Ich hab mein Sach auf Nichts gestellt – Friesentreffen 2022

Im Nachklang eines inspirierenden Friesentreffens

„Ich hab‘ mein Sach‘ auf Nichts gestellt.
Juchhe!
Drum ist’s so wohl mir in der Welt.
Juchhe!
Und wer will mein Kamerade sein
Der stoße mit an, der stimme mit ein
Bei dieser Neige Wein“1

Die erste Zeile dieses Gedichtes von Johann Wolfgang von Goethe kam mir in den Sinn, als ich über das Friesentreffen am 6. Juni 2022 – dem Pfingstdienstag – am Upstalsboom bei Aurich nachsann. Und auch eine Ergänzung dieser ersten Zeile drängte sich mir auf:

Ich hab‘ mein Sach‘ auf Nichts gestellt,
nichts als den freien Menschen.

Auch wenn es in diesem Falle vielleicht nahe gelegen hätte zu sagen „… den freien Friesen“, so klang für mein Empfinden die allgemeine Formulierung mit dem „freien Menschen“ schlüssiger. Aber vielleicht ist der Unterschied zwischen beiden Formulierungen ja auch gar nicht so groß …

Bei dieser Versammlung beeindruckten mich zwei Redner besonders: Oebele Vries, Historiker und emeritierter Dozent der Rijksuniversiteit Groningen, und Christoph Schmidt, Direktor des Nordfriisk Instituut in Bredtstedt/Nordfriesland.

Upstalsboom bei Aurich Friesentreffen 2022

Oebele Vries rezitierte den Prolog und die ersten drei Küren der Friesen eindrucksvoll auf Altfriesisch (mit anschließender deutscher Übersetzung). Dabei kamen vor allem die Aussagen der 2. und 3. Küre und ihr Zusammenhang klar zum Ausdruck: sollte eines der verbündeten „sieben friesischen Seelande“ von einem Außenstehenden angegriffen werden, so würden die anderen sechs ihm beistehen, um seine Selbständigkeit und Unabhängigkeit zu wahren, so die zweite Küre. Die dritte Küre sagt: sollte aber eines der Seelande ungerecht rauben oder morden, so sollten die anderen sechs das siebte zwingen, wiederum gerecht zu handeln.

Wer sich diese einfachen Regeln ein wenig besinnend „auf der Zunge zergehen lässt“, wird schnell bemerken, wie hier in einfachen und klaren Worten auch und gerade für unsere Zeit Wege aufgewiesen werden aus den Katastrophen des Umgangs der Staaten und Länder miteinander. Allerdings: es muss dabei sichergestellt werden, dass die Frage „gerechten“ oder „ungerechten“ Handelns Freund und Feind gegenüber aus gleichen Beurteilungsmaßstäben heraus entschieden wird. – Dafür trugen einst die gewählten Richter die Verantwortung.

In seinem Grußwort machte dann Christoph Schmidt darauf aufmerksam, dass es für einen lebensvollen und entwicklungsfähigen Umgang miteinander weniger entscheidend sei festzustellen, was nun das „richtige“ oder „falsche“ Friesentum, oder die „wahre“ beziehungsweise die „unwahre“ friesische Sprache sei; darüber bestehen naturgemäß unterschiedliche Auffassungen und Erfahrungen, und keine davon könne einfach für „ungültig“ erklärt werden zugunsten einer anderen. Vielmehr sei es wichtig, dass jeder Einzelne seine Sache mit Einsatz und Tiefgang verfolge und dem anderen auch dessen Weg gönne und nicht abspreche. Im Ergebnis könne daher eigentlich nur jeder Mensch selber darüber entscheiden, ob er „Friese“ sei oder nicht, und inwieweit seine friesische Sprache eine wahre sei.

