Was tönt die Erde? – zum Jahreswechsel 2023/2024

Was tönt die Erde?

Was tönt die Erde,
singt sie, spricht sie,
durch mich,
durch jedes Wesen,
das sie trägt an ihrem Leib?

Was zeigt die Farbe,
die aus jedem Bild,
das ich
aus meinem Leben
in den Weltenraum zu strahlen habe, springt?

Wer gibt den Sinn,
der dies Geschehen
aus sich
dem armen Menschenherzen
zu seinem Wohlgestalten schenkte?

Es sind die Drei,
die in der Vier, der neuen Eins
zur neuen Zwei – der Fünf und Sechs und Sieben –
im ewig gleichen Wechsel sich erzeugen
um einstens wieder, wie im Bild, im Ton und Wesen
die Erde ihrem neuen Ziel zu geben:
Gottvater, Sohn, und Geist – in dir.

Wo tönt sie so, die Erde?
In mir ist sie, im Geist der Welt,
dort, wo ICH lebe
und im ewig gleichen Wechsel
mich selber trage
zwischen Sein und Geist.

© Stefan Carl em Huisken 2023


Nunmehr im zwölften Jahr stellt sich bei mir zum Jahreswechsel jeweils ein Gedicht ein, das ich dann der Öffentlichkeit übergebe. Weitere Gedichte zum Jahreswechsel der verschiedenen Vorjahren finden Sie unter dem Stichwort Jahreswechsel.




Michaels Weg

Licht – Sprache der Sonne
In ihr zu denken, sprechen, tun
Zeigt Michael, der seine Frage
„Wer ist wie Gott?“
Dem Sucher vorlegt, und der schreitet
voran auf dem steinigen Pfad.

Ist Gott? Wer ist er dann?
Die Frage schon allein spricht Tod.
Nicht ist der Gott in dem
Was des Suchers Auge erfasst, sein Denken umgreift;
Er verließ des Suchers erstorbene Welt.

Was ist die Welt? Ein toter Kosmos?
Wer schuf ihn dann, aus seinem Leben?
Antwort strömt aus des Raumes Weiten nicht
Auch nicht aus Zeitenläuften.
Sie spricht in dem, der uns die Götter-Sprache
Einst selber sprechen ließ in seinem Dienst.
Nun führt uns das Sein, einer toten Welt.

Wo ist das Wesen dieser Sprache
Die zu verstehen Michael uns führt im Sprechen?
Wir können nicht mehr einfach lauschen.
Nichts wird lebendig klingen ohne unsern eignen Laut.

Denn: wer ist Gott? Er ist die Liebe
Die ihren Weg zum toten Steine sucht
In dem, der Steine kann zum Leben führen.
Der ist der Gott. Von ihm zeigt seine Sprache
Uns Michael, das Antlitz Christi.

Durch ihn spricht sie, die Liebe.
Sie spricht der Welt. Und Michael,
Er zeigt den Weg, nach dem der Sucher dürstet,
Den Weg zum Leben in der Ewigkeit.

Der Weg ist da, ein jeder kann ihn finden,
Der nur der Einfalt da, wo sie im Rechte,
Nicht hindert, sondern der ihr folgt:
Der Weg des Michael ist meiner,
Wenn ich verstehend seinem Vorbild folge
Und aus dem Leben, das in mir erstand
Durch eines Gottes Tat das meine mache.

Ja, wer ist Michael? Er ist im Menschen, der sich selbst
zum Sonnensprecher macht aus Liebe.
Er senkt das neue Leben in den Tod hinein,
Weil er das eigne Leben seinem Wege opfert,
Dem Weg, den Michael uns zeigt.

© Stefan Carl em Huisken 2023




Ich Bin

Ich Bin

Der Vater im Innern
Die Welt davor
Der Sohn, der suchet,
der den Weg verlor.

Er ist der Weg,
kann ihn darum nicht haben,
ist dem Menschen so
die Größte der Gaben.

