Was tönt die Erde? – zum Jahreswechsel 2023/2024

Was tönt die Erde?

Was tönt die Erde,
singt sie, spricht sie,
durch mich,
durch jedes Wesen,
das sie trägt an ihrem Leib?

Was zeigt die Farbe,
die aus jedem Bild,
das ich
aus meinem Leben
in den Weltenraum zu strahlen habe, springt?

Wer gibt den Sinn,
der dies Geschehen
aus sich
dem armen Menschenherzen
zu seinem Wohlgestalten schenkte?

Es sind die Drei,
die in der Vier, der neuen Eins
zur neuen Zwei – der Fünf und Sechs und Sieben –
im ewig gleichen Wechsel sich erzeugen
um einstens wieder, wie im Bild, im Ton und Wesen
die Erde ihrem neuen Ziel zu geben:
Gottvater, Sohn, und Geist – in dir.

Wo tönt sie so, die Erde?
In mir ist sie, im Geist der Welt,
dort, wo ICH lebe
und im ewig gleichen Wechsel
mich selber trage
zwischen Sein und Geist.

© Stefan Carl em Huisken 2023


Nunmehr im zwölften Jahr stellt sich bei mir zum Jahreswechsel jeweils ein Gedicht ein, das ich dann der Öffentlichkeit übergebe. Weitere Gedichte zum Jahreswechsel der verschiedenen Vorjahren finden Sie unter dem Stichwort Jahreswechsel.




Ich Bin

Ich Bin

Der Vater im Innern
Die Welt davor
Der Sohn, der suchet,
der den Weg verlor.

Er ist der Weg,
kann ihn darum nicht haben,
ist dem Menschen so
die Größte der Gaben.

„Ich Bin!“ – was kann es Größeres geben?
das Wort schließt in sich
allen Tod, alles Leben.

Was fragst du noch: „Bin Ich?“?
Frug denn je einer
der nicht dabei war? –
Genau: Keiner.

© Stefan Carl em Huisken, zum Jahreswechsel 2022/2023


Nunmehr im elften Jahr stellt sich bei mir zum Jahreswechsel jeweils ein Gedicht ein, das ich dann der Öffentlichkeit übergebe. Weitere Gedichte zum Jahreswechsel der verschiedenen Vorjahren finden Sie unter dem Stichwort Jahreswechsel.




Irrfahrt im Nebel – wohin?

Irrfahrt im Nebel

Von allen Seiten türmt die Finsternis
die Hürden auf, die dich, den MENSCHEN
zerstörend zu verhindern trachten, und den Weg
zu neuem Leben nebelhaft verdecken.
Nichts ist zu tasten, nichts zu sehen,
und jeden Ton verschluckt der nasse Brei,
der statt der hell durchsonnten Welt
für einen jeden nun zum Schicksal wird.

Wo ist die Rettung, wo der weise Rat,
der solcher Irrfahrt neue Richtung gibt?
Vergiss die Frage, denn sie führt
nur immer weiter fort von jenem MENSCHEN,
der in dir selber, wie in jedem Sucher
schon lange urteilt über Wahrheit oder Lüge.

Du selber bist es, der in seinen Taten,
seinem Schauen, seinem Raten
der Irrfahrt neuen Sinn und neue Richtung gibt:
Wohin willst du dich selber führen?
Was ist deine Welt, die du
dem Nebelwallen zu entreißen hast?

Beginne, sie zu formen, mit dem Blick,
den du der Finsternis entgegensetzt.
Gewiss, die Macht, die dir zu eigen,
ist niemals stark genug, den Bann zu brechen.
Doch liebevoller Blick auf das, was ist,
und was durch deine Taten werden möchte:
er leitet, was durch dich geschehen soll.

Das andre tut die Welt, die du erhellst
mit deinem Suchen, deinem Streben.
Und was an Wesen sich erkennt:
das folgt der Sonne, die dein Blick
entschlossen aus der Finsternis enthüllt. –
Denn ohne deinen Blick, dein Schauen,
wird nichts geschehen außer Schemenspiel
von dunklem, nebelhaftem Walten,
das dich und deine Welt zum Tode führt.

