Der Weise – Der Krüppel – Was uns bleibt

Ein Triptychon

Der Weise

Geh‘ nun, geh‘, du Frucht des Bösen,
Geh‘ die ersten Schritte selbst.
Sollst die Rätsel selber lösen,
Die du dir vor Augen hältst.

Kannst es nicht? Dir fehlt die Frage,
Die aus dir den Weg gebiert.
Was du selbst dir gibst, das trage
Dass es dich als Krone ziert.

Was aus Leiden und Fragen den Wanderer führt,
Was die Seele in Schmerzen zerreißt,
Die Herzen füllt mit erwollten Plagen –

Das öffnet die Wege, die es dir weist.
Die Wege zu selbst gelebten Tagen:
Das Neue, wie es dem Weisen gebührt.

Der Krüppel

Nur mit Mühe und Schmerzen den Steilpfad empor
Ohne Ziel kriecht zu Berg, der sich selber verlor,
Kann nicht stehen, nicht gehen, nicht leben, nicht sterben.
Doch ist er es, der einstmals den Himmel soll erben.

Kein Gesang, kein verständliches Wort kann die Kehle
verlassen und dringen von Seele zu Seele.
In Verwirrung und ohne ein leitendes Ziel
Durch das Leben sich quälend ist alles zu viel.

Doch ihn treibt unbesiegbare Kraft.
Was er will, kann niemals geschehen.
Er lässt es nicht los, trägt es durch in den Tod.

Sein Blick erschaut, was noch niemand gesehen.
Er kann es fassen, in höchster Not.
Wohl dem, der den Krüppel in sich erschafft.

Was uns bleibt

Was uns bleibt, ist die Mitte, die alles trägt.
Was noch niemand sah, keiner kann oder will,
und doch täglich lebt, ohne Sinn und Ziel,
Aus dem Quell, der alle Taten wägt.

Niemals quellen wilde Taten
Ohne Sinn aus tiefem Schlund.
Immer kannst du selber raten
Was dir zukommt aus dem Grund.

Trage, was weise,
Denke es gut,
Fühle es wesen,
in dir, in mir.

Wer ist es denn, den du fühlst, denkst, trägst?
Schaffst du ihn selber – wer ist sein Gott?
Wer ist sein Herz, sein Leib, sein Geist?
Selbstsein, im Denken, im Fühlen, im Tun?

Im Leiden
Im Tragen
Erstehe.

© Stefan Carl em Huisken 2020




Menschen-Regieren

Es gibt ein Land, wo Menschen sich regieren.
Es ist nicht hier und ist nicht dort,
Und willst du niemals es verlieren,
So suche es an keinem andern Ort.

Denn finden kann’s nur, wer schon ewig lebt
Im Strom des Lebens, ihn zu steuern,
Und im Geheimen nach dem Ziele strebt,
den MENSCHEN aus sich selber zu erneuern.

Was geworden ist, es muss zersplittern,
Dass jeder Splitter sich zum Einen schafft.
Vor diesem Ziel nicht zu erzittern,
erweckt dem MENSCHEN neue Lebenskraft.

Jeder Splitter, der sich selbst dem Ganzen schenkt,
Hat schon sein Schicksal dem des MENSCHEN einverleibt.
Wohin das ICH die EIG’NEN Schritte lenkt:
Es schafft das Neue, das im Wechsel bleibt.

Dies Land des MENSCHEN neu zu bauen
Im ICH, nur aus ihm selbst, nicht hier, nicht dort,
Erschafft die wundersamen Auen
Des neuen Lebens durch das Weltenwort.

Wer nun sich rafft und Antwort spricht
Auf diesen Ruf, der durch das Chaos klingt,
In dem das Alte hoffnungslos zerbricht:
In ihm lebt Neues, das die Zukunft bringt.

Die Ordnung; die schon ewig lenkt,
Was dann in jedem Einen neu ersteht:
Sie lebt in diesem Einen, wo sie Taten senkt
in Weltentiefen – und das Wort verweht.




Wahrheit, Glaube, Weltanschauung – Wo ist Wirklichkeit?

Die „wahre Wirklichkeit“ kennen wir nicht mehr. Wir können darüber nur spekulieren und Wahrscheinlichkeiten bestimmen. Wie finden wir wieder Wahrheit? Eine Frage, die uns gerade jetzt unter den Nägeln brennen sollte.

Welt-Anschauung

Die Dinge gehen heute ineinander über. Wir nehmen etwas wahr, indem wir es ergreifen mit den uns zur Verfügung stehenden äußeren (sinnlichen) und inneren (seelischen) Mitteln. Was wir wahrnehmen, ist notwendig und unabänderlich für jeden Menschen einzigartig, und immer verschieden vom Wahrnehmungsbereich jedes anderen Menschen. Es kann eben niemand genau die inneren und äußeren Wahrnehmungen eines anderen Menschen haben.

Außerdem hat jeder seine eigene Art, das Wahrgenommene anzuschauen. Die ist ebenso individuell, denn sie ist aufgrund des individuellen Werdeganges anhand der vergangenen, sich ständig ändernden Wahrnehmungen geworden, hat sich daran herangebildet. Da schon der ganze Kreis der aktuellen Wahrnehmungen in jedem Augenblick individuell und mit dem keines anderen Menschen völlig übereinstimmend ist, gilt dies natürlich erst recht für die Folgen der vergangenen Wahrnehmungen, unsere Weltanschauung nämlich, die daran im Laufe der Zeit heranreift. „Weltanschauung“ ist hier ganz wörtlich gemeint als die Art, die Welt anzuschauen, als der Beitrag des Einzelnen also zum Aufbau eines gegliederten Ganzen auf der Grundlage der inneren und äußeren Wahrnehmungen.