„Ich Bin!“ – was kann es Größeres geben?
das Wort schließt in sich
allen Tod, alles Leben.

Was fragst du noch: „Bin Ich?“?
Frug denn je einer
der nicht dabei war? –
Genau: Keiner.

© Stefan Carl em Huisken, zum Jahreswechsel 2022/2023


Nunmehr im elften Jahr stellt sich bei mir zum Jahreswechsel jeweils ein Gedicht ein, das ich dann der Öffentlichkeit übergebe. Weitere Gedichte zum Jahreswechsel der verschiedenen Vorjahren finden Sie unter dem Stichwort Jahreswechsel.




Irrfahrt im Nebel – wohin?

Irrfahrt im Nebel

Von allen Seiten türmt die Finsternis
die Hürden auf, die dich, den MENSCHEN
zerstörend zu verhindern trachten, und den Weg
zu neuem Leben nebelhaft verdecken.
Nichts ist zu tasten, nichts zu sehen,
und jeden Ton verschluckt der nasse Brei,
der statt der hell durchsonnten Welt
für einen jeden nun zum Schicksal wird.

Wo ist die Rettung, wo der weise Rat,
der solcher Irrfahrt neue Richtung gibt?
Vergiss die Frage, denn sie führt
nur immer weiter fort von jenem MENSCHEN,
der in dir selber, wie in jedem Sucher
schon lange urteilt über Wahrheit oder Lüge.

Du selber bist es, der in seinen Taten,
seinem Schauen, seinem Raten
der Irrfahrt neuen Sinn und neue Richtung gibt:
Wohin willst du dich selber führen?
Was ist deine Welt, die du
dem Nebelwallen zu entreißen hast?

Beginne, sie zu formen, mit dem Blick,
den du der Finsternis entgegensetzt.
Gewiss, die Macht, die dir zu eigen,
ist niemals stark genug, den Bann zu brechen.
Doch liebevoller Blick auf das, was ist,
und was durch deine Taten werden möchte:
er leitet, was durch dich geschehen soll.

Das andre tut die Welt, die du erhellst
mit deinem Suchen, deinem Streben.
Und was an Wesen sich erkennt:
das folgt der Sonne, die dein Blick
entschlossen aus der Finsternis enthüllt. –
Denn ohne deinen Blick, dein Schauen,
wird nichts geschehen außer Schemenspiel
von dunklem, nebelhaftem Walten,
das dich und deine Welt zum Tode führt.

Ergreif ihn selbst darum, den Tod, und die Verwirrung,
mit deinem Blick, und führe beide auf den Weg,
den du in deinem Wollen ihnen zuerkennst:
den Tod durchschreiten schafft das neue Leben,
und die Verwirrung weicht, wo du sie frei – verstehst.

© Stefan Carl em Huisken, zum Jahreswechsel 2021/2022


Weitere „Gedichte zum Jahreswechsel“ finden Sie =>hier.




Am Ende des Seins – zum Jahreswechsel 2020/21

Am Ende des Seins – die Grenze pic

Am Ende des Seins
der Ewigkeit Anfang
wo ich meine Welt
im Innern umfasse:

Dort ist das Ufer,
das ich an der Grenze
der Welt, die mich trägt
in Taten ergründe.

Die Ewigkeit, sie wäre nicht,
gäbe es nicht Sein und Ufer:
die Grenze unendlicher See.
Doch ist es die Grenze des Seins,
die scheidet Zeit und Ewigkeit,
und dadurch sich in beiden schafft.

Was niemals ist
und darum das Seiende trägt:
indem es sich hingibt dem Sein
erschafft es sich selbst.

© Stefan Carl em Huisken 2020




Literatur

Literatur 1 – Geschichten

Mythische Geschichten haben es mir schon immer angetan. Und wenn ich gerade keine neue zum Lesen habe, erzähle ich eben selber eine. Manchmal auch mehrmals die gleiche. Die Zuhörer erzählen gleichsam mit, so lange, bis die Geschichte ausgereift ist. Dann wird sie aufgeschrieben. Manche meiner Geschichten sind so entstanden, andere durch Abtauchen in die Zwischenwelt innerer Bilder, die sich aus der Vertiefung in ein besonderes Thema ergeben hat. Daraus sind meine Bücher geworden.