Ergreif ihn selbst darum, den Tod, und die Verwirrung,
mit deinem Blick, und führe beide auf den Weg,
den du in deinem Wollen ihnen zuerkennst:
den Tod durchschreiten schafft das neue Leben,
und die Verwirrung weicht, wo du sie frei – verstehst.

© Stefan Carl em Huisken, zum Jahreswechsel 2021/2022


Weitere „Gedichte zum Jahreswechsel“ finden Sie =>hier.




Am Ende des Seins – zum Jahreswechsel 2020/21

Am Ende des Seins – die Grenze pic

Am Ende des Seins
der Ewigkeit Anfang
wo ich meine Welt
im Innern umfasse:

Dort ist das Ufer,
das ich an der Grenze
der Welt, die mich trägt
in Taten ergründe.

Die Ewigkeit, sie wäre nicht,
gäbe es nicht Sein und Ufer:
die Grenze unendlicher See.
Doch ist es die Grenze des Seins,
die scheidet Zeit und Ewigkeit,
und dadurch sich in beiden schafft.

Was niemals ist
und darum das Seiende trägt:
indem es sich hingibt dem Sein
erschafft es sich selbst.

© Stefan Carl em Huisken 2020




Der Ruf – zum Jahreswechsel 2019/2020

Der Ruf

Der Ruf - Gänse

Und hinter mir ins tiefe Dunkel sinkt
vergossenes Herzblut alter Zeiten.
Vor mir in ferner Zukunft Weiten winkt
der Ruf der Geister, die mich leiten.

Was aus den Tiefen wieder aufsteigt, führt
in aller Zukunft meine Schritte
und an das Herzgeheimnis rührt
des Rufes Klang, und seine Bitte.

Aus diesem Punkt, der alle Welten trägt,
erklingt die Ordnung neuer Tage:
wer nach der Lüge statt der Wahrheit frägt,
wird nicht bestehen auf des Lebens Waage.

Ich selber nur kann geben, was ich sehe
durch meine Sehnsucht und aus eigenem Wollen
in aller Not und allem Wohl und -Wehe
als selbsterwähltes, hoheitsvolles Sollen.

Dann erst – allein weil sie aus mir sich ringt –
wird Macht und Tat die Zukunft schaffen.
Der dunkle Drang aus Zeitenläufen bringt
die Kraft und Möglichkeit, sich auf zu raffen.

Und alle Unvollkommenheit ist Zeichen,
dass hier ein Anfang sich ins Leben wagt:
Nichts wird das Herz allein aus sich erreichen,
wenn es vor jedem neuen Anfang zagt.

Wer ist’s, der aus den alten Zeiten stieg,
weil er mit Herzblut neue Wege tränkte?
Der ist’s, der sich im Ziel errang den Sieg
weil er den Geistes-Ruf ins Dunkel senkte.

© Stefan Carl em Huisken 2019




Erlösung – zum Jahreswechsel 2018/2019

Erlösung

Es blüht im Stein - Erlösung

Es blüht im Stein aus dunklem Grunde,
der Seele Leben wird des Geiers Fraß,
des Menschen Schritt beginnt die neue Runde
noch lang bevor der Geist das Herz genas.

Die Esche Yggdrasil, sie fällt;
Nidhöggr nagt schon lang an ihrem Fuß.
Des Menschen Leidensschrei, er gellt,
bis er im Nichts des Alls verklingen muss.

Wer wüsste, was er sich zum Ziele
des eignen Wollens setzen kann,
bevor er sich – noch sind‘s nicht viele –
das warme Herz aus Nichts gewann?

So lass sie fallen, gib dem Geier,
was der Drache übrig lässt.
Pflege du des Geistes Feier,
bevor die Not dich noch zu Boden presst.

Aus Stärke, selbst errungen, frei,
erhebt der junge Adler seine Schwingen.
Er schafft aus alten Werdens Einerlei
und lässt den Kosmos neu in seinem Blick erklingen.

Ahnen – was aus Herzen reift
Geben – nach den Sternen greift
Hören – in der Welt Gebrüll
Tragen – was das Gute will
Schaffen – nach Erlösung frägt
Wissen – wie der Wille trägt.