Da nun dasjenige selbst, was uns zu den Wahrnehmungen verhilft, sie erst ermöglicht, für uns nicht unmittelbar und vollständig zum Kreise der Wahrnehmungen gehört – wir nehmen ja an einem Vogel zum Beispiel nicht unmittelbar wahr, was dieses Tier auf welche Art und Weise so konfiguriert hat, wie es uns jetzt in der Wahrnehmung entgegentritt, und wie unsere eigene (Sinnes-)Organisation daran mitwirkt – sind wir zur Erklärung darauf angewiesen, von uns selbst aus durch unser Denken den Wahrnehmungen einen Zusammenhang beizulegen. Dies tun wir aus unserer mehr oder weniger entwickelten Welt-Anschauung heraus. Ob dieser Zusammenhang gänzlich neu von uns selbst erdacht ist, oder anders, zum Beispiel durch Nachdenken von mitgeteilten Gedanken anderer in uns vorhanden ist, spielt zunächst keine Rolle. Ich muss immer die die Erklärung selber durch mein Denken mit den Wahrnehmungen verbinden.

Wahrscheinlichkeit

Nun stellt sich hier ein Problem: ob nämlich der von mir den Wahrnehmungen beigelegte Zusammenhang den Tatsachen entspricht, kann ich zu keinem Zeitpunkt zweifelsfrei feststellen. Die Tatsachen (oder sind es Wesen?), die den Wahrnehmungen zugrunde liegen, nehme ich ja nicht unmittelbar vollständig wahr, habe also keinen Maßstab, die Tatsachentreue meiner Erklärungen zweifelsfrei zu überprüfen. So bleibt zunächst alles im Bereich von mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit. Wie das Wort schon sagt: es scheint alles mehr oder weniger wahr. Es ist aber keine Wahrheit.

Wahrhaftige wissenschaftliche Tätigkeit der heutigen Zeit wird immer damit rechnen, dass sie über die eigentlichen Tatsachen der Wahrnehmungswelt in der Regel nur Wahrscheinlichkeiten feststellen kann. Diese Feststellung selbst allerdings – dass wir in der Regel über den Zusammenhang der Welterscheinungen nur Wahrscheinlichkeiten konstatieren können – ist eine Ausnahme-Tatsache. Denn sie kann sich jeder Mensch gleichermaßen selber aufgrund der vorangegangenen Betrachtungen klarmachen. Ihre Wirklichkeit braucht zu ihrer Bestätigung nichts außer sich selbst. Wir werden darauf zurückkommen.

Bei allen anderen Dingen haben wir zunächst nur Wahrscheinlichkeiten. Da wir aber im Alltag mit den Dingen der Welt umgehen wollen und müssen, glauben wir einfach daran, dass die aus unserer Welt-Anschauung entstandene Erklärung der wirklichen Wahrheit schon genügend nahekommt. Für den Alltag reicht dies in den meisten auch Fällen aus. Die eigentlich den Wahrnehmungen zugrundeliegenden (uns ja noch unbekannten) Tatsachen und Wesen geraten dabei in Vergessenheit, und der Glaube, in dem von uns Erlebten und Angeschauten die ganze Wirklichkeit zu haben, wird immer mächtiger. Es bleibt aber ja dabei: diese Wirklichkeit ist eine geglaubte, keine tatsächliche. Mit solchem Glauben leben wir also in etwas, was nicht wahr ist, in einer Lüge also, einer Lebenslüge.

Darin liegt aber der Grund für unsere Angreifbarkeit, für Verunsicherung, Streit und Machtstreben. Wer nicht sicher weiß, gerät sofort in Gefahr, aus seiner Bahn geworfen zu werden, wenn ihm etwas begegnet, was seiner geglaubten Welt-Anschauung widerspricht. Darauf kann man nun unterschiedlich reagieren. Wer ernsthaft nach der ganzen Wahrheit sucht, wird in jeder Infragestellung seines eigenen Weltbildes (des jeweils aktuellen Ergebnisses seiner gewordenen Welt-Anschauung) eine Gelegenheit sehen, sich weiter zu entwickeln und der wirklichen Wahrheit näher zu kommen. Nicht jeder hat allerdings die innere Kraft dazu, seine eigene Weltanschauung dauernd in Frage zu stellen, mit allen Konsequenzen, die sich daran knüpfen. Sind doch in die Bildung der eigenen Weltanschauung auch die eigenen Taten – einschließlich eventueller Irrtümer – mit eingeflossen. Die möglichen Alternativen zu einer solchen unvoreingenommenen Auseinandersetzung mit dem verunsichernden Neuen sind aber wenige: im Wesentlichen sind es Unterordnung unter das Neue, Fremde oder der Kampf dagegen.

Das Neue – „Corona“

Und genau das erleben wir zur Zeit: uns begegnet ein Neues, Unerwartetes unter dem Namen der „Corona“ (hier sind alle Aspekte gemeint, einschließlich der davon angeregten Handlungen der Menschen). Die Handhabung der Sache durch die öffentlichen Stellen einschließlich der Medien ist so, dass eine offene Auseinandersetzung unmöglich gemacht wird. Von der offiziell favorisierten abweichende wissenschaftliche Auffassungen („Welt-Anschauungen“) bleiben weitestgehend unberücksichtigt, so dass – auf dieser Ebene betrachtet – wirklich nur Gehorchen oder Kampf bleibt. Die Verweigerung jeder offenen Auseinandersetzung zwingt förmlich dazu und öffnet einen Raum für alle möglichen Dämonisierungen.

Und schon hat uns die Wahrnehmungswelt ein weiteres Mal getäuscht. Nicht nur, dass wir eine solche Situation, wie wir sie erleben, nicht erwartet hätten, sie uns also gleichsam „überrollt“ hat und wir Mühe haben, sie unserer Weltanschauung einzuverleiben; was uns hier erscheint will uns auch dazu bringen so oder so Stellung zu beziehen, zur Partei zu werden also. Denn alle Seiten berufen sich in ihren Darlegungen auf die Autorität der „Wissenschaft“ – aber immer bestimmte Ergebnisse oder Verfahrensweisen, die man entsprechend der eigenen Auffassung von dieser „Wissenschaft“ und ihren Aufgaben geltend macht. Die einzige Aussage, die im hier dargelegten Gedankengang eine sichere genannt werden kann – dass nämlich alle aus dem heutigen gewöhnlichen Bewußtsein hervorgehenden Welt-Anschauungen nur Wahrscheinlichkeiten geben – wird dabei unberücksichtigt gelassen.