Manches eignet sich aber zunächst nicht für eine Buchveröffentlichung, so zum Beispiel meine Gedichte zum Jahreswechsel oder zu anderen Themen. Für die eine oder andere Geschichte findet sich auch bisher nicht der richtige Ort für eine gedruckte Veröffentlichung (obwohl mir das viel lieber wäre). Also steht es erst einmal hier bei mir im „Netz“.

Neben der Veröffentlichung zum Lesen trage ich meine Geschichten und Gedichte aber auch hier und da vor, manchmal umrahmt und ergänzt durch meine Musik.

Literarisches von mir findet man also

Viel Spaß beim Stöbern!




Der Weise – Der Krüppel – Was uns bleibt

Ein Triptychon

Der Weise

Geh‘ nun, geh‘, du Frucht des Bösen,
Geh‘ die ersten Schritte selbst.
Sollst die Rätsel selber lösen,
Die du dir vor Augen hältst.

Kannst es nicht? Dir fehlt die Frage,
Die aus dir den Weg gebiert.
Was du selbst dir gibst, das trage
Dass es dich als Krone ziert.

Was aus Leiden und Fragen den Wanderer führt,
Was die Seele in Schmerzen zerreißt,
Die Herzen füllt mit erwollten Plagen –

Das öffnet die Wege, die es dir weist.
Die Wege zu selbst gelebten Tagen:
Das Neue, wie es dem Weisen gebührt.

Der Krüppel

Nur mit Mühe und Schmerzen den Steilpfad empor
Ohne Ziel kriecht zu Berg, der sich selber verlor,
Kann nicht stehen, nicht gehen, nicht leben, nicht sterben.
Doch ist er es, der einstmals den Himmel soll erben.

Kein Gesang, kein verständliches Wort kann die Kehle
verlassen und dringen von Seele zu Seele.
In Verwirrung und ohne ein leitendes Ziel
Durch das Leben sich quälend ist alles zu viel.

Doch ihn treibt unbesiegbare Kraft.
Was er will, kann niemals geschehen.
Er lässt es nicht los, trägt es durch in den Tod.

Sein Blick erschaut, was noch niemand gesehen.
Er kann es fassen, in höchster Not.
Wohl dem, der den Krüppel in sich erschafft.

Was uns bleibt

Was uns bleibt, ist die Mitte, die alles trägt.
Was noch niemand sah, keiner kann oder will,
und doch täglich lebt, ohne Sinn und Ziel,
Aus dem Quell, der alle Taten wägt.

Niemals quellen wilde Taten
Ohne Sinn aus tiefem Schlund.
Immer kannst du selber raten
Was dir zukommt aus dem Grund.

Trage, was weise,
Denke es gut,
Fühle es wesen,
in dir, in mir.

Wer ist es denn, den du fühlst, denkst, trägst?
Schaffst du ihn selber – wer ist sein Gott?
Wer ist sein Herz, sein Leib, sein Geist?
Selbstsein, im Denken, im Fühlen, im Tun?

Im Leiden
Im Tragen
Erstehe.

© Stefan Carl em Huisken 2020




Menschen-Regieren

Es gibt ein Land, wo Menschen sich regieren.
Es ist nicht hier und ist nicht dort,
Und willst du niemals es verlieren,
So suche es an keinem andern Ort.

Denn finden kann’s nur, wer schon ewig lebt
Im Strom des Lebens, ihn zu steuern,
Und im Geheimen nach dem Ziele strebt,
den MENSCHEN aus sich selber zu erneuern.

Was geworden ist, es muss zersplittern,
Dass jeder Splitter sich zum Einen schafft.
Vor diesem Ziel nicht zu erzittern,
erweckt dem MENSCHEN neue Lebenskraft.

