Mensch und Kosmos aus der Sicht der Geisteswissenschaft

Vorbemerkung:

Für alle Darstellungen aus der Geisteswissenschaft ist zu bedenken, dass die Art der Begriffsbildung eine andere ist als gewohnt. Während wir im Alltag, vor allem bezogen auf äußere Gegenstände vor allem feststehende, definierende Begriffe, manchmal sogar nur Namen im Sinne „angehefteter Etiketten“ verwenden – so, wie es eben der damit erfassten Werkwelt im Raum entspricht, wo alle Gegenstände nebeneinander, getrennt voneinander erfasst werden müssen – gelten im Geiste ganz andere Gesetze.

Allein schon, wenn wir bestimmte Verhältnisse durch Anwendung von Naturgesetzen beschreiben wollen, tritt dieses „Andere“ ansatzweise auf: es gelten fast in allen Fällen mehrere, unterschiedliche Naturgesetze gleichzeitig, im Zusammenwirken und einander beeinflussend. Im Geistigen durchdringt sich also alles, hat keine definierbaren Grenzen gegenüber allem anderen und wirkt ineinander, gleichzeitig, am gleichen Ort. Wenn ein Einfluss sich ändert, ändern sich alle anderen auch entsprechend. Das Eine kann in das Andere übergehen und umgekehrt.

Um dieses Ineinanderwirken zu beschreiben und zu verstehen, benötigt man daher bewegliche Begriffe, die sich dem Objekt anpassen und wandeln können. Ich nenne diese Art der Begriffsbildung hier einmal „metamorphosierend“, im Sinne der Metamorphose1 als Entwicklungsübergang des Einen in das Andere. Nur solche Begriffe können auch Verhältnisse begreifen, die erst noch entstehen sollen, noch unbekannt sind, also zukünftig. Sie beschreiben dann gleichsam ein Ziel als Entwicklungsprozess, und bilden sich fort, indem die Zeit vorschreitet und die Ausgangspunkte des Begreifens verändert.

Ein solcher Vorgang des Begreifens ist weniger eine Frage der Aufnahme und Verarbeitung von Inhalten als vielmehr ein persönlicher Entwicklungsvorgang des Begreifenden: er muss seine Tätigkeit den Vorgängen anpassen, die im Bereich der begriffenen Inhalte vonstatten gehen; es handelt sich also vorrangig um ein Erüben von Fähigkeiten. Insofern ist auch das Lesen von Texten oder das Anhören von Vorträgen aus der Geisteswissenschaft etwas Anderes als Üblich: im Mitgehen mit dem Gedankengang erübt der Leser oder Zuhörer gleichsam im Ansatz den Weg zur Erkenntnis der Inhalte2

Man sollte das bei allen Darstellungen dieser Art berücksichtigen.

Zustand und Prozess

Unsere heutige Lebensverfassung ist so geworden, dass wir vor allem und oft ganz einseitig nur den jeweils aktuellen Welt-Zustand ins Auge fassen, und dabei aus dem Blick verlieren, was diesem Zustand vorausgegangen ist, und vor allem, auf welchen Wegen sich das Heutige aus dem Vorigen entwickelt hat. Wir sind im Alltag meist so in das gerade Gegenwärtige verstrickt, dass gar nicht dazu kommen, den Werdeprozess der Gegenwart zu berücksichtigen. Ohne diesen Prozess im Bewusstsein zu haben, können wir aber gar nicht beurteilen, welche Rolle die gegenwärtige Situation sozusagen als „Schnappschuss“ im Gesamten spielt.

Dieser uns mindestens teilweise unbewusst bleibende Teil der Gegenwart ist aber immer mit dem aktuell vorhandenen Zustand gegeben – als dessen Unbewusstes, das aber vorhanden ist und wirkt. Wir bewahren es in unserer Erinnerung, wenn auch nicht immer fehlerfrei und unverzerrt.

Bewusstes und Unbewusstes

Insofern kann man auch sagen, dass zu uns, zu unserem Unterbewussten der gesamte Werdeprozess der gegenwärtigen Welt-Situation gehört, sozusagen vom Weltenanfang an; denn wir selber, unsere eigene Existenz, beinhaltet ja auch einen Werdeprozess, einschliesslich des gesamt-menschheitlichen – nur eben gänzlich unbewusst. Was uns hat werden lassen, als wirkende Macht in einem Lebensvorgang, kristallisiert sich gleichsam in eine Situation, die in sich nicht lebt, aber Teil eines Lebensprozesses ist. Indem wir dies bemerken, beginnen wir das zunächst uns unbewusste Leben – unserer selbst, der Welt, der Menschheit – zunächst erahnend in unser Inneres aufzunehmen. Wir selbst als Teil der Gesamt-Situation, jeder einzelne als sein persönliches eigenes Erlebniszentrum, nehmen so im Geiste das erstorbene Werk – die aktuelle Situation – in unser eigenes (geistiges) Wesen auf und beleben es im Innern neu, suchen zumindest Wege, das zu tun. So können wir lernen, die Gesamtsituation besser zu verstehen3.

Werden und Schaffen

Was also bisher einfach aus seinem eigenen Wesensantrieb geschehen und uns als solches geworden ist, erwirken wir im Bewusstsein neu und machen es zu unserem Eigenen. In der Regel nehmen wir ja an, dass dasjenige, was in unserem Eigenwesen – bewusst oder unbewusst – vorhanden ist, etwas von allem anderen Getrenntes sei. Das ist erklärlich, haben wir unsere Begriffe doch fast ausschliesslich an den Gegenständen der Aussenwelt gebildet, in der dort, wo ein Gegenstand ist, kein zweiter sein kann – das ist im Raume so. Aber dieses wache Gegenstandsbewusstsein ist eben nur ein Teil unseres Wesens, wie wir gesehen haben: der gesamte Bereich des Unterbewussten gehört ebenso zu uns, und dort ist keineswegs ausgemacht, dass jedes Einzelne nur neben dem Anderen bestehen kann. Die Dinge können schon bei abstrakten Naturgesetzen ineinandergreifen: in jedem Naturgegenstand gelten unzählige Naturgesetze gleichzeitig, gemeinsam, durchdringen sich und wirken zusammen. Naturgesetze sind geistige Tatsachen. Sobald sie im Geiste erfasst werden in ihrem Ineinanderwirken, strukturiert sich das vorher nur festgestellte, irgendwie vor sich gehende Werden zu einem sinnvollen geistigen Ganzen.

Dabei kann festgestellt werden, dass mein eigenes Bewusstsein, meine Denktätigkeit, mit den wirkenden Naturgesetzen zusammenarbeitet, ebenfalls als geistige Tatsache. Mein Verstehen ist das Ergebnis. Damit ist wiederum darauf gedeutet, dass im Geiste eben nicht eines neben dem anderen ist, damit also auch nicht mein geistiges Inneres (Denken) getrennt vom geistigen Inneren der Welt, der Natur – Ich und Welt wirken ungetrennt ineinander, mein Geist und der Weltengeist sind von einer Art, ich bin gleichsam wie ein Naturgesetz oder ein Lebensweg ein Tropfen aus dem Ozean der gesamten Weltengeistigkeit. Damit ist meine Bewusstseinsarbeit, die die lebendigen Prozesse des Ineinanderwirkens im Geiste erfasst, ein Beitrag zur Neubelebung der gewordenen, gleichsam kristallisierten Situation, in der ich lebe.

Ein erster Blick

So ist das Tor geöffnet zu einem geistigen Blick auf den Zusammenhang von Mensch und Kosmos. Ich, als irdische Person, erkenne mich als Bestandteil des Weltenlebens, aus dessen Verständnis sich aber erst die Grundlage ergibt, meine eigene Bedeutung im Ganzen und damit auch die Bedeutung des mich umgebenden Kosmos für mich zu erkennen und zu beurteilen. Mein denkender Beitrag zum Ganzen belebt das Gewordene; jedes Denken ist auch Tat (wie auch jede Tat Denken beinhaltet) und verändert damit die Situation, bewegt sie, entwickelt sie weiter. Was ich will, aus eigenem Entschluss (also nicht getrieben von diesem oder jenem), ist so als Wille schon dem Ganzen einverleibt. Äußere Tatsache wird aus dem Willen erst, wenn die Kräfte der Welt dazukommen, im Bewusstsein damit verbunden werden.

In der Regel nehmen wir ja an, wir könnten selber in der Welt etwas bewusst ganz alleine bewirken. Das ist aber ein Irrtum. Von einem in unserem Inneren auftauchenden Wollen haben wir bewusst ja nur unsere Vorstellung davon – wie oft irren wir uns in uns selber und bewirken ganz anderes, als wir selber meinten? Die Kräfte, die daraus ein Weltereignis machen sind uns ganz unbewusst. Wir haben darüber nur angelernte Theorien: ist nicht die einfachste Handbewegung – recht betrachtet – ein Mysterium? Es kommt also darauf an, unsere Willenskraft, die sich im Leben zeigen soll, so auszurichten, dass dabei Weltenkräfte bewusst mitwirken können.

Wir müssen an dieser Stelle ein paar einfache Klärungen vornehmen; im Menschen wie im gesamten Kosmos lassen sich ja mehrere unterschiedliche Existenzebenen beschreiben:

a) Das sinnlich Erfahrbare, was uns als gegebene, fertige Aussenwelt in jedem einzelnen Augenblick gegenübertritt im Raum. Ich nenne dies einmal „physische Welt“.

b) Dasjenige geistige Kraftwesen, das die Bewegungen und Veränderungen der sinnlichen Gegenstände bewirkt (im eigenen Leib, der auch etwas Physisch-Sinnliches ist, wie auch in der sonstigen Welt), in mehr oder weniger gesetzmäßiger aber (fast immer) unberechenbarer, eben lebendiger Art und Weise. Ich nenne dies das „Ätherische“, im Einklang mit vielen in unserer Lebenswelt irgendwie bedeutsamen geistigen Lehren. Das wesentliche Element dieses Kraftwesens ist die Zeit.
Ein Sonderfall in diesem Bereich sind Gesetzmäßigkeiten, die in sich unveränderlich und berechenbar sind und so gleichsam ätherisch erscheinen aber eigentlich physisch (feststehend, abgrenzbar) sind: mechanische, physikalische etc. tote Gesetzmäßigkeiten des Maschinellen. Unsere heutige offizielle Wissenschaft ist weitgehend auf diesen physisch-gesetzmäßigen Bereich beschränkt.

c) Dasjenige geistige Wesen, das ein inneres Erleben vom Physischen und Ätherischen hat, und durch Kräfte der Anziehung und Abstoßung in den ineinanderwirklenden Lebensprozessen Richtungen und Wirkungsweisen bestimmt. Ein solcher allgemeiner Begriff ist hier hilfreich, denn er ist sowohl auf den Menschen als auch auf den Kosmos anwendbar. Der Mensch bewegt Gedanken, Gefühle, Willensimpulse in die Welt hinein aufgrund der Antriebe, die sich ihm aus Sympathie und Antipathie ergeben. Ebenso bewegen sich die Gestirne (und auch unsere Erde, wir selber) im Zusammenhang von Anziehungs- und Abstoßungskräften (Magnetismus, sogenannte „Schwerkraft“, dann aber auch die „Leichtekraft“, die Pflanzen und Menschen aufrichtet – wie und warum eigentlich?). Die Gestirne dabei als tote Materie anzusehen, ist dasselbe, wie den Menschen als einen Materieklumpen mit elektrisch verursachter Illusion einer Seele anzusehen – der Mensch selber ist aber Geistwesen4. Auch die Gestirne und ihre Gruppierungen und Bewegungen sind in diesem Sinne wesenhaft! Diese Welt der das Leben aus dem Inneren heraus steuernden Kräfte kann man daher auch die astrale nennen – also die Sternenwelt.

d) Und dann gibt es uns selber als Geistwesen, die eben in einem physischen, einem ätherischen und einem astralen Leib leben. Wir verstehen einander oft ebenso wenig, wie wir die in den Sternen, in den anderen Weltbereichen (Pflanze, Tier, Mineral) lebenden Wesen verstehen.

