Plattdeutsch, Niederdeutsch, Sassisk, Oostfreeske Taal – Ja was denn nun?

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Bedrohte Sprache

Das Niederdeutsche (ich nenne es vorläufig mal so) hat heutzutage ein Problem: es weiß nicht wirklich wer es ist. Und genau dadurch ist es angreifbar, bedroht. Natürlich gibt es viele Sprecher und Nicht-Sprecher dieser Sprachform, die sehr genau wissen, wie es heißt – nur leider wissen die verschiedenen Menschen auch sehr Verschiedenes. Und darum ergibt sich auch kein einheitliches Bild.

Man kann so eine Frage auch als unwichtig, unbedeutend, uninteressant oder sonst etwas beiseite schieben – leider nur ist sie diffiziler als man zunächst denkt.

Ein paar der gar nicht so einfachen Punkte möchte ich hier anreißen – ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. In anderem Zusammenhang hatte ich einige Aspekte des Themas schon einmal angesprochen (=> „Warum ich (kein) plattdeutscher Liedermacher bin“).

Sprache oder Dialekt?

Diese Frage kann – soweit ich das Feld überblicke – als beantwortet gelten. Das Niederdeutsche ist sowohl strukturell als auch der Reichweite nach als eigenständige Sprache anzusehen. Der Abstand in Grammatik und Wortschatz zum überdachenden Hochdeutschen ist so groß, dass die unterschiedlichen Sprachformen des Niederdeutschen nicht einfach als Dialekte des Hochdeutschen aufgefasst werden können. Vielmehr hat das Niederdeutsche selbst teilweise ziemlich unterschiedliche Dialekte: ich nenne hier nur einmal Ostfriesland, Mecklenburg-Vorpommern und Westfalen als in ihren niederdeutschen Dialekten sehr unterschiedliche Landschaften.

Allerdings ist das Niederdeutsche bei Weitem nicht in allen gesellschaftlichen Anwendungsbereichen von Sprache gleich stark. Es gibt Bereiche, für die der eigene Wortschatz fehlt, Fachsprachen nur wenig oder gar nicht entwickelt sind etc. Darauf komme ich gleich noch.

Sprache und „Stammeswesen“

Sprachen werden vielfach – mehr oder weniger reflektiert – mit Bezeichnungen früher vorhandener, ethnisch weitgehend homogen angenommener Menschengruppierungen – sprich „Stämme“ – in Zusammenhang gebracht. Das mag für die historische Betrachtung seine Berechtigung haben, für unsere Zeit ist das sicher nicht mehr angemessen und führt zu Widersprüchlichkeiten.

Ein hervorstechendes Beispiel stellt hier Ostfriesland dar: die ostfriesische Mentalität sieht sich verwandt mit den (friesischsprachigen!) Friesen im Norden Deutschlands und in den Niederlanden, weniger mit den Sachsen weiter im Osten. Die ehemals vorhandene ostfriesische Varietät des Friesischen ist aber bis auf eine kleine Sprachinsel im Saterland ausgestorben, und Friesisch spricht in Ostfriesland kaum jemand. Die verbreitete Regionalsprache ist ein stark vom friesischen Substrat und von niederländischen Einflüssen geprägter niederdeutscher Dialekt.

Wer also hier einem Ostfriesen zumuten wollte, er spräche „Sassisk“, der würde – denke ich einmal – nicht wirklich auf Gegenliebe treffen.

In Ostfriesland spricht man darum mit einem gewissen Stolz von der „Oostfreeske Taal“ – der ostfriesischen Sprache – und macht damit das nächste Faß auf.

Wissenschaftliche und umgangssprachliche Sprachbezeichnungen

Denn: als Bezeichnung der Regionalsprache des heutigen Ostfriesland mag „Oostfreeske Taal“ ja treffend sein, nur passt es so gar nicht zu einem ganz anderen Wortgebrauch im Bereich der Sprachwissenschaft. Dort sind nämlich Friesisch und Niederdeutsch zwei deutlich zu unterscheidende Sprachen, beide mit differenzierten Dialekten. Und da die „Oostfreeske Taal“ sehr eindeutig kein Friesisch ist, bleibt diese Bezeichnung umstritten, problematisch, jedenfalls nicht unbelastet, allgemein anerkannt und überall brauchbar.