Jeder Splitter, der sich selbst dem Ganzen schenkt,
Hat schon sein Schicksal dem des MENSCHEN einverleibt.
Wohin das ICH die EIG’NEN Schritte lenkt:
Es schafft das Neue, das im Wechsel bleibt.

Dies Land des MENSCHEN neu zu bauen
Im ICH, nur aus ihm selbst, nicht hier, nicht dort,
Erschafft die wundersamen Auen
Des neuen Lebens durch das Weltenwort.

Wer nun sich rafft und Antwort spricht
Auf diesen Ruf, der durch das Chaos klingt,
In dem das Alte hoffnungslos zerbricht:
In ihm lebt Neues, das die Zukunft bringt.

Die Ordnung; die schon ewig lenkt,
Was dann in jedem Einen neu ersteht:
Sie lebt in diesem Einen, wo sie Taten senkt
in Weltentiefen – und das Wort verweht.




Der Ruf – zum Jahreswechsel 2019/2020

Der Ruf

Der Ruf - Gänse

Und hinter mir ins tiefe Dunkel sinkt
vergossenes Herzblut alter Zeiten.
Vor mir in ferner Zukunft Weiten winkt
der Ruf der Geister, die mich leiten.

Was aus den Tiefen wieder aufsteigt, führt
in aller Zukunft meine Schritte
und an das Herzgeheimnis rührt
des Rufes Klang, und seine Bitte.

Aus diesem Punkt, der alle Welten trägt,
erklingt die Ordnung neuer Tage:
wer nach der Lüge statt der Wahrheit frägt,
wird nicht bestehen auf des Lebens Waage.

Ich selber nur kann geben, was ich sehe
durch meine Sehnsucht und aus eigenem Wollen
in aller Not und allem Wohl und -Wehe
als selbsterwähltes, hoheitsvolles Sollen.

Dann erst – allein weil sie aus mir sich ringt –
wird Macht und Tat die Zukunft schaffen.
Der dunkle Drang aus Zeitenläufen bringt
die Kraft und Möglichkeit, sich auf zu raffen.

Und alle Unvollkommenheit ist Zeichen,
dass hier ein Anfang sich ins Leben wagt:
Nichts wird das Herz allein aus sich erreichen,
wenn es vor jedem neuen Anfang zagt.

Wer ist’s, der aus den alten Zeiten stieg,
weil er mit Herzblut neue Wege tränkte?
Der ist’s, der sich im Ziel errang den Sieg
weil er den Geistes-Ruf ins Dunkel senkte.

© Stefan Carl em Huisken 2019




Erlösung – zum Jahreswechsel 2018/2019

Erlösung

Es blüht im Stein - Erlösung

Es blüht im Stein aus dunklem Grunde,
der Seele Leben wird des Geiers Fraß,
des Menschen Schritt beginnt die neue Runde
noch lang bevor der Geist das Herz genas.

Die Esche Yggdrasil, sie fällt;
Nidhöggr nagt schon lang an ihrem Fuß.
Des Menschen Leidensschrei, er gellt,
bis er im Nichts des Alls verklingen muss.

Wer wüsste, was er sich zum Ziele
des eignen Wollens setzen kann,
bevor er sich – noch sind‘s nicht viele –
das warme Herz aus Nichts gewann?

So lass sie fallen, gib dem Geier,
was der Drache übrig lässt.
Pflege du des Geistes Feier,
bevor die Not dich noch zu Boden presst.

Aus Stärke, selbst errungen, frei,
erhebt der junge Adler seine Schwingen.
Er schafft aus alten Werdens Einerlei
und lässt den Kosmos neu in seinem Blick erklingen.

Ahnen – was aus Herzen reift
Geben – nach den Sternen greift
Hören – in der Welt Gebrüll
Tragen – was das Gute will
Schaffen – nach Erlösung frägt
Wissen – wie der Wille trägt.

© Stefan Carl em Huisken 2018