Ein Bild von Mensch und Kosmos

Damit ist der erste Blick getan auf unser eigenes geistiges Dasein ebenso wie auf das Wesenhafte im Kosmos. Jeder von uns erlebt seinen eigenen, individuellen Kosmos – das ist unvermeidlich, denn jeder hat seinen eigenen, einzigartigen Schauplatz in sich selber als seinem „Weltenzentrum“. Die sinnliche Wahrnehmung kann nicht anders als unterschiedlich sein zwischen den Menschen – niemand hat dieselben Sinneswahrnehmungen wie ich, kann „durch meine Augen schauen“ – das ist das Gesetz des physischen Welt, in der eben dort, wo ein Leib ist, kein zweiter sein kann, damit aber auch die Menschen unweigerlich – in dieser Hinsicht – immer allein und voneinander getrennt sind. Je weiter wir aufsteigen ins Ätherische (Lebensgesetzliche) und Astrale (Antriebsmäßige, im Sinne von Sympathie/Anziehung und Antipathie/Abstoßung), desto mehr haben wir Gemeinsamkeiten, wirken wir ineinander.

Die Grundsituation, ein Ich in einem Leib (physisch, ätherisch, astral) in einer gegebenen Werkwelt zu sein, ist für alle Menschen gleich, universell. Da, wo wir also gänzlich voneinander getrennt sind, im Ich, sind wir daher zugleich in der allergrößten Einheit. Mit solchen Gedanken betreten wir zugleich im Bewusstsein die Welt der Geistwesen, die sich in ihrem Wirken im Leben und in der Materie ausprägen.

Was die Welt uns zukommen lässt, kann so nach und nach wie in einem Bild zu einem Verständnis gebracht werden. Im Mittelalter (und in dessen Traditionen, die bis in die heutige Zeit wirken) hat man so den Begriff des Schicksals (und damit auch der Gottesstrafe) aufgefasst: als wesenhafte Antwort der Weltenwesen auf unsere Taten. Wir können dies nicht mehr gleichermaßen. Uns würde das auch unfrei machen, denn wir erleben zunächst diese Weltenwesen nicht unmittelbar, und müssten dann also den Erklärungen der Gottesgelehrten einfach glauben. Für uns ist es darum nötig, zu verstehen und uns selber ein lebendiges Bild davon zu machen. Das wird aber nur dann ein wahres Bild werden, wenn wir das voll bewusst tun können: in Ansehung unserer Sinneserlebnisse, im beobachtenden Durchleben der darin sich ausprägenden Kräftewirkungen, und im denkenden Verstehen der die Kräfte steuernden Antriebe – also wahr ist es nur dann, wenn es ganz aus dem Ich kommt, aus dem Geiste, und so die Seelen-, Lebens- und physischen Kräfte frei bewusst gestaltend gebraucht.

Lebenswege erfühlen

Dann wird auch unser Gefühl ein anderes: nicht mehr unbewusste Emotion (also durch Welt-, Körper- und erlebte Seelenprozesse „fremd“-gesteuert), sondern bewusst gestaltendes, wie tastendes Hinauswirken in die Welt aus dem Zentrum des Ich heraus. Das Gefühl wird dann zu einem immer objektiver sich entwickelnden Erkenntnisinstrument. Es zeichnet die Lebenswege erkennend nach, die mir aus meinem Kosmos heraus mein Schicksal mitteilen. Solange ich dies Schicksal nicht bewusst miterleben kann, bleibe ich unfrei; erst wo ich es mir objektiv gegenüberstellen kann, verstehen kann – also in inneren Bildern, Zeitgestalten, „Tönen“ gleichsam seine Sprache vernehme – werde ich frei zu einem selbstbewussten Umgang damit. Ich trete dann gleichsam in ein Ringen mit dem Kosmos ein, werde zum Atlas, der den Kosmos auf seinen Schultern trägt.

Einschub: Atlas, der Träger des Himmelsgewölbes
Vereinfachend gesagt, ist Atlas in der griechischen Mythologie ein Nachfahre des Kronos, des Geistes der notwendigen, gleichmäßigen Entwicklung in der Zeit, der im Titanenkampf gegen die neuen, selbständig gewordenen Götter des Zeus auf des Kronos Seite stand. Nach dem Sieg des Zeus und seiner Scharen wurde Atlas für seine Treue zur notwendigen, damit also unfreien Entwicklung (Kronos) damit bestraft, dass er das Himmelsgewölbe zu tragen hatte, um nun für alle Zeiten eine Wiederholung eines solchen Götterkampfes zu verhindern. Der Mensch, der eine solche Aufgabe bewusst ergreift – den Kosmos also mit sich selber eins werden zu lassen, ihn somit in sich selber zu tragen und sich selber damit gleichzeitig dem Kosmos bewusst verstehend hin zu geben – wird gleichsam zu einem „modernen Atlas“. Den Titanenkampf schildern fast alle Mythologien in der einen oder anderen Art; er kommt auch in der germanischen Mythologie vor, dort als Krieg zwischen Wanen und Asen – also den alten und den neuen Göttern.

Freiheit und Liebe

Ich selber fühle dann die Welt und gestalte sie mitwirkend um; sie wirkt aus sich in Notwendigkeiten, wie der ganze Kosmos. Erst durch das Mitwirken des sich selber befreienden Ich kommt etwas Neues in den Kosmos hinein: die Freiheit, und mit ihr die wahre Liebe, die ohne Freiheit nur getriebenes Habenwollen bleibt. Die Liebe ist also die kosmische Aufgabe des Menschen: sie in Freiheit – durch Bewusstsein – zu entwickeln. Je mehr wir uns frei wollend, aus eigenem Antrieb studierend der Welt, dem Kosmos zuwenden, und den Menschen (also uns selber) als sinnvolles und notwendiges (die Not wendendes!) Glied dieses Kosmos begreifen lernen, desto mehr können wir unsere Aufgabe erfüllen.

Alle Angst um unser kleines irdisches Persönchen wird uns nach und nach fader Abglanz von kleingeistigem irdischem Egoismus. Unser wahres Menschenwesen liegt in unserer kosmischen Aufgabe und ist unzerstörbar und ewig – wenn wir uns denn aufschwingen, und es wirklich so wollen.

© Stefan Carl em Huisken 2023

1vgl. zum Beispiel den Wikipedia-Artikel zur Metamorphose in der Mythologie: https://de.wikipedia.org/wiki/Metamorphose_(Mythologie)

2Dass gerade und nur diese beiden Situationen – die persönliche Begegnung in einem Vortrag oder das Lesen eines Textes – die Freiheit wahren können, habe ich an anderer Stelle bereits ausgeführt: vgl. Stefan Carl em Huisken: Menschenbegegnung, geschriebenes Wort, Ton- und Bildaufzeichnungen. – In: DIE LAHNUNG – Mitteilungen für individuelle Entwicklung und Lebenskunde, Nr. 10, S. 26ff oder im Internet Kurzlink https://ogy.de/xdu1.

3Ein ganz simples Beispiel, das wohl jeder kennt: man hat irgendwo einen Gegenstand abgelegt, den man nun nicht mehr wiederfinden kann, weil man sich den Ablageort nicht genau genug eingeprägt hat. Man kann ihn aber wiederfinden, indem man den Weg bis zum Ablegen innerlich zurückverfolgt: was habe ich getan, nachdem (oder bevor) ich den Gegenstand ablegte?

4vgl. Stefan Carl em Huisken: „Geistwesen Mensch“, in: DIE LAHNUNG – Mitteilungen für individuelle Entwicklung und Lebenskunde Nr. 10, S. 4ff, im Internet Kurzlink https://ogy.de/8dz2


Cover Wahnsinn und Denken Kosmos

Denkerische Grundlagen für meine Darstellungen zur Situation der Gegenwart und der Bedeutung der Anthroposophie habe ich veröffentlicht in meinem Buch „Wahnsinn und Denken. Der Kampf um den Menschen“, das Sie hier oder im Buchhandel bestellen können.




Zur Begriffsbildung in der Geisteswissenschaft

Für alle Darstellungen aus der Geisteswissenschaft ist zu bedenken, dass die Art der Begriffsbildung eine andere ist als gewohnt. Während wir im Alltag, vor allem bezogen auf äußere Gegenstände vor allem feststehende, definierende Begriffe, manchmal sogar nur Namen im Sinne „angehefteter Etiketten“ verwenden – so, wie es eben der damit erfassten Werkwelt im Raum entspricht, wo alle Gegenstände nebeneinander, getrennt voneinander erfasst werden müssen – gelten im Geiste ganz andere Gesetze.

Allein schon, wenn wir bestimmte Verhältnisse durch Anwendung von Naturgesetzen beschreiben wollen, tritt dieses „Andere“ ansatzweise auf: es gelten fast in allen Fällen mehrere, unterschiedliche Naturgesetze gleichzeitig, im Zusammenwirken und einander beeinflussend. Im Geistigen durchdringt sich also alles, hat keine definierbaren Grenzen gegenüber allem anderen und wirkt ineinander, gleichzeitig, am gleichen Ort. Wenn ein Einfluss sich ändert, ändern sich alle anderen auch entsprechend. Das Eine kann in das Andere übergehen und umgekehrt.

Um dieses Ineinanderwirken zu beschreiben und zu verstehen, benötigt man daher bewegliche Begriffe, die sich dem Objekt anpassen und wandeln können. Ich nenne diese Art der Begriffsbildung hier einmal „metamorphosierend“, im Sinne der Metamorphose1 als Entwicklungsübergang des Einen in das Andere. Nur solche Begriffe können auch Verhältnisse begreifen, die erst noch entstehen sollen, noch unbekannt sind, also zukünftig. Sie beschreiben dann gleichsam ein Ziel als Entwicklungsprozess, und bilden sich fort, indem die Zeit vorschreitet und die Ausgangspunkte des Begreifens verändert.

Ein solcher Vorgang des Begreifens ist weniger eine Frage der Aufnahme und Verarbeitung von Inhalten als vielmehr ein persönlicher Entwicklungsvorgang des Begreifenden: er muss seine Tätigkeit den Vorgängen anpassen, die im Bereich der begriffenen Inhalte vonstatten gehen; es handelt sich also vorrangig um ein Erüben von Fähigkeiten. Insofern ist auch das Lesen von Texten oder das Anhören von Vorträgen aus der Geisteswissenschaft etwas Anderes als Üblich: im Mitgehen mit dem Gedankengang erübt der Leser oder Zuhörer gleichsam im Ansatz den Weg zur Erkenntnis der Inhalte2.

Damit ist das Nachverfolgen geisteswissenschaftlicher Darstellungen bereits ein erster Schritt des Einübens einer neuen Erkenntnismethodik, deren Erlernen (als geisteswissenschaftlicher „Erkenntnisweg“) weitreichende Anforderungen an den Menschen stellt, damit aber ebenso weitreichende Wirkungen zeitigen kann. Es liegt auf der Hand, dass in einer kurzen hinweisenden Bemerkung wie dieser nur ein erster Hinweis gegeben ist. In allen wirklich geisteswissenschaftlichen Darstellungen werden notwendigerweise immer neue Aspekte dieses Geschehens zur Sprache kommen. Dieser Lernvorgang kann insofern niemals als wirklich abgeschlossen angesehen werden; dies weniger als Drohung, mehr als eine Art Verheißung erleben zu können, gehört auch zu den Dingen, die der Mensch im Umgang damit sich aneignen kann.

Man sollte das bei allen Darstellungen dieser Art berücksichtigen.