Lässt man sich auf diese letzte Aussage wirklich ein, so erscheinen die Fraktionen, die sich der Sache gegenüber – der „Corona“ also – bilden, nur als Ergebnisse einer einzigen Tendenz: die Menschen zu spalten, in möglichst viele verschiedene Parteien. Das lenkt davon ab, was als Tatsache eigentlich offensichtlich ist, dass nämlich alle Parteien gleichermaßen die Wahrheit nicht kennen, nur Wahrscheinlichkeiten, und in der Folge ganz generell die Bereitschaft gering ist, in systematischer und ernsthafter Zusammenarbeit die Quelle für die „wahre Wirklichkeit“ zu suchen.

Das wäre ja die Frage nach dem Ausgangspunkt jener ersten, für alle Menschen gültigen Feststellung über die Endlichkeit und Unvollständigkeit jeder individuellen Welt-Anschauung. Wie kommt man eigentlich darauf? Wenn diese Einsicht für jeden Menschen gleichermaßen möglich ist, liegt doch gerade darin ein universelles Element, in dem der Keim gesucht werden könnte zu einer neuen, für jeden Menschen gleichermaßen zugänglichen Wahrheit jenseits der ansonsten unvermeidlichen Unterschiede in den Welt-Anschauungen und Welt-Bildern.

Jedes im Alltag vielleicht unvermeidliche Partei-Ergreifen lenkt ab von der Konzentration auf diesen, das Ganze in den Blick nehmenden Gesichtspunkt, von dem aus alle Menschen einerseits als (im Alltag) unfreie, gezwungene Darsteller im Rahmen einer weltweiten Inszenierung von Vereinzelung und Spaltung erscheinen können, andererseits jeder Einzelne zugleich zum Träger eines universellen Versöhnungsimpulses werden kann. Dafür braucht es aber ein Erwachen.

Erwachen

Dieses Erwachen bezieht sich auf den Kern jeder individuellen Weltanschauung, das menschliche Individuum selbst, das ICH. Durch dieses ICH und seine Tätigkeit erst wird aus den ungeordneten Wahrnehmungen eine Welt-Anschauung. Gewiss, wir machen uns allerlei Vorstellungen davon, was dieses unser ICH sei, allerdings: jede Vorstellung davon, wenn sie mir ins Bewußtsein dringt, ist bereits eine (innere) Wahrnehmung, ein „Etwas“, und trägt ihren Entwicklungsgrund nicht als wahrnehmbaren Anteil in sich. Den Aufbau einer solchen Vorstellung durchleben wir zwar, wissen also um unsere Beteiligung. Das ist aber unsere Betätigung, das eigene Tun, von dem wir erst das Ergebnis – die ICH-Vorstellung – als innere Wahrnehmung ins Bewußtsein bekommen. Derjenige, der dann diese Vorstellung denkend ergreift, ist bereits ein anderer als ihr Hervorbringer. Denn er ist Betrachter eines Gewordenen, nicht dessen schaffender Hervorbringer..

Insofern müssen wir also einsehen, dass wir als Denker, als Wahrnehmer für uns selber nicht wahrnehmbar sind. Für unsere Wahrnehmung sind wir sozusagen ein NICHTS. Was wir als Vorstellung hervorbringen, können wir erst im Nachhinein anhand des Ergebnisses erkennen, das Hervorbringen selbst erleben wir, durchleben wir im eigenen Tun, ohne es zunächst wahrnehmen zu können.

So kann uns das Erwachen für die eigene Unfähigkeit, die wirkliche Wahrheit als Ganze zu erkennen, zu einem Erwachen für ein Zweites führen: dass es nämlich außer der uns gegebenen Welt äußerer (sinnlicher) und innerer (seelischer) Wahrnehmungen eine zweite Welt fortwährenden lebendigen Hervorbringens gibt, deren ständig mitwirkendes Glied wir selber in unserem ICH sind. In dieser zweiten, zunächst nur wie im Negativ aufscheinenden Welt der schaffenden Ursachen sind wir vereint mit allen ebenfalls schaffenden Ur-Sachen und -Wesen der gegebenen Wahrnehmungswelt.

Schaffende Ur-Sachen

Diese Welt der schaffenden Ursachen ist nicht darauf angewiesen, dass jedes dort vorkommende Wesen auch einen eigenen, abgrenzbaren (sinnlichen oder seelischen!) „Leib“ in der Wahrnehmungswelt hat, durch den es wirken kann. Was in der Wahrnehmung auftaucht als abgrenzbarer „Erscheinungs-Leib“, kann durch Zusammenfließen verschiedener Ur-Sachen entstehen, die ansonsten, für sich genommen, unwahrnehmbar wären.

Ein Beispiel: Damit für einen Betrachter die Wahrnehmung eines Regenbogens entsteht, müssen vielerlei Einflüsse zusammenwirken: das scheinende Sonnenlicht (das für uns ja immer nur dann wahrnehmbar wird, wenn es auf etwas auftrifft, von dem es reflektiert wird), das Vorhandensein von Wassertropfen in der Luft, und vor allem ein besonderes räumliches Verhältnis von Lichtquelle, Wassertropfen und Betrachter zueinander – um nur einige wichtige Einflüsse zu nennen. Welche Ursachen, welche schaffenden Wesen haben all diese Verhältnisse so zusammengeführt dass im Betrachter die Wahrnehmung des Regenbogens entsteht? Selbst schwer ergründbare Fragen des individuellen Schicksalsverlaufes des Betrachters können hier eine Rolle spielen, seine eigenen, wirkenden Willensimpulse und ihre Quellen ebenso wie prinzipiell naturgesetzlich erklärbare Tatsachen der Sinnenwelt. Ein ganzes Kompendium zunächst unwahrnehmbarer Einflüsse bringt also im konkreten Leben die zusammenhängende, abgrenzbare Erscheinung – den „Leib“ – eines Regenbogens für einen Betrachter zustande.

Der Versuch, dies alles durch Berechnungen und Überlegungen im Sinne der Bestimmung von Wahrscheinlichkeiten zu einem glaubwürdigen Welt-Bild zusammen zu fügen, wäre heillos zum Scheitern verurteilt.