Umgangssprachlich nennt man allerdings die „Oostfreeske Taal“ ganz überwiegend „Platt“ oder „Plattdeutsch“. Womit wir beim nächsten Problem wären.

Was ist eigentlich „Plattdeutsch“?

Der Ausdruck „Plattdeutsch“ wurde ursprünglich verwendet, um eine besonders klare und verständliche Ausdrucksweise eines Menschen zu charakterisieren. Der sprach dann „in goeden platten Duitse“. In diesem Sinne wird das Wort z.B. auch in Gebieten für den örtlichen Dialekt verwendet, die nicht zum niederdeutschen Sprachgebiet gehören.

Es gibt weitere Probleme mit diesem Ausdruck. So wurde er im Zuge der gezielten Unterdrückung des Niederdeutschen als eine Art „Kampfbegriff“ eingesetzt und mit der Auffassung verbunden, dass sich in dieser Sprache eben nur „Plattheiten“ – sprich Unkultiviertes, Bäurisches, einseitig Unterschichtorientiertes – sagen lasse. Die einseitig auf Unterhaltsames ausgelegte Verwendung des Niederdeutschen in der Öffentlichkeit – auch in der Selbstdarstellung ihrer Sprecher – nährte und nährt diese Auffassung mindestens unterschwellig.

„Die schlimmsten Feinde mancher Sprache sind ihre Sprecher“, las ich letztens (sinngemäß). So haben denn gerade auch wohlmeinende und dem Niederdeutschen sehr zugetane Menschen (der Sprache kundig oder nicht) häufig darauf hingewiesen, dass diese Sprache ja viele Dinge viel netter ausdrücken kann als das manchmal grobe Hochdeutsche. Das mag inhaltlich stimmen – aber charakterisiert das diese Sprache vollständig und treffend? Als Ergebnis bleibt eine ständige Notwendigkeit zu betonen, dass das Niederdeutsche auch für allerlei Ernsthaftigkeiten tauglich sei (ein Ausdruck des Liedermachers Wolfgang Rieck in dieser Sache, von ihm durch seine eigene Arbeit nachhaltig belegt).

Ja, und gerade diejenigen, die – in verdienstvoller Weise! – den Gebrauch des Niederdeutschen voranbringen möchten, tun dies vor allem in Hinblick auf den Gebrauch im Alltag. Die dort benötigten Register einer Sprache sind und bleiben aber eingeschränkt. Eine vollständig ausgebaute Sprache braucht geeignete Ausdrucksweisen auch für Bereiche wie Wissenschaft, Dichtung, Fachsprachen verschiedenster Art, Bürokratie, Juristerei usw.. Hat eine Sprache diese nicht, fehlt ihr die entsprechende Anregung und gestaltende Weiterentwicklung. Da ist es vielleicht auch nicht immer angemessen, alles „platt“ heraus zu sagen. Wer behauptet, all diese vorwiegend intellektuell anspruchsvolleren Lebensbereiche seien „elaboriert“ und eigentlich überflüssig, denkt zu kurz. Man schaue sich als extremes Lehrbeispiel die Geschichte der Roten Khmer in Kambodscha an.

Kultur und Sprache

Regionale Mentalität, Kultur und Sprache sind untrennbar miteinander verwoben. In die Sprache gehen viele Elemente ein, die der regionalen Kultur entstammen, ebenso sind gewisse sprachliche Eigenheiten fester Bestandteil regionalen Selbstverständnisses. Das ist glaube ich unübersehbar. Aber: wenn gewisse Elemente der regionalen Kultur nicht weiter gepflegt und am Leben gehalten werden können, verschwinden auch die zugehörigen Sprachformen; ebenso wie eine einseitige Sprachpflege dazu führen kann, dass bestimmte kulturelle Eigenheiten absterben.