© Stefan Carl em Huisken 2023

1vgl. zum Beispiel den Wikipedia-Artikel zur Metamorphose in der Mythologie: https://de.wikipedia.org/wiki/Metamorphose_(Mythologie)

2Dass gerade und nur diese beiden Situationen – die persönliche Begegnung in einem Vortrag oder das Lesen eines Textes – die Freiheit wahren können, habe ich an anderer Stelle bereits ausgeführt: vgl. Stefan Carl em Huisken: Menschenbegegnung, geschriebenes Wort, Ton- und Bildaufzeichnungen. – In: DIE LAHNUNG – Mitteilungen für individuelle Entwicklung und Lebenskunde, Nr. 10, S. 26ff oder im Internet Kurzlink https://ogy.de/xdu1.


Cover Wahnsinn und Denken Hellsichtigkeit

Denkerische Grundlagen für meine Darstellungen zur Situation der Gegenwart und der Bedeutung der Anthroposophie habe ich veröffentlicht in meinem Buch „Wahnsinn und Denken. Der Kampf um den Menschen“, das Sie hier oder im Buchhandel bestellen können.




Geisteswissenschaft und Hellsichtigkeit

Die Wahrheitsfrage – Dilemma unserer Zeit

Was im Folgenden dargestellt wird, ist ein weiterer Versuch, Denkwege, die unserer Zeit nötig aber ungewohnt sind, so darzubieten, dass für den unvoreingenommenen Leser ein genauer Nachvollzug möglich ist und er dadurch beim Lesen eine kleine Übung im ungewohnten Denken absolvieren kann. Daher scheint es sinnvoll, eingangs auf diese Intention aufmerksam zu machen, aus der dann auch die Bitte hervorgeht, der Darstellung zunächst einfach denkend zu folgen und Einwände – welcher Art auch immer – bis zum Schluss zurückzustellen. Ein solches Vorgehen wird dazu beitragen, dass der Nachvollzug der gemeinten Denkwege ungehindert vonstatten gehen kann, und so ein wahres Bild der geistigen Grundlagen unserer Erkenntnis entstehen kann, in dem Methode und Inhalt sich vollkommen entsprechen, ja Eines werden.

Wie entsteht Erkenntnis?

Wenn wir über einen Gegenstand – sinnlich oder geistig – etwas wissen wollen und nicht nur meinen, dann ist es erforderlich, dass wir uns genaue Rechenschaft geben können über die Methode, die wir anwenden, um zu den Wahrnehmungen, die wir von diesen Gegebenheiten haben, einen angemessenen Begriff hinzu zu fügen.

Dass eventuell auch die vorliegenden Wahrnehmungen falsch oder verfälscht sein können, spielt dabei keine Rolle – denn bei der Beurteilung der Richtigkeit der Wahrnehmungen taucht dasselbe Problem wieder auf: wie können wir zutreffend beurteilen? Einen Maßstab zur Beurteilung unseres eigenen Erkenntnisprozesses können uns nur eigene Beobachtungen verschaffen, die für uns selber unbezweifelbar vorliegende Tatsachen darstellen, und zu deren Beurteilung wir nichts heranziehen müssen, was außerhalb der eigenen Beobachtung liegt. Dann überschauen wir das Ganze der Erkenntnis und können feststellen, ob alles zueinander stimmt.

Genau so müssen wir daher auch mit unseren vornehmsten Erkenntnisinstrument, dem Denken, verfahren.

Kontrolle des Denkens

Eine solche Beschäftigung des Denkens mit sich selbst widerstrebt uns zunächst, vielleicht weil wir unterschwellig ahnen, wie unkontrolliert es im Alltag bei uns verläuft. Da reihen wir nicht bewusst Schritt an Schritt, sondern springen von Eingebung zu Eingebung: „… da fällt mir ein …“ – woher denn eigentlich? Bewusst einen Gedanken an einen anderen anzuschließen, ist uns ungewohnt, und manchmal Schwerstarbeit. Aber ohne diese Arbeit bleibt jedes Urteil, das wir abgeben, letztlich bodenlos, bloße Meinung.

Und so lebt unsere Zeit in der (für unsere Bequemlichkeit förderlichen) Auffassung, dass es Wahrheit eben nicht gibt, sondern nur Meinungen. Und die Welt und das Leben werden dann eben von denen beherrscht, die ihre Meinung zum Beispiel durch Manipulation oder Gewalt am besten geltend machen können. Wie aber, wenn diese Meinung, es gäbe keine Wahrheit, falsch wäre?

Um zur Wahrheit in dieser Sache zu kommen, bleibt also nur der anstrengende Weg des Selber-Denkens, keinen „Einfällen“ („Invasionen“) zu folgen, sondern eines aus dem anderen Schritt für Schritt zu entwickeln, oft gerade gegen meine Vorlieben und Wünsche ( … die Bequemlichkeit zum Beispiel).

Wissenschaft

Genau das ist aber Wissenschaft: beim Beurteilen und Erklären einer Tatsache methodisch so vorzugehen, dass keine unbeobachteten Einflüsse das Urteil unbemerkt beeinflussen können, und dadurch dann auch nicht unbemerkt persönliche Sympathie oder Antipathie oder sonstige, in der Person des Wissenschaftlers liegende Eigenschaften das Ergebnis verfälschen. Das kann man gegenüber der Natur und ihren Gegenständen ebenso anwenden wie im Umgang mit geistigen Beobachtungen, ganz zuerst vor allem dem eigenen denkenden Beurteilen gegenüber. Gegenüber der Natur kommt dies im Aufbau von Experimenten zum Tragen; im Geiste ist der Experimentator sein eigener Versuchsaufbau.

Das Denken ist eine innere, nicht durch äußere Sinne gegebene Tatsache, also geistig, übersinnlich, ebenso wie jedes Gefühl, jeder Willensimpuls oder letztlich auch ich selbst1 so, wie ich mich erlebe2. Gehe ich geistigen Gegenständen gegenüber wissenschaftlich im obigen Sinne vor, so betreibe ich ganz wörtlich Geisteswissenschaft.

Form und Inhalt

Dabei ist es unbedeutend, welchen konkreten geistigen Inhalt ich untersuche; was zählt, ist die Methode, die nichts Unbeobachtetes als Einflussgröße im Prozess duldet. Das wissenschaftliche Vorgehen ist also die Bildung einer Erklärungsform für einen Inhalt, und diese Erklärungsform kann ich dann als gültig ansehen, wenn in ihre Bildung nichts einfließt als der beobachtete Gegenstand und meine vollbewusste Tätigkeit.

So etwas ist nicht einfach: man versuche einmal, zum Beispiel die Entstehung eines Bleistiftes sich innerlich zu erklären so, dass nichts herangezogen wird, was nicht unmittelbar mit dem vorher Vorhandenen so zusammenhängt, dass mir dabei der Zusammenhang völlig klar ist. Abgesehen davon, dass es uns sehr schwer wird, ohne Abschweifung mehr als einige Sekunden bei der Sache zu bleiben, werden wir sofort innerlich von „Einfällen“ überflutet, die sich jetzt aus angelernten, aber meist ins Unbewusste gesunkenen Zusammenhängen ergeben. Wir werden also sofort wieder durch eine Inhaltsfülle von der kontrollierten Erkenntnismethode abgelenkt.

Über die Wahrheit einer geistigen Tatsache ist aber ein Urteil nur auf dem Wege der inneren Kontrolle des Denkens und Beurteilens möglich; den äußeren Weltgegenständen gegenüber kann jeder Irrtum, jeder Methodenverlust durch genaue Beobachtung dieses gegebenen Inhaltes selbst korrigiert werden. Das hat zu unserer Gewohnheit geführt, uns beim Denken von den Inhalten leiten zu lassen, den äußeren (Sinnes-)Inhalten ebenso wie den inneren (Wunsch- und Vorlieben-)Inhalten.

Geistige Wahrnehmung

Üben wir aber kontrollierte Erkenntnismethodik systematisch an nicht-sinnlichen Inhalten (wie zum Beispiel der Beobachtung des Denkens), so erlernen wir dabei die bewusste Gestaltung von zeitlichen inneren (Erkenntnis-)Prozessen, bei denen wir immer sagen können, was wie woraus hervorgeht – also das Gestalten von inneren Tätigkeitsformen, die wir den Inhalten entgegentragen. Diese Tätigkeit ist gewissermaßen eine freie, die aber dann immer sagen kann, wie das zustande kommt, was sie hervorbringt. Solche Übung nennt man auch Meditation; in diesem Falle aber eine, die sich nicht in die reine Wahrnehmung zurückfallen lässt, sondern gerade die eigene Aktivität steigert, konzentriert, um sich eine Erklärung des (selbstgestalteten) Untersuchungsgegenstandes zu schaffen.

Diese Untersuchungsgegenstände sind dann völlig selbstbewusst erarbeitete Inhalte, die nur so lange existieren, wie sie auch hervorgebracht werden. Sie sind keine aneinandergereihten Worte, sondern mühsam erarbeitete innere Bilder des Untersuchten und seiner Zusammenhänge. Es geht also gerade darum, die Sache selbst sich durch unsere Tätigkeit aussprechen zu lassen, nicht aus ihr irgendwelche abstrakten, allgemeinen Regeln aufzustellen, die man dann immer gleich reproduzieren und auf andere vermeintlich gleich geartete Inhalte anwenden kann, oder auch bestimmten Nutzen aus der Sache zu ziehen.

Man beginnt dadurch nach und nach in solchen inneren Bildern zu denken, und nicht mehr in abstrakten Gesetzen oder „aus dem Bauch“ gefühlt durch irgendwie sich assoziativ angliedernde andere Inhalte. So entwickelt man ein neues (geistiges) Sinnesorgan für geistige Wahrnehmungen. Bei einiger Übung fallen einem dann solche Bilder – Imaginationen – auch bei anderen Gegenständen zu, die man noch nicht selber in der geschilderten Weise genau kontrolliert untersucht hat. Der Unterschied zu beliebigen Traumbildern ist aber, dass solche Bilder den Weg zu ihrer Entstehung stets einschließen, und daher ihre Gültigkeit immer durch den Menschenverstand überprüft werden kann.

Gesunder Menschenverstand

Das mir wie jedem gesunden Menschen gegebene, bisher aber noch ungenannte Kriterium der Beurteilung ist der sogenannte „gesunde Menschenverstand“, der nämlich durchaus beurteilen kann, ob ein Schritt wirklich bewusst aus dem vorigen hergeleitet werden kann, jedenfalls dann, wenn er sich nicht auf vorgefasste Urteile, sondern nur auf sich selbst stützt. Er ist es auch, der es ermöglicht, durch einen Anderen vorgebrachte Berichte von Tatsachen zu beurteilen, auch wenn man selber keine Wahrnehmung davon hat, egal, ob es um sinnliche oder übersinnliche Tatsachen handelt.

Der bewusst imaginative Hellseher kann daher von jedem Menschen bezüglich seiner Zuverlässigkeit beurteilt werden. Kann er nämlich nachvollziehbar angeben, wie er zu seinen Erkenntnissen kommt, also zu den erzählten Inhalten auch die lebendigen Bildbegriffe und ihren Bildeprozess liefern, so bleibt er nichts schuldig.

Anders ist es bei Menschen, die über nicht-sinnliche Wahrnehmungen ohne vorhergehenden Aufbau einer wissenschaftlichen Erkenntnismethode für den Geist verfügen. Sie erzählen dann von ihren Wahrnehmungen, verwenden aber Begriffe dafür, die sie am Umgang mit sinnlichen Inhalten erlernt haben. Begriffe sind eben innerliche Formen, die sich mit Inhalten der Wahrnehmung verbinden, ihnen auch entsprechen müssen, damit sie „passen“, nicht einfach Worte, die den Inhalten angeheftet werden. Und die Anwendung unpassender Begriffe gaukelt dem Empfänger solcher Mitteilungen dann vor, er könne das lebendige Wesen der geistigen Wahrnehmungen mit seinen im Alltag erworbenen Begriffen fassen, was dann dazu führen kann, dass Wahrnehmungen durch die Begriffsweise verzerrt, unterdrückt oder auch hinzuhalluziniert werden. Das ist genauso wie bei schlecht oder fehlerhaft ausgebildeten Körpersinnen den Sinnestatsachen gegenüber.

