Der Ruf – zum Jahreswechsel 2019/2020
Der Ruf
Und hinter mir ins tiefe Dunkel sinkt
vergossenes Herzblut alter Zeiten.
Vor mir in ferner Zukunft Weiten winkt
der Ruf der Geister, die mich leiten.
Was aus den Tiefen wieder aufsteigt, führt
in aller Zukunft meine Schritte
und an das Herzgeheimnis rührt
des Rufes Klang, und seine Bitte.
Aus diesem Punkt, der alle Welten trägt,
erklingt die Ordnung neuer Tage:
wer nach der Lüge statt der Wahrheit frägt,
wird nicht bestehen auf des Lebens Waage.
Ich selber nur kann geben, was ich sehe
durch meine Sehnsucht und aus eigenem Wollen
in aller Not und allem Wohl und -Wehe
als selbsterwähltes, hoheitsvolles Sollen.
Dann erst – allein weil sie aus mir sich ringt –
wird Macht und Tat die Zukunft schaffen.
Der dunkle Drang aus Zeitenläufen bringt
die Kraft und Möglichkeit, sich auf zu raffen.
Und alle Unvollkommenheit ist Zeichen,
dass hier ein Anfang sich ins Leben wagt:
Nichts wird das Herz allein aus sich erreichen,
wenn es vor jedem neuen Anfang zagt.
Wer ist’s, der aus den alten Zeiten stieg,
weil er mit Herzblut neue Wege tränkte?
Der ist’s, der sich im Ziel errang den Sieg
weil er den Geistes-Ruf ins Dunkel senkte.
© Stefan Carl em Huisken 2019