Mich erinnerte diese Aussage sofort an ein Wort Rudolf Steiners in seiner „Philosophie der Freiheit“: „Leben in der Liebe zum Handeln und Lebenlassen im Verständnisse des fremden Wollens ist die Grundmaxime der freien Menschen.“2 Damit sei – so Rudolf Steiner – auch ein hinderliches Aufeinanderprallen und Missverstehen bei sittlich freien Menschen ausgeschlossen. Diese Worte Rudolf Steiners kann man – so meine ich – gerade in unserer Zeit nicht oft und tief genug durchdenken. Sie standen auch bei meinen früheren schriftlichen Versuchen zu Fragen des Friesentums3 und der friesischen Kultur4 im Hintergrund. Beide Artikel kann ich dem Interessierten daher hier zur (nochmaligen) Lektüre empfehlen; vielleicht können sie ja Hinweise geben für die noch bessere Fundierung des eigenen (friesischen?) Selbstverständnisses in der Welt.

Das eingangs zitierte Gedicht Goethes gibt im Übrigen Hinweise darauf, welche Folgen es haben kann, wenn man sich frei zu machen versteht von aller Lenkung und Stütze von Außen, wenn man also sozusagen „sein Sach‘ auf Nichts stellt“. Er spricht nämlich vom Willen zur Kameradschaft, der für den Zusammenklang – das „mit einstimmen“ – entscheidend ist. In den weiteren Strophen des Gedichtes schildert er, wie es ihm gegangen ist, als er hier und da in der Welt seine Stütze suchte. Die angedeuteten Folgen sprechen für sich. Auch dies Gedicht in Gänze sei daher zur Lektüre empfohlen.

© Stefan Carl em Huisken 2022

1vgl. Goethe, Johann Wolfgang: Vanitas! vanitatum vanitas! – In: Goethes Werke. Bd. 1. – Bibliographisches Institut Leipzig, 1926. S. 70f

2Steiner, Rudolf: Die Philosophie der Freiheit. Grundzüge einer modernen Weltanschauung. Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode. – Dornach, 1973, S. 166

3vgl. https://emhuisken.de/wordpress/2017/08/wer-ist-friese/

4vgl. https://emhuisken.de/wordpress/2019/07/friesische-kultur-heute/




Fräislound is moor – zum Friesentreffen am Upstalsboom 2021

Seit vielen Jahren führt das Friesische Forum die inzwischen schon (wieder) traditionellen Treffen der Freien Friesen am Upstalsboom in Aurich am Pfingstdienstag durch. Im Mittelalter war das eine Art „höchster Feiertag der Friesen“, der Tag, an dem man sich traf, um gemeinsame Angelegenheiten aller friesischen Lande zu besprechen und zu beschließen. Als Mitglied des Friesischen Forums fast seit seiner Gründung bin ich bei vielen dieser Treffen dabei gewesen, und durfte auch oft solo oder mit Unterstützung von Freunden bzw. mit meinem Duo „jank frison“ musikalische Beiträge liefern.

Nachdem im letzten Jahr die Veröffentlichung der CD „Fräiske Soang“ – rechtzeitig zum Friesentreffen terminiert – nicht mit Live-Darbietungen am Upstalboom begangen werden konnte, fällt die Musik dort auch dieses Mal aus. Ich habe es mir aber nicht nehmen lassen, doch ein neues Lied zu verfassen.

Es ist eine Art Hymne an Friesland, das ja viel mehr ist als nur ein Landstrich. Es ist der ewige Kern der Freiheit, den jeder Freie Friese im Herzen trägt. Das habe ich in diesem Lied versucht, zum Ausdruck zu bringen. Leider war eine Zusammenarbeit mit Kollegen dafür wiederum nicht möglich, daher alles alleine im Homestudio aufgenommen und produziert.

Hier das Video dazu:

In der Hoffnung, dass im nächsten Jahr wiederum ein Treffen zu Pfingstdienstag am Upstalsboom möglich wird!

Beste Grüße




Friesentreffen 2020 – auf Abstand

Auch im Jahre 2020 lässt es sich das Friesische Forum e.V. nicht nehmen, den höchsten friesischen Feiertag angemessen zu begehen. Das Friesentreffen ist in diesem Jahr 2020 ja nur in einer Weise möglichch: „auf Abstand“.