Es gibt sicher auch Menschen mit angeborener Hellsichtigkeit, die sich dann mühsam die richtigen Begriffe zu ihren Wahrnehmungen bilden konnten. Das ist aber ganz sicher eine Minderheit. Es erfordert ja das Losreißen der Erkenntnismethode von den Inhalten; und gerade solche Hellsichtigen werden von inneren Bildinhalten geradezu überflutet. Da kostet es dann noch mehr Kraft als für einen „Normalmenschen“, um Kontrolle über das eigene Denken im Bilden von imaginativen Begriffen zu bekommen; nur sehr wenige können das.

Die heutige Situation

Warum ist das heute so? Wir leben in einer Zeit, in der die Wahrnehmungsinhalte ihre Begriffe nicht mehr unmittelbar „mitliefern“ – wir müssen sie uns selber erarbeiten. Dadurch sind wir aber auch frei geworden vom „geistigen Zwang“ durch diese mitgegebenen Begriffe und Notwendigkeiten. Dies ist die Grundlage für alle Irrtums- und Zerstörungsmöglichkeiten, über die der Mensch heutzutage verfügt. Darum hat er sich auch anhand seiner Sinneswahrnehmungen allerlei Theorien zurechtgedacht, die dann stimmen oder auch nicht, also nur als Meinungen gelten können und damit dem Machtkampf um die „richtige Meinung“ ausgeliefert sind.

Zu früheren Zeiten lebten die Menschen geführt durch gezielt ausgewählte und dafür geschulte Personen, die noch die Fähigkeit hatten, die wahren, lebendigen Bildbegriffe zu den Wahrnehmungen zu empfangen: Mysterienpriester, Gottkönige und ähnliche Persönlichkeiten. An dieses Geführtwerden hat sich die Menschheit gewöhnt; das äußere Führungssystem übernahmen die Kirchen, sich jetzt auf die durch sie gepflegte Tradition der überlieferten Offenbarung berufend, und später der Staat, ein gleichsam „göttliches Gesetz“ repräsentierend, das über den Menschen steht. Heute sind die Inhaber dieses Führungssystems noch ganz andere Gruppen.

Die Geist-Wahrnehmung starb ab, beschränkte sich auf immer kleinere Gruppen, und mangels passender Begriffe wurde sie in unserer Zeit immer chaotischer; die „Inhaber“ der Herrschaftstraditionen wissen das und achten darauf, dass möglichst keine wahre, neue Geisterkenntnis aufkommt.

Sie ist aber da, als Möglichkeit in unserem „gesunden Menschenverstand“ und der daraus folgernden kontrollieren Selbsterziehung zum geistgemäßen Denken, das dann aus der Selbstbeobachtung die Wahrheit oder Unwahrheit einer Aussage beurteilen kann.

In früheren Zeiten unterschied man zwischen der Geist-Wahrnehmung, die lange Zeit noch Allgemeingut war, und der Einweihung, die das angemessene Begreifen dazu lieferte, in langer, kontrollierter Erziehung in den Mysterienschulen errungen. Die Eingeweihten wiederum führten die Gemeinschaft, und die Wahrheit ihres Tuns konnte jeder geistig wahrnehmen; sie stand ihnen sozusagen geistig „an die Stirn geschrieben“. Man wusste einfach: der ist Eingeweihter, dem kannst du trauen.

Heute haben wir dieses unwillkürliche Urteilsvermögen nicht mehr; dafür sind wir frei geworden. Darum aber ist alle Hellsichtigkeit ohne geistgemäße Denkschulung heute hochriskant. Sie kann zu allem Möglichen führen: Psychosen, Massenwahn in allerlei Sekten, Manipulation großer Menschenmassen und so weiter.

Rudolf Steiner sagte sinngemäß: heutzutage darf es Geistwahrnehmung ohne Einweihung (die die richtigen Begriffe liefert!) nicht mehr geben. Sonst ist die Gefahr groß, in die geistigen Fänge unguter Mächte zu geraten, die gerade davon leben, dass sie geheim bleiben, den meisten Menschen unbewusst, und die die Menschen so versklaven, indem sie ihnen insgeheim, im Unbewussten (also auch geistig-übersinnlich!) falsche Begriffe einflüstern3.

Geisteswissenschaft – so wie sie hier vertreten wird – ist also die Methode der Gewinnung wahrer Erkenntnisse aus übersinnlicher Wahrnehmung. Sie stützt sich selber, indem sie ihre Methode als etwas Übersinnlich-Geistiges ansieht, das sie selber untersuchen und verstehen kann. Die Übung der Methode führt zur Entstehung eines geistigen Organes; die Anlage dazu hat jeder Mensch, daher kann sie aus den vorhandenen Anfängen systematisch erübt werden. Solche Übung kann also zu Hellsichtigkeit führen, muss es aber nicht. Unabhängig davon können durch die Beherrschung der Methode aber Mitteilungen von Hellsichtigen auf ihre Wahrheit hin beurteilt werden.

Hellsichtigkeit ohne Geisteswissenschaft birgt viele Risiken in sich: seelische Erkrankungen, Halluzinationen, Fehlbeurteilungen der Wahrnehmungen (manchmal sogar der sinnlichen!) bis hin zum völligen Wahnsinn. Diese Risiken können durch systematische geisteswissenschaftliche Schulung überwunden, mindestens aber beherrscht werden. Trotzdem können natürlich einzelne Aussagen von nicht geschulten Hellsichtigen immer auch Wahres enthalten, ebenso wie sich auch der geisteswissenschaftlich Geschulte irren kann – wie jeder Mensch.

© Stefan Carl em Huisken 2023

1Vgl. dazu auch em Huisken, Stefan Carl: Geistwesen Mensch. – In: DIE LAHNUNG 10, S. 4ff, oder im Netz =>hier.

2Das Ich ist eine geistige Tatsache, die nur ich erlebe. Da sie für jeden anderen auf seine Weise aber auch gültig ist, ist die Tatsache des Ich individuell und allgemein zugleich.

3Jeder Guru, der verlangt, man solle sich erst ihm anvertrauen, bevor man dann später erst lernt zu verstehen, was mit einem selber geschehen ist, gehört in diese Kategorie – er missachtet nämlich die Freiheit des Individuums, die es gerade erfordert, erst zu verstehen, und sich dann bewusst und frei für das Erleben zu entscheiden.


Cover Wahnsinn und Denken Hellsichtigkeit

Denkerische Grundlagen für meine Darstellungen zur Situation der Gegenwart und der Bedeutung der Anthroposophie habe ich veröffentlicht in meinem Buch „Wahnsinn und Denken. Der Kampf um den Menschen“, das Sie hier oder im Buchhandel bestellen können.




Von der Rettung der Welt

Heilsam ist nur, wenn
im Spiegel der Menschenseele
sich bildet die ganze Gemeinschaft;
und in der Gemeinschaft
lebet der Einzelseele Kraft.

Dies ist das Motto der Sozialethik
Rudolf Steiner1

Von der Rettung der Welt
und der Dreigliederung des sozialen Organismus

„Die Welt“ als das Ganze der mir gegenüberstehenden Gegebenheiten ist eine in sich in unterschiedlichen Regionen oder „Welten“ gegliederte, wie ich in Heft 11 von „DIE LAHNUNG – Mitteilungen für individuelle Entwicklung und Lebenskunde“ aufzuzeigen versuchte2. Sie erscheint der Betrachtung durch den heutigen Menschen als fertiges, feststehendes Werk, das dem Walten von Lebensprozessen entsprossen ist; diese wiederum sind Ausdruck eines zielgerichteten Wollens (nicht unbedingt bewusst oder gar selbstbewusst) – ich schrieb damals auch von Intentionen als geistige Tatsachen, die gleichsam Offenbarung dieses Wollens sind; schließlich findet sich das Wesen allen Geschehens in einer geistigen Region, in der es keinerlei Differenzierung räumlicher oder zeitlicher Art gibt, in der aber doch alles zugleich als Möglichkeit angelegt ist. Dieser letzteren Region gehört auch das Ich des Menschen an, insofern es diese „Welten-Anschauung“ in sich realisiert und so zum Träger der Selbst-Bewusstwerdung des betrachteten Welt-Ganzen wird.

Der Mensch ist also in diesem Sinne einerseits letztes „Werk“ in einer aufeinanderfolgenden Reihe von sich entwickelnden Gegebenheiten, und demgegenüber zugleich das erste Werk, das seinen eigenen Ursprung in sich hervorzubringen in der Lage ist, zunächst in einer abstrakt anmutenden geistig-denkerischen Innenschau auf sein eigenes Erleben der Welt. Damit ist aber in ihm im Prinzip – das heißt in der Form des Selbstbewusstseins – zugleich der Ursprung des Ganzen gegeben.

Dieser Ursprung ist im noch undifferenzierten Sein nicht in der Lage, sich seiner selbst bewusst zu werden. Dazu muss er sich offenbaren – was das Auftreten einer ersten Trennung von Wahrnehmungsinhalt (den eigentlichen Offenbarungsinhalten) und wahrnehmendem Wesen (als Offenbarung des Wollens, dass nämlich Wahrnehmung sein möge) einschließt. Offenbarung ist also unmöglich ohne Wirksamkeit in dem Sinne, dass sie als Voraussetzung und Folge gleichermaßen ihre eigene Entgegennahme einschließt. Die Offenbarung läuft in die Intention zur Schaffung eines wahrnehmenden Wesens ein, welche wiederum in Ihrer Wirkung ein solches Wesen hervorbringt – als Werk.

Rudolf Steiner schildert drei Formen des Seins: des wesenhaften, noch undifferenzierten, unentwickelten (Steiner nennt es auch „involvierten“) Seins; des sich offenbarenden, also sich entwickelnden („evolvierenden“) Lebens; und schließlich der dadurch bewirkten gestalteten Form. Diese Dreiheit nennt er die drei Logoi, oder auch die Dreifaltigkeit aus Vater, Sohn oder Wort, und Heiligem Geist3.

Erst im Menschen, als letztem Werk dieses Evolutionsprozesses, tritt ein gänzlich vom Vater unabhängiges Wesen auf, das also notwendig die Trinität der drei Logoi als unmittelbar Gegebenes verlieren musste; nur durch diese Unabhängigkeit kann der Mensch ein vollgültiges, selbständiges Spiegelbild des Urgrundes sein: der Mensch als Gottes Bild.

Es ist sprechend, wie Steiner als erste Schöpfung der Allmacht das Chaos bezeichnet, das „Tohuwabohu“ des alten Testamentes also. Erst im zweiten Schritt, im eigentlichen Evolutionsprozess, wird alles nach Maß und Zahl geordnet („All-Weisheit“), um schließlich im dritten Schritt, in der „All-Liebe“ vom Prinzip der Sympathie (Anziehung) und Antipathie (Abstoßung) durchdrungen zu werden4.

Wir, als Gesamtheit der Menschen, sind nun als Gewordene jeder einzelne Bild des Urgrundes. Was im Vater noch als Chaos, als Ungeordnetes doch aber Eines war, ist im Menschen nun in der Mannigfaltigkeit, im chaotischen Durcheinanderwirken der Einzelmenschen anfällig für den Zerfall, die Zerstörung, ist dem Tode verfallen. Die menschliche Gesellschaft ist insofern ja auch Bild der Zerstörung des einheitlichen Ganzen, denn was Mensch ist, tritt in der Vielheit auf. Erst wenn der einzelne Mensch in die Lage kommt, sich selber als einen gültigen Ausdruck der geistigen Urform „Mensch“ zu verstehen, die doch in jedem einzelnen Exemplar den Vatergott spiegelt, und darin den Aufruf erkennen kann, die ihm geschenkte All-Liebe zur Erlösung der Welt zu verwenden, kommt neues Leben in das ansonsten ersterbende Werk hinein.

