Am Ende des Seins – zum Jahreswechsel 2020/21

Am Ende des Seins – die Grenze pic

Am Ende des Seins
der Ewigkeit Anfang
wo ich meine Welt
im Innern umfasse:

Dort ist das Ufer,
das ich an der Grenze
der Welt, die mich trägt
in Taten ergründe.

Die Ewigkeit, sie wäre nicht,
gäbe es nicht Sein und Ufer:
die Grenze unendlicher See.
Doch ist es die Grenze des Seins,
die scheidet Zeit und Ewigkeit,
und dadurch sich in beiden schafft.

Was niemals ist
und darum das Seiende trägt:
indem es sich hingibt dem Sein
erschafft es sich selbst.

© Stefan Carl em Huisken 2020




Der Ruf – zum Jahreswechsel 2019/2020

Der Ruf

Der Ruf - Gänse

Und hinter mir ins tiefe Dunkel sinkt
vergossenes Herzblut alter Zeiten.
Vor mir in ferner Zukunft Weiten winkt
der Ruf der Geister, die mich leiten.

Was aus den Tiefen wieder aufsteigt, führt
in aller Zukunft meine Schritte
und an das Herzgeheimnis rührt
des Rufes Klang, und seine Bitte.

Aus diesem Punkt, der alle Welten trägt,
erklingt die Ordnung neuer Tage:
wer nach der Lüge statt der Wahrheit frägt,
wird nicht bestehen auf des Lebens Waage.

Ich selber nur kann geben, was ich sehe
durch meine Sehnsucht und aus eigenem Wollen
in aller Not und allem Wohl und -Wehe
als selbsterwähltes, hoheitsvolles Sollen.

Dann erst – allein weil sie aus mir sich ringt –
wird Macht und Tat die Zukunft schaffen.
Der dunkle Drang aus Zeitenläufen bringt
die Kraft und Möglichkeit, sich auf zu raffen.

Und alle Unvollkommenheit ist Zeichen,
dass hier ein Anfang sich ins Leben wagt:
Nichts wird das Herz allein aus sich erreichen,
wenn es vor jedem neuen Anfang zagt.

Wer ist’s, der aus den alten Zeiten stieg,
weil er mit Herzblut neue Wege tränkte?
Der ist’s, der sich im Ziel errang den Sieg
weil er den Geistes-Ruf ins Dunkel senkte.

© Stefan Carl em Huisken 2019




Erlösung – zum Jahreswechsel 2018/2019

Erlösung

Es blüht im Stein - Erlösung

Es blüht im Stein aus dunklem Grunde,
der Seele Leben wird des Geiers Fraß,
des Menschen Schritt beginnt die neue Runde
noch lang bevor der Geist das Herz genas.

Die Esche Yggdrasil, sie fällt;
Nidhöggr nagt schon lang an ihrem Fuß.
Des Menschen Leidensschrei, er gellt,
bis er im Nichts des Alls verklingen muss.

Wer wüsste, was er sich zum Ziele
des eignen Wollens setzen kann,
bevor er sich – noch sind‘s nicht viele –
das warme Herz aus Nichts gewann?

So lass sie fallen, gib dem Geier,
was der Drache übrig lässt.
Pflege du des Geistes Feier,
bevor die Not dich noch zu Boden presst.

Aus Stärke, selbst errungen, frei,
erhebt der junge Adler seine Schwingen.
Er schafft aus alten Werdens Einerlei
und lässt den Kosmos neu in seinem Blick erklingen.

Ahnen – was aus Herzen reift
Geben – nach den Sternen greift
Hören – in der Welt Gebrüll
Tragen – was das Gute will
Schaffen – nach Erlösung frägt
Wissen – wie der Wille trägt.

© Stefan Carl em Huisken 2018




Ich will – Jahreswechsel 2017/2018

Ich will

Aus Urweltzeiten aufgestiegen
durchzieht die neue Welt der Tod.
Wie, um das Leben aufzuwiegen,
ist unermesslich groß die Not.

Doch in der Not kann EINE Macht verweilen:
sie ist des MENSCHEN einzig Ziel.
Denn wo der Tod zertrennt, da kann sie heilen:
im MENSCH der Gott erwachen will.

Als einst der Urweltzeiten Wahrheit
dem Tod das Leben abgerungen
als Boden neuer Weltenzeit:
da ist dem MENSCHEN eine Tat gelungen,
in schwerer Not, in tiefem Leid.
Die Häscher haben schon den Knecht bedungen –
zu ihrer Rettung ist der MENSCH bereit.

