloppde sacht an de Döör, un up sien „Herein!“ kweem en moje junge Froo binnen. En heel moje junge Froo, funn he. Se vertellde hum, dat sien Baas hör inbestellt harr. Dat gung um wat Geld, dat hör Mann – „De hebb ik je nu neet mehr.“ see se un kreeg en Blick as Füür un Isen daarbi -, dat gung um dat Geld dat hör Mann van sien Baas lehnt un neet torüggbetaalt harr. Dat weer klaar, doch he bi sük. Wenn du Geld utlehnst un kriggst dat neet torügg, denn kiekst du good ut well du daarför to faten kriegen kannst. „Daar hett een sien Bookhollen neet good up de Riege hatt!“, doch he, un weer en bietjet stolt, dat dat bi hum nooit geböhren sull.

He gung na sien Baas um se an to melden, un as he torüggkweem leet he de Döör open för hör. Se leet de Döör achter sük en bietjet up Gluup staan. Man dat full hum eerst up as he weer an sien Schrievdisk satt. Deit nix, doch he, un gung weer an‘t Wark.

Jüst boven up de Stapel lagg een Vörgang mit en open Schüld. Hé, dat gung um hör Saak, doch he, se harr ja hör Naam seggt, un de stunn daar ok up. En örnlik Bedrag, funn he. Wat en Tofall, nett sovööl harr he vanmörgen van de Bank haalt, um dat Geschenk för sien Froo to betahlen, dat he vanmiddag kopen wull.

Mit leverlaa wurr dat in de Kamer van sien Baas immer luter. De Baas wurr kievig, un se klung vertwiefelt. „Ik hebb sovööl Geld doch neet!“ see se, „un wat ik hebb, dat bruuk ik för mien Kind!“ – „Denn halen‘s sük dat doch van hör Mann torügg!“ see de Baas höhnsk. „De hett hör dat Kind ok ja maakt!“

He wuss neet good wat mit hum geböhren dee. De Krakeel in de Kamer gung wieder, man he haalde de Baargeld-Kass ut de lüttje Tresor, neem dat Geld för dat Geschenk ut sien Knippke un dee dat in de Kass. He schreef en Quittung over de Bedrag, mit een Fantasienaam bi „erhalten von“, un de Vermark dat dat Geld för de Schüld van de Froo weer. Beneden noch sien egen Unnerschrift as Bewies dat he dat Geld kregen un in de Kass daan harr. Dat alls truck as ’n Droom an hum vörbi, so as wenn he dat neet würkelk sülvst dee. So, nu weer de Kass weer in de Tresor. Ut de Kamer höörde he dat Snückern van de Froo luter worden, as de Baas see: „Ik weet noch wat. Se hebben ok ja noch heel wat anners an to beden as Geld, dat seh ik ja. Wi könen dat gliek vanavend regeln.“

He doch blot noch „Wat geböhrt hier egentlik?“ – Un denn greep he de Quittung van sien Schrievdisk, kloppde an de Döör van sien Baas und stappde in sünner to wachten. „Tschulligung!“ see he, „man daar het nett even een de Schüld van disse Froo betahlt!“ Un he leggde de Quittung vör sien Baas up de Tafel. De keek staff up de Quittung, denn mit Ogen as en Märtkater na de Froo, un denn froog he: „Well was dat, de dat betahlt hett?“ – „Weet ik ok neet,“ loog he, „he hett disse Naam seggt för de Quittung.“ Nog nooit in sien Levend harr he so mit Benüll logen, un nu dee he dat sünner daarbi rood to worden. „Nu, denn is‘t ja all regelt.“ see de Baas, un he weer heel düdelk neet tofree mit disse Ofloop van de Saak. As he sük weer an sien Schrievdisk settde, wunk he blot nog na de twee annern, dat se de Kamer verlaten sullen.