Um diesen Schritt gehen zu können, braucht der Mensch allerdings – und genau in diesem Punkte – Anleitung und Hilfe. Diese wurde ihm zuteil, als der Vatergott sich im Sohn – dem Weltenwort – verhüllte, und sich so seinem Spiegelbilde – dem Menschgeist – offenbarte im Christus5. Geht der Mensch also erkennend, das heißt, dem Gegebenen Begriffe entgegentragend, mit dem Christusereignis um, so kann er dadurch den Sinn seines eigenen Daseins erfahren. Damit macht er sich zum Offenbarer des in ihm selbst gespiegelten ersten Logos, des Vaters, und stellt sein Tun (zum Beispiel im Begriffe-Bilden) dadurch in den Dienst der zweiten Logos, des Christus, der erst geordnet Leben und Entwicklung dem Chaos hinzufügt.

Aus diesem inneren Entwicklungsschritt kann darum eine Ordnung des äußeren Chaos im Zusammenwirken der Menschen hervorgehen. Diese Ordnung muss dann so sein, dass sie ein Spiegelbild dessen gibt, was der Mensch im Blick auf sein eigenes gewordenes Sein im Geiste als sich selber erkennen kann. Dieser Blick fällt letztlich auf das Bild der drei Logoi, wie sie sich im heutigen Menschen als Werk darleben, aber so, dass es den Charakter des Selbstbewusstseins bekommt. Der Mensch tritt also hier als darum Ringender auf, sich selbst als Evolution des Göttlichen zu erleben.

Was Rudolf Steiner als „Dreigliederung des sozialen Organismus“ beschrieb, die notwendig in das Leben der Menschen unserer Zeit hineinkommen müsse, ist also kein irgendwie ausgedachtes System zur Erlangung eines möglichst glücklichen Lebens für alle, sondern ein auf ernster Selbsterkenntnis des Einzelnen fußender Schritt hin zur Erlösung aller Wesen, aller Welt. Rudolf Steiner beschreibt diese Situation auch so: „Das Wort verhüllt sich im Geist und offenbart sich dem Vater“6. Wie sich der Vatergott im Christus verhüllte um sich dem ins Werk gefallenen (Menschen-)Geist zu offenbaren, so verhüllt sich nun der Christus-Sohn – das Wort – im Geist, also im Menschen, um sich dem Vater zu offenbaren. Das ist die wahre Bedeutung des paulinischen Wortes: „Nicht ich, der Christus in mir“!

Wer also aus der Erkenntnis der im eigenen Wesen sich realisierenden Trinität heraus sein Leben bewusst zur Offenbarung des Christus macht, der sich im egoistischen, an der Sinnenwelt hängenden Einzel-Ich verhüllt, wird zum wahren Mitarbeiter der Schöpfung im Werk Gottes. Ganz konkret bedeutet dies, seinen inneren lebendigen Geist-Anblick der Trinität zum Ausgangspunkt seines Handelns zu machen, sein eigenes Geistesleben also zu befreien von den Egoismen und Gewohnheiten der eigenen gewordenen Person, und so zu einem lebendigen, konkreten menschlichen Quell einer wirklich frei errungenen „Dreigliederung des sozialen Organismus“ zu werden. Die von Rudolf Steiner immer wieder als unverzichtbarer Anfang einer sozialen Umgestaltung geforderte „Schaffung eines freien Geisteslebens“ wird auf diese Weise konkret und kann sofort, von jedem Einzelnen in Angriff genommen werden.

Selbsterkenntnis wird so zur Christuserkenntnis, von der aus die All-Liebe des Menschen in die werdende Menschheit einströmen kann; nur die Erkenntnis ermöglicht die richtige Unterscheidung. Der Einzelne, der im Anderen wie in sich selbst den verhüllten Christus erkennt, kommt zu einer anderen Auffassung vom Recht im sozialen Leben, als sie allen denkbaren Utopien eignet; dort ist Recht immer nur möglich als verabredetes, dann aber über jedem Einzelnen stehendes, festes Regelwerk, das der Gewalt zu seiner Durchsetzung bedarf. Der durchchristete Mensch bedarf keiner Gewalt, um dem anderen – Christusträger wie er selber – menschenwürdig zu begegnen.

Gewiss wird ein solcher Zustand der menschlichen Gesellschaft, der letztlich alles geschriebene Recht überflüssig macht, noch lange auf sich warten lassen7. Entstehen kann er aber dennoch nur, wenn die Wenigen, die heute schon aus christlicher Selbsterkenntnis im sozialen Miteinander zu leben versuchen, nicht nachlassen in ihrem Streben, und vor allem die Erkenntnisgrundlagen für ein wirklich lebendiges „demokratisches“ Miteinander immer mehr Verbreitung finden. Dreigliederung entsteht im sozialen Organismus nicht durch Anwendung irgendwelcher Systeme, sondern durch ernste Arbeit jedes Einzelnen an sich selbst. Darin liegt die „Gleichheit“, die die Menschen im Rechtsleben erfahren können.

Und schließlich, wenn der christlich erkennende Mensch sich dem allen Menschen eigenen Welten-Erden-Wesen zuwendet, so wird ihm das jedem Wesen angemessene Teilen dessen, was allen gemeinsam aus der Schöpfung des Vaters zukommt, eine Selbstverständlichkeit sein. In gemeinsamer Arbeit im Weltenlaufe all die Dinge, die aus dem ursprünglich göttlichen Leben ebenso wie der Mensch selbst in die Werkwelt gefallen und so dem Wirken des „widerrechtlich Fürsten der Welt“ anheimgefallen sind, in den eigenen Geist aufzunehmen durch eine geistgemäße Wissenschaft, und sie so schon in der Erkenntnis einer ersten Erlösung zuzuführen, wird die gemeinsame Richtschnur wirklich „brüderlichen“ Handelns der Menschen werden. Nur, was ich wirklich kenne und um seiner selbst willen achte, kann ich in meinem Handeln angemessen würdigen; das gilt für Menschen ebenso wie für Tiere, Pflanzen, Steine, die Elemente ebenso wie alle geistigen Wesen, die den Erscheinungen der Werkwelt zugrundeliegen.

Genau wie bei der „Schaffung eines freien Geisteslebens“ kommt es also im Rechts- und Wirtschaftsleben auf den Einzelnen an, auf seinen Erkenntnismut, sein Erkenntnisschaffen. Weil die Menschen nicht erkennen, was in jedem Einzelnen veranlagt ist als Richtschnur eines wirklich menschenwürdigen Umganges miteinander, bleibt das Chaos bestehen und geht nicht über in ein geordnetes Miteinander. Jeder Einzelne, der aus Erkenntnis zu handeln versucht, ändert das Ganze. Nur so kann die Welt gerettet werden aus der Erstarrung in zerstörerischen Machtkämpfen, die aus triebhaften, dumpfen oder ideologisch-maschinenhaftem Egoismus entstehen müssen. Leitschnur kann dabei der Blick auf die drei Logoi in ihrer Realisierung im selbsterkennenden Menschen werden.

Also: frisch ans Werk?

© Stefan Carl em Huisken 2023

1Steiner, Rudolf: Wahrspruchworte. GA 40. – Dornach, 1975. S. 256.

2em Huisken, Stefan Carl: Was ist die Welt? – In: DIE LAHNUNG, Nr. 11, S. 7 ff. Hier auf der Website unter https://emhuisken.de/was-ist-die-welt/

3vgl. Steiner, Rudolf: Bewusstsein – Leben – Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie. GA 89. – Dornach, 2015. S. 237. .pdf im Internet: https://odysseetheater.org/GA/Buecher/GA_089.pdf

4vgl. ebd., S. 238

5vgl. ebd.

6ebd.

7Ebenso wie umgekehrt der Hereinbruch der römisch-juristischen Denkweise ins Germanische z.B. bei den Friesen erst spät dazu führte, dass lebendig gefühltes und in der Gemeinschaft praktiziertes Recht überhaupt aufgeschrieben wurde.


Cover Wahnsinn und Denken Offenbarung des Menschen Rettung der Welt

Denkerische Grundlagen für meine Darstellungen zur Situation der Gegenwart und der Bedeutung der Anthroposophie habe ich veröffentlicht in meinem Buch „Wahnsinn und Denken. Der Kampf um den Menschen“, das Sie hier oder im Buchhandel bestellen können.




Das Ringen um die anthroposophische Gesellschaft

Immer wieder neu stellt sich das Ringen um die Frage ein, was eigentlich wirklich die anthroposophische Gesellschaft sei und wie mit ihr – so, wie sie derzeit im äußeren Leben auffindbar scheint – zu verfahren wäre. Die Diskussion wird innerhalb wie außerhalb des nach der anthroposophischen Gesellschaft benannten Dornacher Vereins immer wieder neu aufgeworfen, und bindet Kräfte, Zeit und Einsatz von Menschen, die in unbezweifelbar allerbester Absicht handeln.

Zur Frage der Mitgliedschaft und Mitarbeit in der anthroposophischen Gesellschaft habe ich in der Vergangenheit bereits mehrere Stellungnahmen abgegeben, von denen zwei ja auch in ENB 14/2022 und 22/2022 veröffentlicht wurden1. Nun war ja der Nachweis eines für die Sache wichtigen Zitates offen geblieben, in dem Rudolf Steiner „immer wieder darauf aufmerksam machte, dass geistige Initiativen, wenn sie zu irdischen Institutionen werden, verkannt werden und sich in ihr Gegenteil verkehren müssen, wie ich damals in meiner ersten Stellungnahme formulierte.

Einige Aussagen Rudolf Steiners zum Thema hatte ich in der zweiten veröffentlichten Stellungnahme bereits angeführt, nun kam mir eine weitere unter die Augen, die die Sache vielleicht noch unmissverständlicher formuliert. Ich will daher hier darauf hinweisen und ein paar Gedanken daran anschließen. Die hier gemeinte Aussage:

„Die Sache ist nämlich wie bei einem Pendel: die Kraft zum Hinaufschwung wird beim Herunterschwingen als Fallkraft gewonnen. Wie also gerade die entgegengesetzte Kraft angesammelt wird beim Herunterschwung, die dann verbraucht wird beim Hinaufschwung, so ist es in rhythmischer Folge im geschichtlichen Leben der Menschheit. Was Sie für ein gewisses Zeitalter finden können als die vollkommene soziale Ordnung, überhaupt als irgendeine Ordnung: wenn Sie es realisieren, so verbraucht es sich und führt nach einiger Zeit wiederum in die Unordnung hinein. Das Evolutionsleben ist nicht ein solches, daß es gleichmäßig aufsteigend ist, sondern das Evolutionsleben verläuft in Ebbe und Flut, verläuft in einer Wellenschwingung. Und durch das Beste, was Sie einrichten, wenn Sie es realisieren auf dem physischen Plan, rufen Sie Zustände hervor, welche nach der entsprechenden Zeit die Vernichtung desjenigen bewirken, was Sie eingerichtet haben. Es würde ganz anders um die Menschheit stehen, wenn man dieses unerbittliche Gesetz der Notwendigkeit im geschichtlichen Geschehen gehörig erkennen würde Man würde dann nicht glauben, daß man im absoluten Sinne ein Paradies auf Erden begründen kann, aber man würde genötigt sein, hinzuschauen auf das zyklische Gesetz der Menschheitsevolution. Und indem man eine absolute Beantwortung der Frage: Wie soll das soziale Leben sich gestalten? – ausschließt, wird man das Richtige tun, wenn man fragt: Was muß für unser Zeitalter getan werden? Was erfordern gerade die Impulse unseres fünften nachatlantischen Zeitalters? Was will sich in Wahrheit umsetzen? – Indem man sich bewußt ist, daß dasjenige, was man realisiert, sich im zyklischen Umschwunge notwendigerweise wieder vernichten wird, muß man sich klar sein, daß man nur in dieser relativen Weise, indem man die Entwickelungsimpulse eines bestimmten Zeitalters erkennt, auch sozial denken kann. Man muß mit der Wirklichkeit arbeiten. Man arbeitet gegen die Wirklichkeit, wenn man glaubt, mit abstrakt-absoluten Idealen irgend etwas ausrichten zu können.“2

Vor dem Hintergrund dieser Darlegung von Rudolf Steiner stellt sich mir die Frage, inwieweit die äußeren Strukturen, die zu Rudolf Steiners Zeit mit der freien Geistgemeinschaft der anthroposophischen Gesellschaft verbunden wurden, um deren Existenz in der physischen Welt zu unterstützen, heutzutage überhaupt noch relevant sein können. Hat eine Bemühung um eine Aufrechterhaltung dieser Strukturen – auch bei umfassenden Reformen – überhaupt einen Sinn, der der geistigen anthroposophischen Gesellschaft dienlich sein kann? Oder bindet die Auseinandersetzung damit nicht gerade die Gedanken, Gefühle und Willensimpulse der damit befassten Menschen an etwas notwendig Untergehendes?