Ein ganz generelles Problem in diesem Zusammenhang ist die bereits genannte vorrangige Orientierung des „Plattdeutschen“ auf leichte, unterhaltsame Inhalte, die ja einhergeht mit einer allgemeinen gesellschaftlichen Tendenz zu einer gewissen Oberflächlichkeit und Bequemlichkeit. Die zunehmende Undurchschaubarkeit der gesellschaftlichen Vorgänge bringt als Reaktion die Sehnsucht nach Überschaubarkeit und einer gewissen Einfachheit hervor. Und die lässt sich durch die Hinwendung zu vergangenheitsorientierten Themen („wie es früher einmal war“) sehr gut bedienen, was einen besonderen Vorzug des „Plattdeutschen“ hervorgebracht hat. Die niederdeutsche Sprache von „früher“ ist eben noch „reiner“, weil noch nicht so stark vom Hochdeutschen beeinflusst.

Das Durchschnittsalter der Mitglieder entsprechender Vereine spricht für sich (Diese Art von Vergangenheitsorientierung ist allerdings keineswegs auf das „Plattdeutsche“ beschränkt – im Bereich populärer Musik dominieren z.B. Rückgriffe auf das vorige Jahrhundert, die gesamte Mittelalterszene lebt davon etc.). Leider trägt eine solche Handhabung kaum zu einem zeitgemäßen Ausbau der Sprache bei – allerdings sehr wohl zu einem zeitweisen Erhalt alter und urwüchsiger Sprachformen.

Ein weiteres Problem kommt dazu: wer sich – aus welchem Grunde auch immer – in einem Landstrich mit starker niederdeutscher Sprache niederläßt, ohne selbst durch Geburt oder Familie dorthin Bande zu haben (und daher auch nicht „auf natürlichem Wege“ in die Sprache hinein gewachsen ist), kann tun was er will: er gilt nicht als einheimisch. Er mag die Sprache noch so gut lernen, mag auch für die Region, ihre Sprache und Kultur eintreten so viel er will, er gehört einfach nicht „vollwertig“ dazu. Das wird man erst, wenn man von maßgeblicher Stelle aus anerkannt wird.

Ein Beispiel dafür ist die Handhabung in Ostfriesland: als Ostfriese gilt man nur, wenn man hier geboren ist (bis vor gar nicht langer Zeit galt zusätzlich: die Familie musste mindestens drei Generationen lang in Ostfriesland ansässig sein), oder durch gesellschaftlich anerkannten sehr nachhaltigen Einsatz für Ostfriesland durch das ostfriesische Kulturparlament (die „Ostfriesische Landschaft“) das „Indigenat“ als eine Art „Ehrenbürgerschaft“ verliehen bekommt.

Und so kann die Gefahr entstehen, dass ein immer älter werdender „Klub“ der „echten Ostfriesen“ – ungewollt! – dafür sorgt, dass kaum ein frischer Wind zur Geltung kommen kann (Anmerkung: ich verwende hier Ostfriesland als Beispiel, weiß aber sehr gut, dass es andernorts in anderer Form die selbe Erscheinung gibt, teilweise in noch sehr viel härterer Form).

Sprache und Kultur können aber nur LEBENDIG weiter geführt werden, wenn jedes Engagement zu ihrer Weiterentwicklung aufgenommen und eingearbeitet wird. Sprach- und Kulturaufseher („wir, die wir wissen, wie das RICHTIG ist“) wirken hier wenig förderlich (siehe meinen Artikel =>“Wer ist Friese?“)

Wie aber nun weiter?

Natürlich kann niemand irgendeine allein selig machende Antwort geben. Einige Punkte finde ich aber ernsthaft erwägenswert und zähle sie hier ohne Anspruch auf Vollständigkeit auf:

  1. Ich sehe in der Bezeichnung „Niederdeutsch“ für die hier gemeinte Sprache den bisher neutralsten und am besten sachlich begründbaren Namen. Auf kleinere Regionen bezogene Bezeichnungen benennen immer nur Dialekte innerhalb des gesamten niederdeutschen Sprachraumes. Der Bezug auf den „Stamm“ der Sachsen ist aus den oben genannten Gründen problematisch, ebenso wie der Ausdruck „Plattdeutsch“, der wohl in vielen Bereichen des Alltags passend sein kann, aber niemals die Sprache als ganzes fassen kann. Das mag manchen wurmen, der wissenschaftliche Ausdrucksweise nicht mag, es bleibt aber aus meiner Sicht trotzdem gültig. Einrichtungen wie das „Institut für niederdeutsche Sprache“ haben in ihrem Namen diesen Verhältnissen Rechnung getragen.
  2. Es ist für die Weiterentwicklung der niederdeutschen Sprache unverzichtbar, immer neue Domänen zu „erobern“. Eine Ausweitung nur im Bereich der Populärkultur und orientiert auf Massenwirkung kann dafür keinesfalls ausreichen. Wo immer bedrohte Sprachen „wiederauferstanden“ sind, waren es einzelne wirkliche Enthusiasten, die „ansteckend“ gewirkt haben – als Aktivisten, als Dichter oder in anderer Weise (ein Beispiel ist das Revival des Manx, der keltischen Sprache der kleinen Isle of Man in der irischen See; siehe z.B. den Artikel im Guardian =>“How the Manx language came back from the dead“)
    Dass dieser mein Artikel zum Thema nicht niederdeutsch verfasst wurde, ist seiner Wirkungsabsicht geschuldet. Will man hier etwas wirklich Gediegenes abliefern, z.B. nicht überall in Wortschatz und Formulierungen Anleihen bei der hochdeutschen Sprache machen, so steckte sehr viel Arbeit darin. Und man hätte dann einen Artikel verfasst, den viele Menschen nicht lesen würden – mangels entsprechender Sprachkenntnisse oder wegen der unbequemen Anforderung, sich in den Gebrauch des Niederdeutschen auf einem ganz ungewohnten Feld ein zu leben. Gleichwohl wäre es konsequent.
  3. Wie in fast allen gesellschaftlichen Bereichen entstehen Probleme dann, wenn EINE Sichtweise zur allein gültigen gemacht werden soll. Sprachbenennungen können je nach dem Zusammenhang, in dem sie stehen, passend, anmaßend, hilfreich oder hinderlich sein. Wie oben schon angedeutet: im Alltag „Platt to proten“ ist aus meiner Sicht angemessen, „Plattdeutsch“ als übergeordnete Bezeichnung für eine selbständige, in Ausbau befindliche Sprache mit zahlreichen Dialekten aber nicht. Für mich spricht nichts dagegen, wenn die auf dem Gebiet niederdeutscher Sprachpflege ja sehr aktiven und erfolgreichen Ostfriesen ihre regionale Sprachform selbstbewusst „Oostfreeske Taal“ nennen – und dabei alle klare Unterscheidung von friesischen und niederdeutschen Sprachvarianten unter den Tisch fallen lassen, ja vielleicht sogar bei manchem Besucher ganz falsche Vorstellungen wecken (nämlich: diese Sprache sei „friesisch“)? Sie fühlen sich eben mehr als „Friesen“ denn als „Sachsen“, und so ist dieser Name der Sprache auch Ausdruck für ihre gelebte Identität (zur Frage der friesischen Identität nochmal der Hinweis auf meinen Artikel => „Wer ist Friese?“). Und mancher überzeugte Niedersachse kann seine Sprache gerne als „Sassisk“ bezeichnen – was spricht dagegen? Solange jeder deutlich werden lässt, dass seine Bezeichnung für diese Sprache SEINE persönliche Identifikation mit ausdrückt, spricht aus meiner Sicht nichts dagegen. All dies sind Namen für DIALEKTE des Niederdeutschen (auf Regionen oder bestimmte Anwendungsbereiche bezogene) – man sieht daran, wie bunt die Wirklichkeit dieser Sprache ist.
  4. Die niederdeutsche Sprache kann vielleicht gerade dadurch, dass sie als zusammenfassende gemeinsame GRUNDLAGE und nicht als bestimmendes DACH all ihrer Dialekte aufgefasst wird, eine Art „Gegenentwurf von unten“ zu den hoheitlich geförderten und von oben herab regierenden National- und Standardsprachen werden. Die Gemeinsamkeiten der niederdeutschen Dialekte sind groß genug, um dem noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden Gedanken einheitlicher Kulturräume, die sich durch Nationalität (sprich: Geburt und Wohnort, oder anders gesagt: Blut und Boden) definieren, einen subsidiären und durch freiwillige Zusammenarbeit lebendigen Kulturbegriff entgegen zu stellen. Fragen von „richtig“ und „falsch“, „Vorgaben“ für die Rechtschreibung sind dann keine hoheitlich sanktionierten Festlegungen, oder gar Ausdruck eines „ewigen nationalen Wesens“, sondern einfach flexible Absprachen zur Sicherung der gemeinsamen Verständigung. Warum sollte das Niederdeutsche dem in der Vergangenheit mit kulturimperialistischem Gehabe sprachliche Vielfalt unterdrückend aufgetretenen Hochdeutschen denn gerade DARIN nacheifern wollen?