Tosamen mit de Froo gung he na buten un mook de Döör achter sük good dicht. As he sük umdreihde, stunn daar de Froo und keek hum stief in sien Ogen. „Disse Ogen ….“ doch he,

un do verdween sien hele Bürokamer, alls wat um hum to weer, blot de Ogen, de bleven. Se höörden nu bi en staatske und bliekbaar stolte Fent. He sülvst – he weer nu en Froo, de noch full satt van de Schrick, de se beleefd harr. Se harr disse körtere Weg nomen na de Medizinmann, dat weer doch so hoognödig för hör Moder, ok wenn se wuss, dat up disse Weg faker Rovers up Padd weern. Un jüst dat weer geböhrt. Dree Rovers weern miteens ut dat Unnerholt broken un wullen over hör herfallen. Se harr noch versöcht weg to lopen, man dat hulp nix, de dree weern feller. Un as se hör nett to griepen harren, do weer disse Fent mit sien Peerd angalopperd komen, un weer tüsken de Rovers mit sien blitzende Biel so tokehr gahn dat se‘t up‘t Lopen smieten mussen. Un nu stunn he daar, keek hör liekut un stolt in de Ogen. Vördat se en Woord van Dank seggen kunn, kehrde he sük of, um weg to rieden ….

As se hör Ogen wegdreihde um to gahn, klung dat in hum as wenn se see: „Nu is’t weer liek.“ Of he dat würkelk höört harr, dat wuss he nadeem neet mehr. Uprecht un mit faste Tree stappde se de Döör ut.

As ’n Droom weer dat all an hum vörbi trucken. As ’n Droom. Man dat harr keen Droom west, dat wuss he heel seker. Man wat harr dat denn west?

© Stefan Carl em Huisken 2019




Janko van’t Holt – Leseprobe

Janko van't Holt - UmschlagLangsam nur fand sich Janko hinein in die helle Welt um ihn her, als er aus diesem Schlaf erwachte. Zu lange hatten seine Augen das Licht vermissen müssen, das ihnen doch ganz allein ihren Sinn geben konnte. Eine ganze Weile brauchte Janko auch, um sich selber ins rechte Gleichgewicht zu bringen zwischen dem hellen Tag um ihn her und dem tief dunklen Abgrund der Nacht in sich. Freilich, schon immer hatte er sie in sich getragen, die Nacht. Aber er hatte es nicht gewusst. Darum hatte er auch selber nichts dazu tun müssen um den hellen Tag draußen und die schwarze Nacht drinnen ins rechte Verhältnis zu setzen. Jetzt wusste er davon, und das war ganz etwas anderes. Schließlich gelang es ihm doch. Und was er schon immer gekonnt hatte, nämlich mit allen Wesen der Welt zu sprechen, das lebte nun noch tiefer in ihm, denn nun wusste er auch, wie ein jedes Wesen sich ausnahm im dunkel-hellen Bereich der Nacht.

Nach und nach fiel ihm alles wieder ein, was er erlebt hatte. Die ganze Fülle stieg in ihm auf, alles, was er getan hatte, um seine Frage zu beantworten: Wie kann den Wesen der Welt in ihrem Leid geholfen werden? Er hatte gemeint, einer Antwort immer näher zu kommen, und doch war seine Frage nur immer größer und mächtiger geworden. Aber jetzt hatte er einen Gefährten bei seiner Suche, mit dem er sich ganz Eines wusste: Die Nacht in sich mit allem Leben, das sie in sich trug.

Was haben wir gelacht, liebe Nacht!“ sprach er in sich hinein, „Und ich weiß doch immer noch nicht warum! Kannst du mir nicht wenigstens einen ganz kleinen Hinweis geben?“

Nun,“ sprach die Nacht, „das Lachen hat dich endlich wieder in die Welt gebracht, dahin, wo du nun einmal deinen Weg erobern musst. Und in der Welt: wer macht dort aus den Dreien Eins? Wer trägt den Löwen und den Adler und die Kuh in sich?“

Na, das bist du, die Nacht!“ antwortete Janko, mit dem Erfolg, dass die Nacht schon wieder begann zu kichern.