Insbesondere, wenn ich die Auseinandersetzung um Beratungsgremien, Zusammenkünfte und dergleichen aus der Ferne zu verfolgen trachte, die manche ja sehr engagierte Menschen gemeinsam mit den Funktionären des derzeitigen Dornacher Vereins immer wieder veranstalten, klingt mir zusätzlich eine weitere Aussage Rudolf Steiner in demselben Band in den Ohren:

„Und sagt man: Der Mensch ist ein soziales Wesen – wie es heute geradezu Mode geworden ist –, so ist das Unsinn, denn der Mensch ist ebenso stark ein antisoziales Wesen, wie er ein soziales Wesen ist. Das Leben selber macht den Menschen zu einem antisozialen Wesen. Deshalb denken Sie sich einmal einen solchen Paradieseszustand auf Erden durchgeführt, wie es ihn gar nicht geben kann, aber wie er angestrebt wird, weil die Menschen ja immer das Unwirkliche viel mehr lieben als das Wirkliche – denken wir uns, ein solcher Paradieseszustand würde hergestellt (…). Sehr bald schon würden sich unzählige Menschen dagegen auflehnen müssen, weil sie dabei nicht Menschen bleiben können, weil in einem solchen Zustande eben nur die sozialen Triebe Befriedigung finden würden, sich aber die antisozialen Triebe sogleich regen würden. Das ist ebenso notwendig, wie ein Pendel nicht bloß nach der einen Seite ausschlägt. In dem Augenblicke, wo Sie einen Paradieseszustand herstellen, müssen sich die antisozialen Triebe regen. (…) Denn das ist eben das Leben, daß es zwischen Ebbe und Flut hin und her geht. Und wenn man das nicht verstehen will, so versteht man eben überhaupt nichts von der Welt. Man hört ja oft: Das Ideal eines staatlichen Zusammenlebens ist die Demokratie. – Gut, nehmen wir also an, das Ideal eines staatlichen Zusammenlebens sei die Demokratie. Aber, wenn man diese Demokratie irgendwo einführen wollte, so würde sie notwendigerweise in ihrer letzten Phase zu ihrer eigenen Auflösung führen. Die Demokratie strebt notwendigerweise danach, wenn die Demokraten beisammen sind, daß immer einer den andern überwältigen will, immer will einer recht haben gegenüber dem andern. Das ist ganz selbstverständlich. Sie strebt nach ihrer eigenen Auflösung. Führen Sie also irgendwo die Demokratie ein, so können Sie das in Gedanken schön ausmalen. Aber in die Wirklichkeit übergeführt, führt die Demokratie ebenso zum Gegenteil der Demokratie, wie das Pendel nach der entgegengesetzten Seite ausschlägt. Das geht gar nicht anders im Leben. Demokratien werden immer nach einiger Zeit sterben an ihrer eigenen demokratischen Natur.“3

Wäre es nicht vielleicht wünschenswert, sich hier mit noch mehr Nachdruck – fern aller äußeren Details – auch im Blick auf die Situation der anthroposophischen Gesellschaft um dasjenige zu kümmern, worauf Rudolf Steiner verwies, als er im oben zitierten Vortrag vom 1. Dezember 1918 auf eine Karte hinwies, die er zwei Jahre vorher den Zuhörern aufgezeichnet hatte:

„Sie erinnern sich, ich habe vor zwei Jahren hier eine Karte aufgezeichnet, die sich jetzt realisiert. Und diese Karte habe ich nicht nur Ihnen aufgezeichnet. Ich habe diese Karte dazumal angeben wollen, um auszusprechen, wie die Impulse von einer gewissen Seite her gehen, weil es ein Gesetz ist, daß, wenn man diese Impulse kennt, wenn man sich einläßt darauf, wenn man sie ins Bewußtsein aufnimmt, sie in einer gewissen Weise korrigiert, sie in anderes gelenkt werden können. Das ist sehr wichtig, daß man dies erfaßt.“4

Mir fällt zusätzlich dazu die Aussage Ita Wegmans ein, Dämonen könne man nicht besiegen, nur austrocknen5. Wer sich gerade gegen eine Sache mit seinen Kräften einspannt, stärkt sie dadurch, denn er erfüllt sein Bewusstsein damit und gibt seine individuelle Kraft hinein – so verstehe ich das. Sind unter solchem Gesichtspunkt die vielen Bemühungen um die Rettung der (äußeren) anthroposophischen Gesellschaft sinnvoll?

Die folgende, von Rüdiger Blankertz unter (leider nicht exakt nachgewiesenem) Bezug auf Christoph Lindenberg geschilderte Szene beim Brand des Goetheanums wirft vielleicht ein zusätzliches, erschütterndes Licht auf die Frage des Umganges mit der heute im äußeren Leben aktiven „Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft“:

„Nehmen wir eigentlich jene verstörende Szene zur Kenntnis, die sich am Silvesterabend 1922 in Dornach zugetragen hat? Die Zukunftsbau der Menschheitskultur, das Haus des Wortes Rudolf Steiners, brannte in dieser Nacht bis auf die Grundmauern ab. Rudolf Steiner hatte vielfach gewarnt, dass die Gefahr einer Brandstiftung seitens der (damals klerikal maskierten) Gegner besteht, gerufen und geduldet durch die der akademischen Gruppenseele verfallenden Anthroposophen. Der Brand, so Rudolf Steiner, wurde möglich, weil die Art und Weise, wie von »den lieben Freunden« in diesem »Bau des Wortes Rudolf Steiners« bei öffentlichen Anlässen zu Inhalten der Anthroposophie gesprochen wurde, als schriller Gegensatz zu den Formen dieses Baues empfunden werden musste.6 Halten wir diese Aussage gut im Gedächtnis. Und fragen wir uns: Haben wir verstanden, was das heißt? Und nun sehen wir zu, was in dieser Nacht durch Rudolf Steiner selbst geschehen ist. – Erst durch die Rauchentwicklung wurde der noch schwelende Brand entdeckt, konnte aber zunächst nicht lokalisiert werden. Schließlich stellte man fest, dass die Doppelwand des »weißen Saales« stark erwärmt war. Einige junge Leute stiegen aufs Dach, um – nach schlichter Hausfrauenphysik handelnd – die Schindeln abzuheben und das Feuer korrekt von oben zu löschen. In Kenntnis dieser Rettungsaktion aber ließ sich währenddessen Rudolf Steiner unten im Saal eine schwere Brandschutz-Axt reichen. Christoph Lindenberg beschreibt in seiner Steiner-Chronologie unter dem 31.12.1922 mit süffisantem Unterton, was nun – horribile dictu! – durch den Meister selbst geschah. Steiner sagte zu den aufgeregten, ihn umstehenden Anthroposophie-Freunden, so Lindenberg, er müsse jetzt Gewissheit haben, und begann, die zentimeterdicke Bretterwand mit der Axt zu bearbeiten. Wie gelähmt standen die Freunde dabei, keiner fiel Rudolf Steiner in den Arm, niemand wies ihn darauf hin, dass nach den elementaren Kenntnissen, die bei der Beheizung eines beliebigen Ofens zur Anwendung kommen, das Öffnen einer Luftzufuhr von unten die entschiedene Anfachung eines bloß schwelenden Feuers zur Folge haben muss. Als Steiner mit der Axt nach etlichen wuchtigen Schlägen die Wand durchbrach, schoss die Flamme, nunmehr entfesselt, in der Wandhöhlung nach oben, in Sekundenschnelle entstand ein brausender Feuersturm, vor dem sich die Helfer auf dem Dach nur mit Mühe retten konnten. Nach der Begründung seiner Entscheidung: »Wir müssen Gewissheit haben!« – die Holzwand war doch heiß! – kommentierte Rudolf Steiner die Ausführung mit den Worten: »Nun, da ist nichts mehr zu retten!« Was ist das???“7

Rüdiger Blankertz schließt an diese Darstellung eine Vielzahl wichtiger, sehr schmerzhafter Fragen an, die hier wiederzugeben zu weit führen würde – man lese selber nach8. Wenn Rudolf Steiner wirklich so handelte im Umgang mit dem Goetheanum-Bau, wie können wir Heutige dann sinnvoll handeln der äußeren, von Krisen durchschüttelten „Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft“ gegenüber?

© Stefan Carl em Huisken 2023

1Ein Nachrichtenblatt, Näheres unter https://einnachrichtenblatt.org. Die beiden Stellungnahmen finden sich in ENB 14/2022, S. 14 ff (auf meiner Website unter https://ogy.de/5wuo) und ENB 22/2022, S. 9f (Website https://ogy.de/27dd). Weiteres unter dem Stichort „anthroposophische Gesellschaft“ auf www.emhuisken.de

2Steiner, Rudolf: Die soziale Grundforderung unserer Zeit. In geänderter Zeitlage. – Dornach, 1979, Vortrag vom 1. Dezember 1918, S. 58, Hervorhebung SCeH

3Steiner, Rudolf: Die soziale Grundforderung unserer Zeit. In geänderter Zeitlage. – Dornach, 1979, Vortrag vom 6. Dezember 1918, S. 100f

4ebd, S. 64f, Hervorhebung SCeH

5Da muß ich mal wieder die Quelle schuldig bleiben; zu gegebener Zeit taucht sie wieder auf.

6(Fussnote von Rüdiger Blankertz): Vgl. Rudolf Steiner, »An die Mitglieder«, Nachrichtenblatt vom 27. Januar 1924, II. Brief: »Das rechte Verhältnis der Gesellschaft zur Anthroposophie«, in GA 260a, S. 43

7Blankertz, Rüdiger: Die drei Feinde der Anthroposophie in uns erkennen. Oder: Wenn das eigene anthroposophische Versagen als »Rettung der Anthroposophie« gelten soll ….. Zitiert nach einer .pdf-Version des Artikels (im Netz leider nicht mehr verfügbar), S. 12f, der auch in AGORA 2022, Nr.4 veröffentlicht wurde. Das AGORA-Heft liegt mir leider nicht vor.

8Im angegebenen Heft der AGORA; der Artikel ist außerdem offenbar für ein Buch vorgesehen, dass die Edition Nadelöhr herausbringen will. Vgl. https://agora-agenda.ch/buchprojekte/


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Denkerische Grundlagen für meine Darstellungen zur Situation der Gegenwart und der Bedeutung der Anthroposophie habe ich veröffentlicht in meinem Buch „Wahnsinn und Denken. Der Kampf um den Menschen“, das Sie hier oder im Buchhandel bestellen können.




Wer ist Gott?