Das Wissen aber davon, dass die einzelne Wahrnehmung aus einer Welt der schaffenden Ursachen hervorgeht, deren erlebender Teil jeder Mensch durch sein ICH ist, kann uns den Weg weisen zu der Frage, wie uns diese Welt schaffender Ur-Sachen selbst ins Bewußtsein treten kann. Dann wären wir nicht mehr auf Spekulationen und Wahrscheinlichkeiten angewiesen, sondern könnten erkennend in der Wahrheit leben. Derjenigen Wahrheit im Übrigen, die durch ihren allen Menschen eigenen universellen Quell prinzipiell jedem Menschen offensteht, und aus der darum heilender Einfluss auf die ansonsten leicht in Widerstreit geratenden Welt-Anschauungen hervorgehen kann.

Auf diese „wahre Wirklichkeit“ oder „wirkliche Wahrheit“ weist Rudolf Steiner hin, wenn er vom „Denken“, der „Intuition“ oder der „geistigen Welt“ spricht.

Geistige Welt

In der geistigen Welt leben wir alle also ununterbrochen, durch unser Denken, unser Wollen, aber wir sind uns dessen nur in Ausnahmefällen bewußt. Sie erkennend zu betreten ist, was der heutigen Menschheit fehlt, um die immer schärfer aufflammenden Gegensätze zwischen den Menschen mit ihren je eigenen Welt-Anschauungen kontrollieren und heilen zu lernen.

Dieses Betreten der geistigen Welt kann – wenn es wirklich heilsam wirken soll – in der heutigen Zeit nur so vonstatten gehen, dass alle damit verbundenen Tatsachen und Vorgänge offen zutage treten und für jeden Menschen im Grundsatz nachvollziehbar sind. Es kann also nur auf dem Wege einer wirklichen Geisteswissenschaft geschehen. Diese Wissenschaft gibt es seit dem Wirken Rudolf Steiners, sie ist veröffentlicht und damit für jeden Menschen zugänglich, der dies will.

Begegnung mit dem Teufel

Wir tun gut daran, nicht zu vergessen, dass wir zum Erwachen für die geistige Welt geführt werden durch das beherrschende Auftreten des Zerstörerischen, Spaltenden, Zersplitternden. Insofern ist unser Erwachen auch „von des Teufels Gnaden“*. Dafür ist er uns gesandt. Ihn nur zu „beseitigen“ – kann man überhaupt zerstören, wessen Wesen die Zerstörung selbst ist, kann die Zerstörung also durch uns sich selbst vernichten, oder wäre dies nur ein „Vergessen“, ein Aus-dem-Bewusstsein-schaffen? – ihn also wegschaffen zu wollen, wäre keine Heilung. Dieser „Teufel“ muß überwunden werden, erlöst von dem Zwang zur Vernichtung. Dazu müssen wir ihn kennenlernen, ihm furchtlos entgegentreten, mit ihm umgehen lernen.

Dieser „Teufel“ kann so zu dem ersten rein geistigen Wesen werden, das in unserem Bewußtsein Gestalt annimmt. Die Wirkungen, die er durch die Menschen in die Welt setzt, können uns dadurch nach und nach erklärlich und handhabbar werden.

Das Erwachen führt uns daher zu ernsten Aufgaben. Wie wir darin bestehen, wird entscheidend sein dafür, ob aus der aktuellen Zersplitterung der Menschheit ein neuer, heilender Impuls hervorgehen kann.


Fürchte einzig des Dämons Lächeln,
Des Verfälschers tröstliche Glätte,
Des Lügners einleuchtende Wahrheiten,
Des Mörders Lebensklugheit,
Des Verräters daseinsbezwingende List,
Des Verleumders exakte Wissenschaft.

Fürchte nur des Dämons
Uralt unerkannte Gottähnlichkeit,
Die strahlende Maske,
Vielen tödlich.

Und fürchte ihn nicht!
Blick ihm ruhig ins trauernde Antlitz:
Von kalten Blitzen entzündet,
Gefurcht von Verachtung der Feigen,
Von Haß zerstört gegen
Einen ihm schweigenden Gott –
Blick ihm ruhig ins versteinerte Aug,
Immer steht er neben Dir.

Nicht schenkte ein Gott Dir sein Blut,
Daß in Furcht du erstarrst,
Leuchte dem Dämon zu späterer Erlösung,
Da er trug auch Dich,
Als Du ihm ähnlich warst.
Nun hilf ihm.

(Helmut Siegfried Unbehoven)


* Das Wort „Teufel“ hat den gleichen Ursprung wie der „Zweifel“, der alles in (mindestens) zwei zerfallen läßt.

© (außer abschließendes Gedicht) Stefan Carl em Huisken 2020




Freiheit: wovon, oder wofür?

Freiheit ist zweifach: in die Vergangenheit oder in die Zukunft gewandt.

Freiheit von etwas

Im Blick auf die gegebene, aus der Vergangenheit gewordene Innen- und Außenwelt des Menschen möchte er in der Regel frei werden von allen Einschränkungen, Festlegungen, und Richtungsbestimmungen, die daraus hervor gehen. Das Ringen darum gibt es schon lange, und jeder kennt es. Es ist sozusagen eine Grundeigenschaft jedes Menschen: frei werden zu wollen von allem, was schon feststeht und ihn hindert, so zu leben wie er glaubt zu wollen.

Vor allem die anderen Menschen sind ein nicht zu unterschätzendes Hindernis: ständig wollen sie etwas Anderes als man selbst, und so ist die Freiheitsfrage inzwischen vielfach ganz verschüttet unter der Ansicht, dass Freiheit eigentlich nur aus Macht besteht, Macht nämlich, Hindernisse mit möglichst wenig Aufwand aus dem Weg zu räumen, und andere Menschen veranlassen zu können, zu tun, was man sich von ihnen wünscht – also zu regieren.