Statt des derzeit unmöglichen Treffens vor Ort am => Upstalsboom in Aurich wurde daher ein Video produziert, an dem auch jank frison mitwirken durfte. Das Video spricht für sich, und es enthält auch einige Musik von unserer neuen CD „Fräiske Soang“. Der Einfachheit halber gibt es das Video daher auch hier. Die CD erhalten Sie =>hier.




Fräiske Soang im Studio – (fast) alles im Plan

Studio Übersicht

Unsere CD ist in Arbeit – wie geplant. Noch kurz vor den derzeit geltenden Einschränkungen, und mit viel Heimarbeit haben wir die Aufnahmen und den Mix unserer CD im Studio bei Erwin Wilken fertiggestellt.

Die technische und auch sonstige Betreuung durch Erwin und Wilma war vom Besten: Verzweifelte wurden wieder aufgebaut, fürs leibliche wohl gesorgt, Missratenes mutierte zu gelungenen Klängen, und schließlich fanden wir es einfach wunderbar, Titel für Titel in seine Endversion bringen zu können. Für uns ja auch die erste gemeinsame Erfahrung im Studio – vielen Dank an Erwin und Wilma: das war einfach super!

Sieben Lieder mit friesischen Texten, fünf mit ostfriesisch-niederdeutschen und zwei Instrumentalstücke (eins direkt zusammen mit einem Lied gespielt) sind darauf zu hören. Alles in ziemlicher Bandbreite: ein eher geistliches Lied mit altfriesischem Text ebenso wie eine neu komponierte Hymne auf die Frieslande mit saterfriesischem Text. Tanzmelodien und eher Getrageneres.

Mischpult im Studio

Jetzt wird noch das Cover endbearbeitet, dann geht alles ab in die Produktion. Und wenn wir dann hoffentlich am Pfingstdienstag am Upstalsboom zusammenkommen können, ist unsere CD dabei: „Fräiske Soang“.

Insofern alles im Plan. Nicht ganz alles: wer uns jetzt noch finanziell unterstützen möchte, teilt es uns am besten => hier mit. Wir melden uns sofort. Bedarf ist noch genügend.




jank frison beim Treffen der Freien Friesen 2019

Treffen der Freien Friesen am Pfingstdienstag am Upstalsboom

Upstalsboom Treffpunkt der freien Friesen
Upstalsboom: Treffpunkt der freien Friesen

Wie nun schon oft (seit 2004) trafen sich am vergangenen Pfingstdienstag, dem 11. Juni 2019 auf Einladung des => Friesischen Forums die Freien Friesen aus den verschiedenen Frieslanden am Upstalsboom in Aurich, um im Gedenken an die Treffen der Friesen vor vielen hunderten von Jahren gemeinsam zu schauen, wie das Friese-Sein und die Friesische Freiheit heutzutage und in der Zukunft immer mehr zur Geltung gebracht werden kann.

Nach Torsten Bruns‘ beeindruckender Rede über den beklagenswerten Verfall der Kulturlandschaft in den Fehnen und über seine Bemühungen, hier eine Wende herbei zu führen, und nachdem uns Herma Peters als Gräfin Theda in die Anfangszeit der ostfriesischen Grafschaft entführt hatte (herzlichen Dank dafür, dass wir sie musikalisch etwas unterstützen durften!), konnten wir unseren Beitrag zum Geschehen liefern. Nach einen einführenden Lied in saterfriesischer Sprache (die kleinste Sprachinsel Europas und ein sprachliches Kleinod!) stellte Stefan Carl em Huisken Konzept und Ziele des musikalischen Projektes „jank frison“ in einer kleinen Ansprache dar (der gesamte Text der Ansprache findet sich => hier). Danach haben wir wohl eindrucksvoll beweisen können: Frisia cantat! Friesisch und Oostfresske Taal!

Schauen Sie selber:

Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr! Sie auch?




jank frison beim Friesentreffen 2018 musikalisch dabei

jank frison beim Friesentreffen – friesische Melodien

Friesentreffen

Auch in diesem Jahr 2018 findet wiederum das Treffen der freien Friesen am Upstalsboom in Aurich-Rahe statt. Wir freuen uns, dass wir auch diesmal wieder musikalisch dabei sein dürfen. Für das Treffen im letzten Jahr hatten wir einen altfriesischen Text über die Erschaffung des Menschen unter Verwendung einer der ältesten überlieferten friesischen Melodien vertont und dort dann erstmalig vorgetragen.