© Stefan Carl em Huisken 2018




Ich will – Jahreswechsel 2017/2018

Ich will

Aus Urweltzeiten aufgestiegen
durchzieht die neue Welt der Tod.
Wie, um das Leben aufzuwiegen,
ist unermesslich groß die Not.

Doch in der Not kann EINE Macht verweilen:
sie ist des MENSCHEN einzig Ziel.
Denn wo der Tod zertrennt, da kann sie heilen:
im MENSCH der Gott erwachen will.

Als einst der Urweltzeiten Wahrheit
dem Tod das Leben abgerungen
als Boden neuer Weltenzeit:
da ist dem MENSCHEN eine Tat gelungen,
in schwerer Not, in tiefem Leid.
Die Häscher haben schon den Knecht bedungen –
zu ihrer Rettung ist der MENSCH bereit.

Und will der Zeiten Gang verhindern,
was durch die MENSCHENZIELE rinnt –
Wahrhaftigkeit kann Schmerzen lindern
im Blick auf unser aller Gotteskind,
das schon in jedem Menschenherzen
von nun an liebt, was freie Taten sind.

Wohlan, vom dumpfen Dunst der Nebelkerzen
verborgen lebt des MENSCHEN Tat,
die schon in jedem warmen Herzen
das heilige Ziel ergründet hat.

Nur ICH kann sie zu meiner machen,
dann lebt sie wirklich, wird der Welten Licht
Mein: JA, ICH WILL – das ist der Nachen,
der trotzt dem dunklen Nachtgezücht.

 

© Stefan Carl em Huisken 2017




Suchen – zum Jahreswechsel 2016/2017

JW_16_17 - SuchenSuchen

Den Weg zu gehen
der in Worten erklingt,
den Klang zu leben,
der mit Worten singt.

In ihm mich zu finden,
der die Töne trägt,
in ihnen zu gründen,
nach der Zukunft frägt.

Hier aus der Wirrnis
der Mensch sich erstört
und in der Ruhe
die Welt betört.

Willst du? So wage
was dich von dir nimmt.
Du willst nicht? So trage
was die Welt dir bestimmt.

Noch einen Schritt weiter –
endet der Weg
im offenen Abgrund
baust du selbst deinen Steg.

© Em Huisken 2016




Jahreswechsel 2015/2016

Was ist, vergeht – die Signatur des Tages
verlangt von jedem mehr als bloß, was war.
Was du im Innersten erstrebst, ertrag es
Und bring es dienend deinem Leben dar.

Im Innern wabern Nebel und verdecken
in der Zerstörung Rauch das Schreckgesicht.
Schau es dir an: die Flammen lecken
den kalten Blick aus diesen Zügen nicht.

Doch ohne ihn, der bis ins Mark erschüttert,
erreichst du nichts, was auch im Hier und Jetzt
Bestand hat, und vor dem erzittert
der Schrecken, der dich durch die Welten hetzt.

So suche Wege, dich mit ihm zu einen,
dem Dämon, der nichts als Zerstörung kennt;
denn dem wird erst in Wahrheit er erscheinen,
der furchtlos ihn bei seinem Namen nennt.

Brokdorf

© Stefan Carl em Huisken 2015




Auf zu neuen Wegen!

Auf! – klingt es wieder, auf zu neuen Wegen!
Und sind die Wege denn auch noch so weit.
Denn überall will Neues sich nun regen,
und wartet auf das Zeichen: es ist Zeit!

So lausche gut, und lass dein Ohr nicht täuschen,
gerad das Leise hört sich oftmals  – gut,
und wer betäubt von lärmenden Geräuschen
nach vorne taumelt, weiß nicht, was er tut.

Drum will auch dieses Jahr ich wied’rum trachten
nach dem, was durch mein Leben wirklich wird,
und nur auf das will ich noch achten
was bleibt, wenn man durchs Dunkel irrt.

Die Finsternis im Innern ist das wahre Ziel
von alldem, was die Sinne täuschen will,
gehst du hinein, so wird aus wenig viel,
und auch das tosende Gelärm wird – still.

14-12-31_Schwerin_14-09-05

 

 

 

 

 

 

 

 

© Em Huisken 2014