Was man dabei leicht aus den Augen verliert: was für ein Verhältnis gewinnt man auf diese Art zur Welt, und zu den anderen Menschen? Es ist schon schwierig, wenn die Auffassung, dass die eigene Freiheit ihre Grenzen in derjenigen des Anderen hat, ja ganz normale Alltagsanschauung sehr vielen Menschen ist. Das schließt dann eben ein: der Andere ist ein Hindernis, das möglichst weg muss, oder umgeformt, oder seiner Macht beraubt werden muss.

Diese Haltung ist im Übrigen seit Jahrzehnten Grundlage vieler Forschungen im Bereich der sogenannten „künstlichen Intelligenz“. So etwas kann man nämlich in Algorithmen fassen, und damit automatisieren. In der Vergangenheit gab es Konzepte für einen sogenannten „General Problem Solver“ – einen allgemeinen automatischen Problemlöser also – der einfach nach Operatoren sucht, die ein gegebenes Problem lösen, oder wenn unlösbar, in ein lösbares transformieren können.

Da wurden dann sehr lehrreiche Beispiele dargestellt: so ist dann ein unter feindlicher Kontrolle stehendes Land (was feindlich ist, definiert man dann vorab) einfach ein Problem, das man mittels Operatoren „behandeln“ muss, z.B. mit Bombern, oder mit False-Flag-Aktionen, oder mittels Sanktionen, die dann einen Regime-Change verursachen, wodurch das feindliche Land in ein „befreundetes“, also den eigenen Wünschen höriges transformiert wird etc. Ich denke, die darin lebende Sichtweise ist klar: wo Freiheit als Ergebnis von Macht aufgefasst wird, ist es immer ausschließlich die eigene Freiheit, die eine Rolle spielt. Die der „Objekte“ existiert einfach nicht.

Ja, aber, kann man sagen. So denke ich doch nicht! Man prüfe sich unvoreingenommen: welches Verhältnis hat man zu Menschen, die nicht so wollen wie man selber? Ganz ehrlich? Insbesondere wenn es Menschen sind, die ganz anders denken als man selber, die vielleicht überhaupt gar keinen Begriff von Freiheit haben, oder die Freiheit sowieso ablehnen, da dann ja auch die Möglichkeit besteht, dass Menschen Böses tun, weil sie frei sind. Aus sozialistischen Kreisen z.B. wurde einem wirklich frei denkenden Menschen (Rudolf Steiner) entgegen gehalten, Freiheit sei nicht wirklich hilfreich; vernünftiger Zwang sei das Richtige. Aha, sage ich mir, diese Menschen, die das sagen, wissen es also besser, und wollen nun andere, die anders denken als sie, aus dem Wege räumen … gemerkt?

Soweit einige kleine Einblicke in die eine Seite der sogenannten Freiheit: der Freiheit von etwas.

Freiheit für etwas

Es gibt aber noch eine andere Seite: die Freiheit für etwas. Und wer nun behauptet, diese Freiheit gäbe es nur, wenn man erstmal die Freiheit von allen Einschränkungen erreicht habe, der ist eben unbelehrbar und festgefahren im Machtdenken.

Ich kann doch handeln, indem ich alle Anstrengungen unternehme, erst einmal mich in andere Menschen hinein zu denken, sie zu verstehen, mit ihnen zu sprechen, und so ihnen, den anderen Menschen, möglichst viel Freiheit zu schenken. Es ist doch möglich, sich vom Kampf um die besten Brottöpfe los zu sagen und vielmehr einen neuen Umgang der Menschen untereinander zu leben!

Dazu ist eigentlich nur eines nötig: von der eigenen Sucht, alles nur aus der eigenen, eingeschränkten Sicht an zu sehen, einmal Abstand zu nehmen. Warum bin ich eigentlich immer derjenige, der als allererstes von allen Einschränkungen frei werden muss? Kann ich nicht, dadurch, dass ich anderen Menschen Hindernisse hinweg räume, viel besser die in der Menschheit vorhandene Freiheit vermehren? Und was tut das dann mit mir, wenn ich versuche, so zu denken?

Das ist dann eben die andere Seite der Freiheit, die in die Zukunft zielt und dabei immer wieder vor der Anforderung steht, Unerhörtes und noch nie Dagewesenes zu schaffen, in jedem Augenblick neu und ganz aus sich heraus. Diese Seite der Freiheit hat ihren Quell in der Liebe, die nicht fragt warum und zu welchem Nutzen, sondern aus sich heraus das Neue schaffen kann, einfach, weil sie es will. So ist der Quell und der Ausfluss eines: Freiheit und Liebe bestehen in einander, durch einander und für einander.

Blicken wir noch einmal zurück auf die Freiheit von etwas: die ist da ganz anders. Sie unterscheidet sich von allen Einschränkungen, Hindernissen etc. Wer ihr nachstrebt, erlebt Furcht von Einschränkungen, ja vielleicht eine Art Antipathie gegenüber allen Hindernisse, also – im Extrem – Hass. Furcht und Hass hängen so zusammen. Aus Angst und Hass kommt die Gewalt. Wieviel Angst muss es in den Menschen unserer Zeit geben, angesichts der Gewaltorgien, die stündlich in der Welt überall geschehen?

Man unterstelle mir nur jetzt nicht, ich wolle Gewalttäter zu armen Hascherln erklären, die man irgendwie betütern muss. Davon bin ich weit entfernt. Verstehen heißt ja nicht gutheißen. Aber Verstehen ist der erste Schritt zu einem Gespräch, zu einer Verständigung, und es ist damit auch der erste Schritt zu einer Lösung der zugrunde liegenden Probleme. Denn es löst den Menschen, dem wir mit Verstehenwollen begegnen, immer ein wenig aus seiner Fixierung auf Macht und Hass. Es ist ein Schritt aus Liebe, denn sie und – recht betrachtet – nur sie, die Liebe, kann alles verstehen.

Es ist eben etwas Anderes, ob ich jemanden in einen Kerker werfe, damit er leidet, oder in ein Gefängnis stecke, damit dieser böse Mensch (ich bin ja nicht böse …) niemandem mehr schaden kann, z.B. auch mir – oder ob ich einen Kranken daran hindere, weiter Schuld auf sich zu laden, und daher sein Weggesperrtsein als schmerzlichen, aber derzeit unvermeidbaren  Kompromiss ansehe, weil ich noch nicht die Fähigkeit entwickelt habe, ihn zu heilen. Das schließt dann selbstverständlich den Versuch ein, ihn erst einmal zu verstehen – anders ist Heilung niemals zu erlangen.