Und will der Zeiten Gang verhindern,
was durch die MENSCHENZIELE rinnt –
Wahrhaftigkeit kann Schmerzen lindern
im Blick auf unser aller Gotteskind,
das schon in jedem Menschenherzen
von nun an liebt, was freie Taten sind.

Wohlan, vom dumpfen Dunst der Nebelkerzen
verborgen lebt des MENSCHEN Tat,
die schon in jedem warmen Herzen
das heilige Ziel ergründet hat.

Nur ICH kann sie zu meiner machen,
dann lebt sie wirklich, wird der Welten Licht
Mein: JA, ICH WILL – das ist der Nachen,
der trotzt dem dunklen Nachtgezücht.

 

© Stefan Carl em Huisken 2017




Suchen – zum Jahreswechsel 2016/2017

JW_16_17 - SuchenSuchen

Den Weg zu gehen
der in Worten erklingt,
den Klang zu leben,
der mit Worten singt.

In ihm mich zu finden,
der die Töne trägt,
in ihnen zu gründen,
nach der Zukunft frägt.

Hier aus der Wirrnis
der Mensch sich erstört
und in der Ruhe
die Welt betört.

Willst du? So wage
was dich von dir nimmt.
Du willst nicht? So trage
was die Welt dir bestimmt.

Noch einen Schritt weiter –
endet der Weg
im offenen Abgrund
baust du selbst deinen Steg.

© Em Huisken 2016




Jahreswechsel 2015/2016

Was ist, vergeht – die Signatur des Tages
verlangt von jedem mehr als bloß, was war.
Was du im Innersten erstrebst, ertrag es
Und bring es dienend deinem Leben dar.

Im Innern wabern Nebel und verdecken
in der Zerstörung Rauch das Schreckgesicht.
Schau es dir an: die Flammen lecken
den kalten Blick aus diesen Zügen nicht.

Doch ohne ihn, der bis ins Mark erschüttert,
erreichst du nichts, was auch im Hier und Jetzt
Bestand hat, und vor dem erzittert
der Schrecken, der dich durch die Welten hetzt.

So suche Wege, dich mit ihm zu einen,
dem Dämon, der nichts als Zerstörung kennt;
denn dem wird erst in Wahrheit er erscheinen,
der furchtlos ihn bei seinem Namen nennt.

Brokdorf

© Stefan Carl em Huisken 2015




Auf zu neuen Wegen!

Auf! – klingt es wieder, auf zu neuen Wegen!
Und sind die Wege denn auch noch so weit.
Denn überall will Neues sich nun regen,
und wartet auf das Zeichen: es ist Zeit!

So lausche gut, und lass dein Ohr nicht täuschen,
gerad das Leise hört sich oftmals  – gut,
und wer betäubt von lärmenden Geräuschen
nach vorne taumelt, weiß nicht, was er tut.

Drum will auch dieses Jahr ich wied’rum trachten
nach dem, was durch mein Leben wirklich wird,
und nur auf das will ich noch achten
was bleibt, wenn man durchs Dunkel irrt.

Die Finsternis im Innern ist das wahre Ziel
von alldem, was die Sinne täuschen will,
gehst du hinein, so wird aus wenig viel,
und auch das tosende Gelärm wird – still.

14-12-31_Schwerin_14-09-05

 

 

 

 

 

 

 

 

© Em Huisken 2014




Dazwischen – zum Jahreswechsel 2013/14

Und wieder geht ein altes Jahr zuende.
Wieder sprach die letzte Zeit das Todeswort.
Mit ihm will auch ein neuer Weg beginnen,
steigt auf in deinem Tun zum Lebensort.

Dazwischen: Leere? Fragen? Sinnen?
Ein Schein, der dir verbirgt was kommen mag?
Flatternd-gaukelnd musst du suchen
im Dunkel nach dem Weg zum Tag.

 Du wirst ihn finden. Das ist sicher.
Noch jeder Schmetterling fand Sonnenlicht.
Drum taumle du getrost auf DEINEN Wegen.
Erlebst du sie in dir – dein Ziel verfehlst du nicht.
© Em Huisken 2013



Feuriger Himmel – zum Jahreswechsel 2012/2013

Feuriger Himmel bringt mir den Morgen
des neuen Jahrs mit weitem Blick.
Im Feuer vergehen die alten Sorgen,
und lassen nur ihre Asche zurück.

Und aus der Asche steigt die Zukunft
durch deine Taten kraftvoll auf.
In jedem Nu stärkt neues Werden
von dir gewollt den Weltenlauf.

Laß neue Wünsche die Schwingen breiten
im Ringen um jeden Entwicklungsschritt.
So nimm, was sich dir entgegenstellte,
auf deinem Weg in die Zukunft mit.

©Em Huisken 2012