Ein mir sehr nahestehender Mensch, der durchaus genialische Züge hatte, sehr viel weiter dachte als viele andere und aus diesen Eigenschaften heraus künstlerisch tätig war – er malte, schrieb, erzählte Geschichten, verfasste Lieder und war im „Brotjob“ journalistisch tätig – pflegte auf die Frage nach Gott das Folgende zu antworten, sinngemäß:

„Mit Gott habe ich nichts zu tun. Entweder er ist allwissend, allweise, allmächtig – dann ist er für mein begrenztes Auffassungsvermögen zu groß, unfassbar, so dass ich mit ihm nichts anfangen kann. Oder er ist bloß mein Gedanke, dann ist er aber mir untertan und daher irrelevant, der Mühe nicht wert. Also habe ich mit ihm nichts zu tun.“

Dieser Mensch, der so dachte, ist an dem zugrunde liegenden Problem letztlich so nachhaltig gescheitert, dass er nur noch aus dem Leben scheiden konnte. Das hat ihn aber natürlich keinen Schritt weiter gebracht im Sinne einer Lösung.

Denn: wie, wenn er nun wirklich den allweisen, allmächtigen Gott gar nicht fassen konnte? Dann könnte er doch gar nicht beurteilen, ob er ihn fassen könnte in seinem Denken? Dann fehlte ihm doch der Urteilsmaßstab? Oder hat er da – unbemerkt – doch schon gleich sein eigenes Urteil über die eigene Begrenztheit Gott untergeschoben?

Und: wie, wenn er nun diesen Gott eben nur so denken könnte, wie er sich selber erkennt, nämlich begrenzt? Dann wäre Gott ihm ja „zu klein“ – ist er sich selber zu klein gewesen? War denn daran gar nichts zu ändern?

Man sieht schon an diesen relativ überschaubaren Fragen, wie sehr auch ein sonst klarer und scharfer Denker Wesentliches übersehen kann.

Die Sache hat ihren Ursprung darin, dass eben sowohl „Gott“ als auch „Ich“ als ein Statisches, also gleichsam „Fertiges“ gedacht werden – also ein Begrenztes. Das sind aber beide nicht; zumindest bei mir selber kann ich ja beobachten, dass ich mich entwickle, anders werde, vielleicht von Zeit zu Zeit sogar ein bisschen weiser – gottähnlicher? Da ich aber zunächst mich als Geschöpf ansehen muss von Mächten, die zu einem relevanten Teil außerhalb meines Bewusstseins liegen, von Mächten also, die ich einmal summarisch auch als „Gott, der Unbegriffene“ oder einfach als „Götter“ bezeichnen könnte, gleichzeitig aber die Entwicklungsfähigkeit grundsätzlich in mir angelegt ist, kann diese Fähigkeit – jedenfalls, soweit ich sie mir nicht eindeutig selber angeeignet habe – nur von eben diesen Mächten in mich gelegt worden sein. Sie müssen sie also besitzen, oder zumindest besessen haben, als sie diese Fähigkeit in mir anlegten. Damit sind aber sowohl „Gott“ bzw. die „Götter“ als auch ich im Grundsatz unbegrenzt, denn Entwicklung aus sich selbst heraus kennt erst einmal keine prinzipiellen Grenzen.

Warum also sollte nicht Gott mich als begrenztes Wesen in seine Allmacht aufgenommen haben? Denn wie entstehen Allmacht und Allweisheit? Nur aus begrenzter Macht und Weisheit, die sich selber aus sich selbst entwickeln. Woher sollte Gott seine Allweisheit und Allmacht haben als aus sich selbst? Es kann kein Wesen über ihm geben, sonst wäre er ja eben nicht – Gott, der Allweise und Allmächtige.

Also schuf er den Menschen zu seinem Bilde. Und das Bild musste alles in sich tragen, was Gott ausmacht, aber so, dass das Bild zugleich all dies erst noch aus sich selber entwickeln musste: die Allweisheit und Allmacht zum Beispiel. Denn sonst wäre es ja nicht das Bild Gottes.

Gott ist frei – Allweisheit und Allmacht sind bloß Attribute dieser Freiheit. Und zugleich ist er der Träger der Allliebe, denn er schenkt seine Freiheit, mit der Allweisheit und Allmacht, seinem Bilde, gibt sein Bestes hin. Aber er schenkt es so, dass sein Bild von alledem nichts kennt, nichts weiß, sich die Erkenntnis und das Wissen erst erarbeiten muss – als eben etwas Begrenztes, aber Entwicklungsfähiges. Den Menschen also, uns selber hat er dann erschaffen. Und der trägt in sich, in jedem Exemplar, den Gott, als Gedanken, als Bild, als Antrieb, als Wille also, als Ziel seines Wollens.

Ist der Mensch bereit, den Gott in sich, in seiner Welt, in jedem anderen Menschen so zu lieben, dass er bereit ist, seine eigene Entwicklung dem Gotte, dem anderen Menschen als Bild des Gottes, ja, auch sich selbst als Gottes Bild zu opfern, so wird er seinem göttlichen Kern und Ursprung gerecht, realisiert durch sich, was er erst werden soll.

Lehnt der Mensch sich aber bequem zurück, dann muss er damit rechnen, dass Gott es ihm gleich tut. Indem der Mensch also seine eigene Entwicklung nicht selber erringen will, sondern sie sich vom Gotte schenken lassen, so wird er erleben, wie der Gott ihn, den Menschen, gleichgültig verschmähen wird, ebenso wie der Mensch es verschmäht, sich dem Gotte hinzugeben.

Wenn der Gott sich durch den Menschen selber neu erschaffen will, so muss er seine Freiheit und damit Allweisheit und Allmacht dem Menschen schenken, in Allliebe. Und dann ist es am Menschen, ob er diese Allliebe erwidern will, in der Hingabe an sein Schicksal, das ihm den Gott vorstellt. Tut er das nicht, dann vernichtet er zugleich sich selber, denn wo kein Mensch, der den Gott erschaffen will, in fortwährender Selbstentwickelung, da ist auch kein Gott, der sich zum Menschen machen will.

So ist das eben mit der Freiheit. Sie kann sich nur in Liebe zum Fremden selbst erschaffen, oder sie zerstört sich selbst.

Der Mensch, den ich eingangs schilderte, hat diesen grundlegenden Gedanken der Entwicklung nicht denken können. Sonst hätte er im Leben – also in seiner Entwicklung in der Welt – bleiben können. Was in ihm noch lag an möglichen Liebestaten in der Welt – und ich bin sicher, das war noch viel –, ist nun für dieses sein Leben und das seiner Zeitgenossen zunächst verloren. Aber es ist ja nicht weg, einfach weg. Es ist jetzt dort, wo eben sein Unbewusstes lag, das Unbewusstsein der grenzenlosen Entwicklung – in uns allen also, die wir doch Tag für Tag im Alltag uns ähnlich benehmen wie dieser Mensch, indem wir überall Grenzen sehen, die wir nicht übersteigen zu können vermeinen.

Eine dieser Grenzen ist der Tod – aber woher wollen wir eigentlich wissen, dass der Tod eine absolute Grenze ist, nicht nur eine Schwelle, die wir im Entwicklungsgang von Zeit zu Zeit zu überschreiten haben, ebenso wie die Geburt? Wenn unsere Entwicklungsmöglichkeit vorhanden ist, wir also prinzipiell grenzenlos, dann können wir uns auch in unser und des Gottes Ewigkeit hinein entwickeln, also: Gott werden, allweise und allmächtig. Und Gott erschuf den Tod. Also steht er über ihm. Auch wenn der Tod – das eigene Geschöpf – ihm erst die Möglichkeit des ewigen Lebens in der Auferstehung verschafft. Und daran sind wir Menschen nicht ganz unbeteiligt.

Ein Beweis, dass Menschen auch im Tode noch ihre Entwicklungsimpulse fassen können, ist diese kleine Erzählung und Erörterung. Weil der Mensch, von dem ich ausging, so war, wie er war, und danach handelte, entstand dieser kleine Aufsatz. Ohne diesen Menschen wäre das wohl nicht in der gleichen Weise geschehen. Da hat der „Tote“ wohl durch mich seinen Ausdruck gesucht; einen eigenen Leib in der Welt hat er ja gerade nicht zur Verfügung, um das hier Dargestellte zu erleben, zu denken, zu schreiben. – Sind die Toten eigentlich wirklich tot, also „aus der Welt“?

Und ja. ist Gott tot? Haben wir etwas damit zu tun?

© Stefan Carl em Huisken 2023


Cover Wahnsinn und Denken Gott

Denkerische Grundlagen für meine Darstellungen zur Situation der Gegenwart und der Bedeutung der Anthroposophie habe ich veröffentlicht in meinem Buch „Wahnsinn und Denken. Der Kampf um den Menschen“, das Sie hier oder im Buchhandel bestellen können.




Veranstaltungsreihe: Em Huisken’s Kultur-Raritäten

Mit der Veranstaltungsreihe „Em Huisken’s Kultur-Raritäten“ möchte der Norder Autor, Musiker und Geisteswissenschaftler Stefan Carl em Huisken beginnend mit dem Frühjahr 2023 Beiträge aus der Gegenwartskultur – vor allem aus der Region – zur Geltung bringen, die sich ansonsten „rar machen“, die man also in dieser Form in der Region sonst kaum oder gar nicht finden wird. 2024 geht die Reihe ins zweite Jahr.

Es gibt zwei unterschiedliche Schwerpunkte: Einerseits gibt es kleine, intime Konzerte mit Musik, manchmal auch Tanz, (meistens) abseits des Mainstreams, Lesungen und kleine Ausstellungen von ungewöhnlicher Kunst. Hier kommen vor allem regionale Künstler zum Zuge. Auf der anderen Seite finden geisteswissenschaftliche Vorträge und Gespräche statt. Seit Jahren gibt es in Ostfriesland kaum wahrnehmbare Aktivitäten auf der Grundlage wirklicher Geisteswissenschaft; hier soll eine Art Anlaufstelle geschaffen werden, durch die sich auch neue Arbeitsgruppen konstituieren können.

Die Veranstaltungen sind – ihrem gemeinsamen Thema gemäß – als kleine, eher intime Zusammenkünfte geplant. Die Platzzahl ist zunächst meistens begrenzt auf maximal 20 Teilnehmer; der Eintritt beträgt 10 €, wobei auf Anfrage Ermäßigung möglich ist. Sie finden in den gemütlichen Räumen der Teestube Westgaster Mühle in Norden statt und werden begleitet durch die freundliche Belegschaft der Teestube. Getränke und/oder kleine Snacks sind also verfügbar, aber immer ohne Verzehrzwang. Beginn ist in der Regel 19:30 Uhr, Ende 22:00 Uhr, zumeist mit einer Pause.

Besonders erfreulich ist, dass sich in Norden ein wunderbar geeigneter Ort für solche Veranstaltungen gefunden hat: die Teestube Westgaster Mühle in der Alleestraße. Sie bietet mit ihren Räumen beste Möglichkeiten; ein Besuch lohnt sich absolut auch außerhalb der Veranstaltungen. Die Zusammenarbeit mit der Inhaberin gestaltet sich sehr gut.

Alle Veranstaltungen werden rechtzeitig vorher der regionalen Presse mitgeteilt, und =>hier bzw. auf der Website der Teestube in der Westgaster Mühle angekündigt. Platzreservierungen sind auf der einzelnen Veranstaltungsseite, per =>Email oder über Telefon 04931/972537 möglich (Veranstaltungsdatum und -titel, Name, Wohnort, Telefon und Anzahl der reservierten Plätze nennen).

Es besteht die Hoffnung, dass diese kleinen, intimen Veranstaltungen zu einem festen Bestandteil des Norder Kulturlebens werden können.




Veranstaltungskategorien




Freie Geistgemeinschaft oder äußere Institution?