Ich weiß wohl, das Innere des heute „normalen“ Menschen sträubt sich gegen den Versuch, so zu denken. Das sei alles völlig verklärt-illusionär, und daher einfach nicht praktikabel. Erstmal muss man doch sein Stück vom Weltgenuss auch haben, bevor man dann also schönes Hobby solche Sonntagsgedanken anstellen kann usw. usf. etc. pp.

Man schaue aber einmal in die Weltgeschichte: ich greife zwei ganz große Gestalten heraus, die es nicht nötig hatten, gewalttätig zu werden: Gandhi und Nelson Mandela. Wer sich auch nur ein ganz klein wenig mit ihnen und ihrer Biografie befasst, wird sehr schnell finden, dass sie immer das Bemühen hatten, den anderen, der ihnen im Wege stand und ihnen auch Leid zugefügt hat, zu verstehen. Und genau dadurch sind sie so große Menschen geworden. Sie haben bewiesen, dass jeder Einzelne sich im Grundsatz frei machen kann, einfach durch die Liebe. Und die zielt genau darauf, dem anderen Menschen Freiheit zu schenken.

Dass nun nicht jeder ein Gandhi werden kann, ist ja klar. Dazu gehört dann auch immer ein besonderes Schicksal, das diesen Menschen von außen entgegenkommt. Aber die Möglichkeit, im eigenen Leben einmal anders um sich zu schauen als mit der Fixierung auf die Furcht vor Unfreiheit und damit auf die Machtfrage, die hat jeder von uns. Und damit steckt in jedem von uns auch der Quell der Freiheit für etwas, nämlich für die Zukunft. Also ein bisschen auch die Liebe.

Und damit ist diese Freiheit viel größer als die Freiheit von etwas. Diese Zweite hat nämlich von vornherein Grenzen, ganz prinzipiell und unvermeidlich, die Grenzen nämlich im Gegebenen, schon Existierenden. Die andere, die zukünftige, kennt keine Grenzen. Was noch nicht ist, kann entwickelt werden, dann, wenn sich die Liebe diesem Noch-nicht-Existierenden zuwendet und es sucht, zu verstehen sucht, zu erkennen sucht, und damit – mitgestaltet an der Weiterentwicklung der Welt und des Menschen.

Packen wir es an?




Janko van’t Holt – Leseprobe

Janko van't Holt - UmschlagLangsam nur fand sich Janko hinein in die helle Welt um ihn her, als er aus diesem Schlaf erwachte. Zu lange hatten seine Augen das Licht vermissen müssen, das ihnen doch ganz allein ihren Sinn geben konnte. Eine ganze Weile brauchte Janko auch, um sich selber ins rechte Gleichgewicht zu bringen zwischen dem hellen Tag um ihn her und dem tief dunklen Abgrund der Nacht in sich. Freilich, schon immer hatte er sie in sich getragen, die Nacht. Aber er hatte es nicht gewusst. Darum hatte er auch selber nichts dazu tun müssen um den hellen Tag draußen und die schwarze Nacht drinnen ins rechte Verhältnis zu setzen. Jetzt wusste er davon, und das war ganz etwas anderes. Schließlich gelang es ihm doch. Und was er schon immer gekonnt hatte, nämlich mit allen Wesen der Welt zu sprechen, das lebte nun noch tiefer in ihm, denn nun wusste er auch, wie ein jedes Wesen sich ausnahm im dunkel-hellen Bereich der Nacht.

Nach und nach fiel ihm alles wieder ein, was er erlebt hatte. Die ganze Fülle stieg in ihm auf, alles, was er getan hatte, um seine Frage zu beantworten: Wie kann den Wesen der Welt in ihrem Leid geholfen werden? Er hatte gemeint, einer Antwort immer näher zu kommen, und doch war seine Frage nur immer größer und mächtiger geworden. Aber jetzt hatte er einen Gefährten bei seiner Suche, mit dem er sich ganz Eines wusste: Die Nacht in sich mit allem Leben, das sie in sich trug.

Was haben wir gelacht, liebe Nacht!“ sprach er in sich hinein, „Und ich weiß doch immer noch nicht warum! Kannst du mir nicht wenigstens einen ganz kleinen Hinweis geben?“

Nun,“ sprach die Nacht, „das Lachen hat dich endlich wieder in die Welt gebracht, dahin, wo du nun einmal deinen Weg erobern musst. Und in der Welt: wer macht dort aus den Dreien Eins? Wer trägt den Löwen und den Adler und die Kuh in sich?“

Na, das bist du, die Nacht!“ antwortete Janko, mit dem Erfolg, dass die Nacht schon wieder begann zu kichern.

Aber ich,“ kicherte die Nacht, „ich bin doch nicht in der hellen Welt!“

Wie Schuppen fiel es da Janko von den Augen: Ja natürlich, er selbst war es, der aus den Dreien erst ein Ganzes macht, denn er war durch die Nacht mit ihnen Eins geworden.

Ihr Wesen der Nacht habt aber auch Rätsel auf Lager!“ lachte er der Nacht entgegen, „es ist manchmal gänzlich zum Verzweifeln!“.

Rüstig schritt Janko nun vom Fuß des Berges fort, um den Führer noch einmal auf zu suchen, der ihm nun schon zweimal den Weg gewiesen hatte. Bald erreichte er das Dorf am Fuße des Gebirges und fand richtig auch den Führer dort vor seiner Hütte vor.