Lied auf Saterfriesisch

Auch diesmal wagen wir wieder Neues: erstmals haben wir einen Saterfriesischen Text dabei. Text und Musik sind eigens von uns dafür geschaffen worden. Der Text befasst sich in poetischen Bildern mit Chancen und Risiken der Freiheit – mit dem Mittelpunktsimpuls friesischer Kultur also.

Daneben werden wir natürlich wie immer weitere friesische Melodien vortragen. Wir freuen uns schon darauf!




Premiere beim Friesentreffen am Upstalsboom

Das diesjährige Treffen der Friesen am Upstalsboom war wieder eine Steigerung: mehr als 100 Menschen fanden den Weg zu diesem besonderen Ort, es wurde Wesentliches über die friesische Kultur früher und heute gesprochen. und auch wir – das Duo „jank frison“-  durften dabei sein, diesmal mit einer Premiere. Musik in dieser Richtung möchten wir in der Zukunft noch mehr bringen.

Hier die Ankündigung des Friesischen Forums (Veranstalter) Ankündigung für die Presse:

Premiere am Upstalsboom

„jank frison“ spielt Dienstag nach Pfingsten mit altfriesischen Texten

Duo jank frison

Zur Veranstaltung zum „höchsten gesamtfriesischen Feiertag“ am Dienstag nach Pfingsten am Upstalsboom können die Besucher nicht nur Reden erwarten. Es gibt auch einen musikalischen Teil im Programm, der vom Duo „jank frison“ aus Norden gestaltet wird.
„jank frison“ bringt friesisch-keltischen Folk – ein ganz eigene Synthese von ostfriesisch-niederdeutschen und friesischen Texten mit keltisch inspirierter Musik. Es spielen Heike Büsing (Great Highland Bagpipes, Small Pipes, Krummhorn) und Stefan Carl em Huisken (Gesang, Akkordeon, Gitarre, Mundharmonika, Bombarde). Anläßlich des Treffens am Upstalsboom 2017 hat sich das Duo an ernstere Muse gewagt: ein altfriesischer Text über die Erschaffung Adams wird verbunden mit einer Bearbeitung einer der ältesten überlieferten Melodien mit friesischem Bezug, dem „Frysicum“ aus der Predigtsammlung des Ludolf Wilkin.
Das so entstandene Stück „God scop thene eresta meneska“ wird am Upstalsboom erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt. Es wird mit Great Highland Bagpipes, Bombarde und Gesang vorgetragen, da ausschließlich Instrumente verwendet werden sollten, die in ähnlicher Konstruktion auch bereits im Mittelalter in der Volksmusik zur Verfügung standen. „jank frison“ möchte so mit den zur Verfügung stehenden Mitteln einen Beitrag zu diesem besonderen Anlaß erbringen. Daneben werden noch andere Stücke aus dem regulären Programm des Folkduos zu hören sein.
Stefan Carl em Huisken ist bereits seit mehreren Jahren regelmäßig bei den Treffen am Upstalsboom mit musikalischen Beiträgen dabei; er ist seit der Gründung des Friesischen Forums, das das Treffen am Upstalsboom organisiert, mit diesem verbunden. Daraus ergab sich auch der diesjährige Beitrag.

Das Treffen am Upstalsboom in Aurich-Rahe beginnt am Dienstag, den 6. Juni um 18 Uhr.
► Über das Duo sind weitere Informationen im Internet unter www.jank-frison.de zu finden.
► Das Friesische Forum ist ein Verein, der sich um die friesische Kultur in Ostfriesland und die Zusammenarbeit mit den Friesen in West (Niederlande) und Nord (Schleswig-Holstein) kümmert. Nähere Informationen: www.friesisches-forum.de

Wir freuen uns riesig, dass wir dabei sein duften, und sagen: gerne wieder!