Aber ich,“ kicherte die Nacht, „ich bin doch nicht in der hellen Welt!“

Wie Schuppen fiel es da Janko von den Augen: Ja natürlich, er selbst war es, der aus den Dreien erst ein Ganzes macht, denn er war durch die Nacht mit ihnen Eins geworden.

Ihr Wesen der Nacht habt aber auch Rätsel auf Lager!“ lachte er der Nacht entgegen, „es ist manchmal gänzlich zum Verzweifeln!“.

Rüstig schritt Janko nun vom Fuß des Berges fort, um den Führer noch einmal auf zu suchen, der ihm nun schon zweimal den Weg gewiesen hatte. Bald erreichte er das Dorf am Fuße des Gebirges und fand richtig auch den Führer dort vor seiner Hütte vor.

Da bist du ja!“ sprach dieser, als habe er Janko schon erwartet. „Weißt du denn nun, wohin dein Weg dich führen wird?“

Ich weiß wohl, dass ich bald nach Haus und zu Marie und meiner Mutter reise.“ antwortete Janko. „Doch ganz scheint mir mein Plan noch nicht gereift. Die Drei – der Mut, die Weisheit und die Lebensruhe, sie werden nur ein Ganzes dort, wo ich auch bin. Doch wie kann ich nun Sorge tragen, dass die drei und alle andern Wesen mit dem Wissen von dem Ganzen auch die dunklen Zeiten überdauern? Die Zeiten, in denen niemand sie noch kennen will?“

Nun,“ sprach der Führer, „so will ich noch ein drittes Mal den Weg dir weisen. Doch sage erst mir noch, wie es geschehen konnte, dass wir uns begegnen?“

Das ist leicht!“ lachte Janko. „Ich trug die Nacht schon immer unerkannt in mir, und sie ist jedem Wesen eins, das irgendwo nur leben kann. So warst auch du in ihr – in mir – und führtest meinen Schritt zu deiner Hütte.“

Bravo!“ rief der Führer. „Dann wirst du ganz gewiss auch selbst schon wissen, auf welchen Weg ich dich nun weisen werde!“

Und da war es wieder, das Gefühl in Janko, dass er eigentlich schon wusste, was zu tun sei, aber – es nicht fassen konnte. Genau so wie zuvor, als dann das große Gelächter ausgebrochen war, das ihn der hellen Welt zurück gegeben hatte. Fast wollte der Mut ihm sinken – fast! Aber schon sprach der Führer:

Doch damit du deinen Weg auch fassen kannst, will ich dir helfen! Wer fasst denn alle Wesen in ein Ganzes, und weiß auch noch davon?“

Das bin ja ich!“ rief Janko, und ergänzte: „Ob es noch einen andern gibt, kann ich nicht wissen.“

Nun denn, wovon die Menschen gar nichts wissen, das können sie auch schwerlich ganz zerstören. Und wenn der eine, den es gibt, mit allem Leben sich fort macht in die Nacht, die jeder Mensch schon in sich trägt und doch nichts weiß davon, so bleibt das Ganze und das Wissen doch am Leben.“

Doch wie soll dann die Welt einmal erneut davon erfahren?“

Dazu braucht es nur einen kleinen Ort, den finden kann, wer es aus seinem Herzen wirklich will. Auch du hast schließlich mich gefunden durch den Ruf in deinem Herzen. Bis dahin brauchst du alle drei: den Mut, die Weisheit, und zum Schluss vor allem Lebensruhe. Doch die sind nun schon unzertrennlich deine Freunde. Grüß deinen Wald, von mir, in dir! Wir werden uns zur rechten Zeit erneut begegnen.“

Und mit diesen Worten trat der Führer in seine Hütte, die sich im nächsten Augenblick auflöste, als hätte es sie nie gegeben. Aber jetzt brauchte Janko auch keinen Führer mehr. Sein Plan war klar.

 

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