Da bist du ja!“ sprach dieser, als habe er Janko schon erwartet. „Weißt du denn nun, wohin dein Weg dich führen wird?“

Ich weiß wohl, dass ich bald nach Haus und zu Marie und meiner Mutter reise.“ antwortete Janko. „Doch ganz scheint mir mein Plan noch nicht gereift. Die Drei – der Mut, die Weisheit und die Lebensruhe, sie werden nur ein Ganzes dort, wo ich auch bin. Doch wie kann ich nun Sorge tragen, dass die drei und alle andern Wesen mit dem Wissen von dem Ganzen auch die dunklen Zeiten überdauern? Die Zeiten, in denen niemand sie noch kennen will?“

Nun,“ sprach der Führer, „so will ich noch ein drittes Mal den Weg dir weisen. Doch sage erst mir noch, wie es geschehen konnte, dass wir uns begegnen?“

Das ist leicht!“ lachte Janko. „Ich trug die Nacht schon immer unerkannt in mir, und sie ist jedem Wesen eins, das irgendwo nur leben kann. So warst auch du in ihr – in mir – und führtest meinen Schritt zu deiner Hütte.“

Bravo!“ rief der Führer. „Dann wirst du ganz gewiss auch selbst schon wissen, auf welchen Weg ich dich nun weisen werde!“

Und da war es wieder, das Gefühl in Janko, dass er eigentlich schon wusste, was zu tun sei, aber – es nicht fassen konnte. Genau so wie zuvor, als dann das große Gelächter ausgebrochen war, das ihn der hellen Welt zurück gegeben hatte. Fast wollte der Mut ihm sinken – fast! Aber schon sprach der Führer:

Doch damit du deinen Weg auch fassen kannst, will ich dir helfen! Wer fasst denn alle Wesen in ein Ganzes, und weiß auch noch davon?“

Das bin ja ich!“ rief Janko, und ergänzte: „Ob es noch einen andern gibt, kann ich nicht wissen.“

Nun denn, wovon die Menschen gar nichts wissen, das können sie auch schwerlich ganz zerstören. Und wenn der eine, den es gibt, mit allem Leben sich fort macht in die Nacht, die jeder Mensch schon in sich trägt und doch nichts weiß davon, so bleibt das Ganze und das Wissen doch am Leben.“

Doch wie soll dann die Welt einmal erneut davon erfahren?“

Dazu braucht es nur einen kleinen Ort, den finden kann, wer es aus seinem Herzen wirklich will. Auch du hast schließlich mich gefunden durch den Ruf in deinem Herzen. Bis dahin brauchst du alle drei: den Mut, die Weisheit, und zum Schluss vor allem Lebensruhe. Doch die sind nun schon unzertrennlich deine Freunde. Grüß deinen Wald, von mir, in dir! Wir werden uns zur rechten Zeit erneut begegnen.“

Und mit diesen Worten trat der Führer in seine Hütte, die sich im nächsten Augenblick auflöste, als hätte es sie nie gegeben. Aber jetzt brauchte Janko auch keinen Führer mehr. Sein Plan war klar.

 

Die ganze Geschichte finden Sie in dem Buch „Janko van’t Holt – Eine Parabel zur Rettung der Welt“. Bestellen Sie es =>hier.




Vom Sterben der Gesellschaft

Die Gesellschaft ist todsterbenskrank

Immer wieder drängt sich der Gedanke auf: unsere Gesellschaft ist krank, todsterbenskrank. Mancher findet vielleicht: dann soll sie doch sterben. An diesem Gedanken mag etwas Berechtigtes sein aber er greift zu kurz. Denn WIE soll sie sterben, WIE soll sie tot sein? Dass es da verschiedene Möglichkeiten geben könnte, diese Idee ist sicher nicht gerade verbreitet. Dennoch ist es so. Ich will mich erläutern.

Was ist Sterben?

Wenn ein Wesen stirbt, ist es ja nicht einfach weg. Für unser alltagspersönliches Ich-Erleben nehmen wir an, dass es einfach weg wäre, so ähnlich wie im Schlaf, nur etwas effektiver und endgültig. Allerdings kann daran Zweifel aufkommen, angesichts der vielen sauber dokumentierten Nahtoderfahrungen, die von ganz anderem berichten.

Für das „Weltbewusstsein“ – wenn ich das einmal so nennen will – ist ein gestorbenes Wesen niemals einfach „weg“. Denn die Spuren, sein Woher und Wohin bleiben auf immer Teil des sich entwickelnden Weltganzen. Das ist der „ewige Wesenskern“ eines gestorbenen Wesens.

Zwei Denkrichtungen

Beim Menschen ist das ganz besonders deutlich. Gibt es doch für jeden einzelnen Menschen sein ganz individuelles Herkommen, sein ganz individuelles Wirken in der Welt, in die Zukunft hinein. Die meisten bisher vorliegenden Erklärungen für diese Tatsache überleben sich zur Zeit mehr und mehr. Die Annahme zum Beispiel, jeder individuelle Mensch sei eine durch einen wie auch immer umschriebenen Gott ausgeführte „Neuerfindung“, eine „Schöpfung aus dem Nichts“ des Gottes sozusagen, ist jedenfalls dann, wenn man einen irgendwie außermenschlichen Gott annimmt (einen Gott also, der dem Menschen gegenüber steht, nicht ihm selbst innewohnt) eine Sache des Glaubens oder Nichtglaubens. Und das Glauben steht in unserer Weltenzeit der Lügen, Manipulation und Scheinerweckungen jedenfalls immer weniger hoch im Kurs.

Die zweite gängige Annahme, die sagt, dass die Wesen der Welt einschließlich des Menschen mehr oder weniger gesetzmäßige Produkte einer als allein existierend gedachten Weltenmaterie seien, die sich eben gemäß den ihr innewohnenden Gesetzen entwickelt, kann eigentlich nur bei inkonsequentem Denken gehalten werden. Denn woher kommen die „innewohnenden Gesetze“? Warum überhaupt Entwicklung? Sind Gesetze materiell?

„Entweder man ist Kreationist oder Darwinist!“ sagte mal ein Bekannter, „mehr Möglichkeiten gibt es nicht!“. Ja und nein, möchte ich da antworten. Wer den in all diesen Betrachtungen aktiven Menschengeist leugnet oder als mehr oder weniger zufällige „Ausschwitzung der Materie“ ansieht, kann kaum andere Möglichkeiten denken. Wer aber den menschlichen Geist als eigenständigen, die Welt mit seinem Denken umfassenden, sich selbst aus sich selbst entwickelnden Akteur im Geschehen ansehen will, der wird das Berechtigte BEIDER Denkweisen anerkennen und sich zu eigen machen können – aber den Verlockungen beider, den Menschen nur als GEMACHTEN und seiner selbst nicht mächtigen anzusehen, nicht erliegen.