Ergänzende Anmerkung zu meiner Stellungnahme

In ENB1 14/2022, S. 14f wurde eine Stellungnahme von mir zur Frage der Mitgliedschaft in der anthroposophischen Gesellschaft veröffentlicht2. Der abschließende Absatz führte zu Nachfragen. Ich schrieb damals:

„Nur der Vollständigkeit halber sei zum Abschluss darauf hingewiesen, dass Rudolf Steiner vielfältig und immer wieder darauf aufmerksam machte, dass geistige Initiativen, wenn sie zu irdischen Institutionen werden, verkannt werden und sich in ihr Gegenteil verkehren müssen. Beides gut voneinander zu unterscheiden, und die äußere Institution, wenn sie ihrem Zweck nicht mehr angemessen dient, aufzugeben oder wenn möglich gänzlich neu zu fassen scheint für manche Menschen schwer oder gar nicht denkbar. Notwendig könnte es trotzdem sein.“

Insbesondere wurde nach einer Quelle für die entsprechenden Hinweise Rudolf Steiners gefragt. Dazu möchte ich feststellen, dass ich meine, sicher zu wissen, dass es eine Aussage Rudolf Steiners gibt, die den im ersten Satz des Abschnitts umrissenen Sachverhalt klar zum Ausdruck bringt, ich diese nach meiner Erinnerung fast wörtlich so formulierte Aussage aber derzeit nicht belegen kann3.

Das ändert meiner Ansicht nach aber nichts an der Aussage selbst, und auch nicht daran, dass sie ganz offensichtlich mit den geistigen Tatsachen zusammenstimmt, von denen Rudolf Steiner bei diesem Thema immer wieder sprach. In diesem Sinne stehe ich zu meiner Aussage; sollte ich das Zitat wiederfinden, werde ich es unmittelbar zur Verfügung stellen. Die Aussage selbst möchte ich aber im Folgenden ein wenig illustrieren. Möglicherweise wirft das auch ein zusätzliches Licht auf die in ENB 15/2022 mitgeteilte4 und in ENB 16/2022 anfänglich diskutierte5 Aussage Rudolf Steiners zur Dreigliederung.

Geistesleben

„In dem einen der drei Glieder des sozialen Organismus strebt diese Idee [von der Dreigliederung des sozialen Organismus]6ein Zusammenwirken von Menschen an, das ganz auf den freien Verkehr und die freie Vergesellschaftung von Individualität zu Individualität begründet ist. In keine vorbestimmte Einrichtung werden da die Individualitäten hineingezwängt.“7

Nimmt man diese Aussage ernst, so kann es keine äußerlichen Institutionen geben, die diesen freien Verkehr erst ermöglichen, denn sie würden durch ihre äußeren (rechtlichen und/oder wirtschaftlichen) Setzungen gerade etwas „vorbestimmen“. Eine Befreiung des Geisteslebens kann daher niemals irgendwie von außen erfolgen, sondern ist nur als eine Selbstbefreiung aus dem Geiste heraus denkbar. Die sinnvolle Regulierung aller anderen Bereiche geht ja gerade vom Geistesleben aus. Äußere Institutionen, die dem Geistesleben dienen sollen, können also allenfalls verwalten, was vom Geistesleben ausgeht, und dies auch nur in Sinne einer Selbstverwaltung.

Eine solche Auffassung geht von der Tatsache aus, dass es sich bei der Dreigliederung um eine Idee handelt, die existierende Verhältnisse beschreibt (analog der Dreigliederung des menschlichen Organismus), aber nur gesund wirken kann, wenn sie im menschlichen Bewusstsein erfasst und geltend gemacht wird. Dann ist sie geistige Tatsache und keine Utopie8.

Institutionen

„Was hinzukommen muß, ist die lebendige Anschauung, die für dieses Erdenleben auch mit dem Tod rechnet, die sich bewußt wird: Wir machen in der Gegenwart Institutionen, die notwendigerweise auch untergehen müssen, weil sie schon das Todesprinzip in sich tragen, die gar nicht wollen einen ewigen Bestand haben, die gar nicht daran denken, etwas Bleibendes zu sein. Wodurch kann denn aber so etwas realisiert werden ? (…) wenn man erkennen wird: Wir leben im Reich der Phrase, unter dem das bloße Wirtschaftsleben, der bloße wirtschaftliche Imperialismus glimmt –, dann wird man rufen nach dem Geiste, der unsichtbar, aber in der Wirklichkeit waltet.“9

„Die «soziale Frage» (…) wird für jeden Augenblick der weltgeschichtlichen Entwickelung neu gelöst werden müssen. Denn das Menschenleben ist mit der neuesten Zeit in einen Zustand eingetreten, der aus dem sozial Eingerichteten immer wieder das Antisoziale hervorgehen läßt. Dieses muß stets neu bewältigt werden. Wie ein Organismus einige Zeit nach der Sättigung immer wieder in den Zustand des Hungers eintritt, so der soziale Organismus aus einer Ordnung der Verhältnisse in die Unordnung. Eine Universal­arznei zur Ordnung der sozialen Verhältnisse gibt es so wenig wie ein Nahrungsmittel, das für alle Zeiten sättigt. Aber die Menschen können in solche Gemeinschaften eintreten, daß durch ihr lebendiges Zusammenwirken dem Dasein immer wieder die Richtung zum Sozialen gegeben wird.10

Ich lese daraus: die (ja unbezweifelbar äußere) Institution AAG hat möglicherweise das Ende ihres Lebenszyklus erreicht, weil sie verkannt wird, für mehr gehalten wird als für ein vorübergehendes Verwaltungsinstrument, sich darum vom Sozialen ins Antisoziale verkehrt und damit den ursprünglichen Geistimpuls der Anthroposophie dem Reiche Ahrimans (der äußeren Welt also) öffnet.

Die Rache der Geister

„Der irrigste Glaube, den jemals die Menschheit hat hegen können, das ist der – wenn ich mich trivial ausdrücken darf –, daß die Geister es sich gefallen lassen, ignoriert zu werden. Fassen Sie es meinetwillen auf als einen Egoismus, als eine Selbstsucht der Geister, aber in der geistigen Welt gilt eine andere Terminologie als hier in der sinnlich-physischen Welt. Also fassen Sie es meinetwillen auf als einen Egoismus der Geister, aber die Geister rächen sich, wenn sie ignoriert werden hier. Es ist ein Gesetz, es ist eine eherne Notwendigkeit: Die Geister rächen sich. Und unter den mancherlei Charakteristiken, die man geben kann für die Gegenwart, ist auch diese richtig, daß man sagen kann: Die Rache der Geister dafür, daß man sie so lange ignoriert hat, das ist das gegenwärtige Menschheitschaos. (…) Es ist ein geheimnisvoller Zusammenhang zwischen dem, was menschliches Bewußtsein ist, und den zerstörerischen Kräften des Weltenalls, gerade den Untergangskräften des Weltenalls. (…) er besteht so, daß das eine als Ersatz für das andere auf der einen Seite dienen kann oder auf der andern Seite dienen muß …“11

Sollte eine solche Aussage nicht auch für die Anthroposophie und die anthroposophische Gesellschaft gelten? Von verschiedenen Seiten ist dargelegt worden, wie vielleicht eine Notwendigkeit sich darin ausspricht, dass die äußere Institution AAG vielfach nicht (mehr) dem eigentlichen Geist der anthroposophischen Gesellschaft (der Gesellschaft von freien Individuen, die sich geistig einander zugesellen) zu entsprechen scheint12. Wenn etwas diskutiert werden muss, ist es ja keine unmittelbar erfahrene Wahrheit mehr. Solche Wahrheit aus dem individuellen Wollen der beteiligten Geist- und Menschenwesen neu zu fassen, wäre dann eine aktuelle Aufgabe der anthroposophischen Gesellschaft, wiederum verstanden als freier Zusammenschluss von mit der Anthroposophie arbeitenden Individualitäten13.


1Ein Nachrichtenblatt, Näheres unter https://einnachrichtenblatt.org

2Auf dieser Website hier zu finden: Wer ist Mitglied der anthroposophischen Gesellschaft?

3trotzdem ich über Wochen immer wieder intensiv nach dem Zitat gesucht habe

4vgl. ENB 15/2022, S. 10: „Die Dreigliederung war an eine kurze Zeit gebunden“

5vgl. ENB 16/2022, S. 1-9

6sinngemäß ergänzt SCeH

7Steiner, Rudolf: Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915-1921. GA 24. – Dornach, 1961, S. 70

8vgl. dazu die Vorrede und Einleitung zum 41. bis 80. Tausend dieser Schrift in Steiner, Rudolf: Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft. – Stuttgart, 1920, S. 5 ff

9Steiner, Rudolf: Geistige und soziale Wandlungen in der Menschheitsentwickelung. Dornach, 1992, S.285

10Steiner, Rudolf, wie Anm. 8, S. 10, Hervorhebung SceH

11Steiner, Rudolf: Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis. – Dornach, 1999, S. 16f

12vgl. z.B. Barkhoff, Martin: Kulmination, Grab und goldene Zeit der Anthroposophie. Voraussagen Rudolf Steiners werden Wirklichkeit. Manuskriptdruck Kooperative Dürnau, 2019; Delor, Andreas: Das Ereignis Rudolf Steiner im Lebenswerk von Sigurd Böhm und Judith von Halle – Borchen, 2018, v.a. Kapitel 6 „Rudolf Steiners Wiederkehr“

13Ergänzend kann in diesem Zusammenhang hingewiesen werden auf Rudolf Steiners Darstellungen zu dem notwendigen Zerstörungsherd, den der Mensch in sich trägt, und seinem Verhältnis zur Außenwelt in GA 207, sowie von mir: „Individuelle Entwicklung: von der Drei zur Vier“, in: DIE LAHNUNG – Mitteilungen für individuelle Entwicklung und Lebenskunde, Nr. 8 – Juni 2022, S. 3ff


Cover Wahnsinn und Denken anthroposophische Gesellschaft

Denkerische Grundlagen für meine Darstellungen zur Situation der Gegenwart und der Bedeutung der Anthroposophie habe ich veröffentlicht in meinem Buch „Wahnsinn und Denken. Der Kampf um den Menschen“, das Sie hier oder im Buchhandel bestellen können.




Sonderhefte DIE LAHNUNG – Mitteilungen für individuelle Entwicklung und Lebenskunde

Seit Anfang 2020 gibt es – derzeit dreimal jährlich – unter dem Titel „DIE LAHNUNG“ MItteilungen für individuelle Entwicklung und Lebenskunde. Worum es dabei genauer geht, ist =>hier beschrieben. Ab jetzt gibt es dazu auch Sonderhefte.

Im Rahmen der Arbeit an diesem Projekt entstanden auch umfangreichere Texte, unter anderem das Buch „Wahnsinn und Denken. Der Kampf um den Menschen“ und mehrere Veröffentlichungen zur Geisteswissenschaft hier auf dieser Netzpräsenz (siehe => hier).

Nun sind zwei sehr verschiedene, etwas umfangreichere Arbeiten entstanden, die auch einzeln, für sich stehend von Interesse sein können. Ich biete sie daher nun als Sonderhefte zu den Mitteilungen für individuelle Entwicklung und Menschenkunde an. Es ist ja gewiss etwas sehr verschiedenes, ob man irgendwelche Texte und Bilder als Teil der virtuellen Welt auf dem Computerbildschirm zur Kenntnis nimmt, oder ein ordentliches Heft, im zweiten Falle auch mit farbigen Abbildungen in der Hand hält und damit umgehen kann.

Das erste Sonderheft enthält einen längeren Aufsatz von mir zum Thema „Furcht und Angst – Schlüssel zur Gegenwart des Menschen“, das zweite Heft „12 Geschichten aus dem Kaleidoskop-Garten“ von Annette Bogatay zur Gobelinstickerei „Kaleidoskop“ von Christiane Höschen. Beide Hefte sind in Kürze verfügbar; sie können bereits jetzt bestellt werden. (Anmerkung zum Sonderheft 2: Das Heft ist ausverkauft. Es wurde durch eine schöne Ausgabe in größerem Format ersetzt, die Sie =>hier finden können)

Ich wünsche jedenfalls beiden neuen Veröffentlichungen viele Leser.

Interessenten, die diese Hefte gewerblich weiterverkaufen möchten, erhalten einen gängigen Wiederverkäuferrabatt. Bitte fragen Sie in diesem Fall an.