Schulgründungsinitiative

Eine Schulgründungsinitiative mit Schwerpunkt Waldorfpädagogik in Norddeutschland hat ihre Arbeit gerade begonnen, viel versprechende Versammlungen haben stattgefunden, und es wurde bereits ein Verein gegründet, der die weitere Entwicklung leiten soll. Der Initiative wird ein größeres Gelände mit diversen Gebäuden zu einem relativ günstigen, für die Initiative aber immer noch hohen Preis zum Kauf angeboten, und es wird nun überlegt, ob und wie auf dieses Angebot eingegangen werden kann.
Im Beratungsprozeß werden zunächst die inhaltlichen und sozialen Grundlagen der Waldorfpädagogik in einem Seminar bearbeitet. Dabei stellt sich heraus, dass nur wenige Beteiligte ein tiefer gehendes inhaltliches Interesse haben. In weiteren regelmäßigen Beratungen mit dem leitenden Pionier der Gruppe werden immer wieder Fragen des möglichen Wachstums der Initiative sowie der inhaltlichen und wirtschaftlichen Tragfähigkeit der vorhandenen Pioniergruppe erörtert.
Der Beratungsprozeß führt schließlich dazu, daß zähneknirschend auf den Kauf der Immobilie verzichtet wird zugunsten einer weiteren inhaltlichen Fundierung der eigenen Arbeit. Sehr schnell zeigt sich, dass die notwendige Basis dafür nicht vorhanden ist, und die Initiative stoppt ihre Arbeit.
Durch die Beratung wurde mehr Klarheit über die realen Bedingungen der eigenen Arbeit erreicht und die zu schwache Initiative konnte kontrolliert beendet werden. Die Alternative wäre ein tumultuarisches Einstürzen zu einem wenig späteren Zeitpunkt gewesen, verbunden mit menschlichen (und evtl. wirtschaftlichen) Katastrophen.



Initiativgruppe – Gruppenprozess


Ein Beispiel für einen Beratungsprozess mit einer Gruppe:

Eine Initiativgruppe bereitet bereits seit längerer Zeit die Gründung einer Einrichtung vor. Erste Anfänge vor Ort sind bereits gemacht. Als die nötigen Gebäude zur Verfügung stehen und die meisten der Beteiligten dort zum gemeinsamen Wohnen zusammenkommen, bricht sehr bald ein Konflikt auf, der sich immer wieder an den verschiedensten Inhalten entzündet: fachlich-inhaltliche Gesichtspunkte kommen dabei ebenso zum Tragen wie menschlich-individuelle. Schließlich verfestigt sich der Konflikt so, dass Gespräche immer wieder nur zu neuem Streit führen und notwendige Sachentscheidungen nicht gefällt werden können.
Der Berater versucht durch wiederholte Einzelgespräche mit allen Beteiligten, den zugrunde liegenden Konflikt freizulegen und so der bewußten Bearbeitung zugänglich zu machen. Dies gelingt zunächst, und eine Einigung über wesentliche Streitpunkte scheint in Sicht. Als eine tragfähige Vereinbarung über den weiteren Verlauf des Beratungsprozesses getroffen werden soll, verweigert eine der Seiten die Zustimmung und jedes weitere Gespräch über diese Frage.
Kurz darauf zerfällt die Initiative, und die Beteiligten gehen ihre eigenen Wege. Kredite waren zu dieser Zeit noch nicht geflossen, Vermögenswerte (Immobilien) noch nicht erworben.
Ohne den Versuch der Konfliktbearbeitung wäre die Gruppe voraussichtlich zu einem späteren Zeitpunkt zerbrochen, mit wirtschaftlich unabsehbaren Folgen für alle Beteiligten (vor allem in Anspruch genommene Kredite).