Ewiger Tod, ewiges Leben

Und dann – um zum Anfang zurückzukehren – ist ein Unterschied auszumachen zwischen einem Tod, der in ewig unveränderlichem, nach ehernen Gesetzen ablaufenden Maschinendasein von Mensch und Welt besteht, und dem anderen Tod, der vom Ganzen aus gesehen nur einen Übergang von einer Seinsform in eine andere darstellt. Dann wäre der Mensch nämlich, wenn er hier im Irdischen lebt und die ganze Welt – die ihm ja sein individuelles Schicksal spricht – als fremd und rätselvoll ansehen muss, wenn er also als individueller Mensch gerade aus Nicht-Wissen heraus immer neue Schritte tut, – ja, dann wäre der Mensch nämlich gerade da, im Irdischen, gewissermaßen Gott-gleich. Denn er kann nur da, ungezwungen durch gleichsam über ihn verhängte Gesetze, ganz aus eigener Schöpfer-Macht: NEUES schaffen.

Und wenn er dann aus dem irdischen Sein entschlüpft – „stirbt“, sagen wir gewöhnlich – bliebe von ihm doch seine Welt, die jetzt durch die Spuren seines Tuns Veränderung erfahren hat. DARIN lebte er jetzt, aber nicht mehr in Fremdem, Rätselvollem, sondern als Glied des Ganzen, untrennbar mit allem verwoben, um eine neue Aufgabe zu entwickeln für einen nächsten „Ausflug ins Blaue“, für ein nächstes Dasein als irdische Persönlichkeit. Dafür stürbe er dann erneut, aus der einigen Geistwelt heraus ins Irdische, in der er sich getrennt erleben muss von SEINER Welt.

Ja, mindestens diese zwei Arten des Sterbens gibt es: die ewig gleichförmige, eigentlich IMMER tote (und doch gleichzeitig auch „untote“) maschinenmäßige Fortsetzung des Immergleichen, in der ein freier Mensch nicht vorkommt, der Mensch nur eines unter vielen Maschinenprodukten ist; und als „Alternative“ gleichsam das Sterben und der Tod, der in der anderen Seite des Seins eine Geburt ist, der Tod, der das ewige LEBEN in sich trägt.

Für unser gesellschaftliches Dasein gilt dasselbe: welche Art von Sterben wir für das ohne Zweifel über kurz oder lang todgeweihte derzeitige Gesellschaftssystem nämlich annehmen und anstreben wollen. Der Untergang, in Katastrophen und in ein Nichts hinein, weil niemand eine Idee für das „Danach“ entwickelt, oder den Übergang der einseitig materialistisch-eigennützig geprägten heutige Gesellschafts-(un-)ordnung in eine, die aus der eigenmächtigen Erkenntnis der Entwicklungsnotwendigkeiten von Mensch und Leben selber frei mitschafft an einer neuen, besseren Welt, in der jeder Einzelne im anderen, fremden einen unverzichtbaren Teil SEINER individuellen Welt – seiner selbst also – anerkennen kann.




Steine

Steine
wie Holz und Wasser
zerschmelzen
wenn Leben
vergisst.

Riesen
verdecken
der Sonne
sengendes
Licht?

Wolken
wie Größe
die
niemand
erstand.

Verwelken
grellendes
Wie?

Ewig
ist
zwischen Du
und
Mir
Suchen erscheint:
WIR

Verwesendes
entkleidet das Sehnen
vom Weinen
Rast.

Üben
den Abend
vom Leben
entstehn;
WIR entwehn.

© Em Huisken 1976




Auf zu neuen Wegen!

Auf! – klingt es wieder, auf zu neuen Wegen!
Und sind die Wege denn auch noch so weit.
Denn überall will Neues sich nun regen,
und wartet auf das Zeichen: es ist Zeit!

So lausche gut, und lass dein Ohr nicht täuschen,
gerad das Leise hört sich oftmals  – gut,
und wer betäubt von lärmenden Geräuschen
nach vorne taumelt, weiß nicht, was er tut.

Drum will auch dieses Jahr ich wied’rum trachten
nach dem, was durch mein Leben wirklich wird,
und nur auf das will ich noch achten
was bleibt, wenn man durchs Dunkel irrt.

Die Finsternis im Innern ist das wahre Ziel
von alldem, was die Sinne täuschen will,
gehst du hinein, so wird aus wenig viel,
und auch das tosende Gelärm wird – still.

14-12-31_Schwerin_14-09-05

 

 

 

 

 

 

 

 

© Em Huisken 2014




Dazwischen – zum Jahreswechsel 2013/14

Und wieder geht ein altes Jahr zuende.
Wieder sprach die letzte Zeit das Todeswort.
Mit ihm will auch ein neuer Weg beginnen,
steigt auf in deinem Tun zum Lebensort.

Dazwischen: Leere? Fragen? Sinnen?
Ein Schein, der dir verbirgt was kommen mag?
Flatternd-gaukelnd musst du suchen
im Dunkel nach dem Weg zum Tag.

 Du wirst ihn finden. Das ist sicher.
Noch jeder Schmetterling fand Sonnenlicht.
Drum taumle du getrost auf DEINEN Wegen.
Erlebst du sie in dir – dein Ziel verfehlst du nicht.
© Em Huisken 2013



Feuriger Himmel – zum Jahreswechsel 2012/2013

Feuriger Himmel bringt mir den Morgen
des neuen Jahrs mit weitem Blick.
Im Feuer vergehen die alten Sorgen,
und lassen nur ihre Asche zurück.

Und aus der Asche steigt die Zukunft
durch deine Taten kraftvoll auf.
In jedem Nu stärkt neues Werden
von dir gewollt den Weltenlauf.

Laß neue Wünsche die Schwingen breiten
im Ringen um jeden Entwicklungsschritt.
So nimm, was sich dir entgegenstellte,
auf deinem Weg in die Zukunft mit.

©Em Huisken 2012