2 Kommentare

  • Michael K.

    „Ein hervorstechendes Beispiel stellt hier Ostfriesland dar: die ostfriesische Mentalität sieht sich verwandt mit den (friesischsprachigen!) Friesen im Norden Deutschlands und in den Niederlanden, weniger mit den Sachsen weiter im Osten. Die ehemals vorhandene ostfriesische Varietät des Friesischen ist aber bis auf eine kleine Sprachinsel im Saterland ausgestorben, und Friesisch spricht in Ostfriesland kaum jemand. Die verbreitete Regionalsprache ist ein stark vom friesischen Substrat und von niederländischen Einflüssen geprägter niederdeutscher Dialekt.

    Wer also hier einem Ostfriesen zumuten wollte, er spräche „Sassisk“, der würde – denke ich einmal – nicht wirklich auf Gegenliebe treffen.

    In Ostfriesland spricht man darum mit einem gewissen Stolz von der „Oostfreeske Taal“ – der ostfriesischen Sprache – und macht damit das nächste Faß auf.“

    Das mit dem „Sassisk“ (Sassisch) kann ich rational betrachtet ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Was soll denn dann besser sein, sich statt dem „Sassischen“ einer anderen Benennung, hier dem „(Nieder)Deutschen“, zuzuordnen?
    Sassisch ist die Wurzel des Ostfriesischen Platts, wie eben Deutsch die Wurzel des österreichischen Deutsch ist, die auch bei ihrer Wurzel bleiben.

    Um auf die besondere Situation des ostfriesischen Platts mit dem Substrat hinzuweisen, mag man es dann auch als Oostfreeske Taal bezeichnen. Insgesamt bei der Sache aber nicht vergessen, dass eine starke Aufspaltung die Sprachgemeinschaft doch insgesamt nur schwächen kann (analog zu: divide et impera).

    • Stefan Carl Em Huisken

      Das ist eine Sache, die unter Ostfriesen durchaus nicht einheitlich gesehen wird. Die Ostfriesische Landschaft verfolgt seit langer Zeit eher die Politik der Integration der ostfriesischen Sprachform in das allgemein-Niederdeutsche, zulasten der friesischen Eigentümlichkeiten. Auf der anderen Seite stehen Bestrebungen, gerade diese durch das friesische Substrat bedingten Eigenarten zu stärken durch intensivere Verbindungen zum Saterfriesischen (in Schreibweise, Grammatik, Laustand etc.).
      Es ist eben nicht einsehbar, warum nur eine großräumige Vereinheitlichung/Normierung gut sein sollte; unter den Friesen früherer Zeiten galt weitestgehende Subsidiarität. Dass man eigene, selbständige Wege geht, bedeutet ja nicht gleichzeitig, dass man den anderen Bekämpft – dann wäre es „divide et impera“, der Schlachtruf aller Imperialisten.
      Statt sich in solchen auf die Dauer unfruchtbaren Diskussionen zu verbrauchen, scheint mir eine intensive Zusammenarbeit unter Beachtung eben auch und gerade kultureller Subsidiarität sinnvoll: sich nicht spalten lassen im Eintreten für größtmögliche Freiheit und Selbständigkeit überall. Eine solche Zusammenarbeit könnte auch dafür sorgen, dass nicht Willkür des Einzelnen, sondern sinnvolle Zusammenarbeit auf Grundlage der Freiheit entsteht. Warum soll ich dcem anderen schaden, wenn seine Anliegen doch den meinen ähnlich sind?

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